Der Stall als Stern
Weihnachtliche Pilgerreise nach Israel mit Bischof Schwarz - Reisetagebuch von Sonntag-Redakteurin Ingeborg Jakl - 04
Bethlehem und seine heiligen Stätten, der vierte Pilgertag brachte Weihnachten auf eine ganz andere Weise näher.
„Ihr Kinderlein kommet“, erklang es vielstimmig in der Geburtsgrotte in Bethlehem. Hier, an jenem Ort, an dem vor über 2000 Jahren Jesus geboren wurde, verneigen sich die Gläubigen aus Kärnten in Ehrfurcht. Mit Kerzen, die zuvor in der Geburtsbasilika gekauft wurden, reihte sich jeder in die Reihe jener ein, deren aller Ziel eben der Ort ist, wo einst der Stall von Bethlehem gestanden hat. Helga Strasser aus Salzburg, die mit der Kärntner Gruppe hierher kam, ist selig. Endlich geht ihr langgehegter Wunsch in Erfüllung. Weihnachten im Heiligen Land. Sie hat sogar doppelten Grund zu Freude, denn sie ist, wie der Volksmund so gerne sagt, ein echtes Christkindl. „In der Weihnachtsnacht geboren“, sagt sie nicht ohne Stolz.
Für Simon Brandstätter aus Heiligenblut geht eine lange Reise zu Ende. Hier, am Stall von Bethlehem wollte er einmal im Leben stehen. Der versierte Sternsinger, der Jahrzehnte in Heiligenblut nach den Feiertagen unterwegs war, hat keine Mühen gescheut, um hierher zu kommen. „Als ich gelesen habe, dass unser Bischof Alois Schwarz mitfährt, gab es für mich kein Halten mehr.“ Gleich zwei Familien sind mit ihm vom Fuße des Großglockners mitgekommen.
Partystimmung in der Stadt
Sie alle verbringen Weihnachen dort, wo einst alles begann. Im Bewusstsein, dass hier, in Bethlehem, das Fest der Geburt Jesu ganz anders gefeiert wird, als daheim.
Es schaut wie eine große Geburtstagsparty aus. Die Stadt hat sich herausgeputzt. An allen Ecken leuchtet Weihnachtsdekoration, bunt, glitzernd, schillernd. Auf dem großen Friedensplatz mitten in der Stadt steht ein Schild „Merry Christmas“. Daneben sind Bühnen aufgebaut, Straßenhändler bringen sich und ihr Sammelsurium in Stellung. Dazwischen proben die vielen hundert Pfadfinder in ihrer blauen und roten Kluft das exakte Trommeln und Marschieren für die große Weihnachtsparade. Besuchergruppen aus aller Welt drängen sich durch die Reihen. Japaner mit roten Weihnachtsmannmützen, Äthiopier in prachtvollen Gewändern, Amerikaner in bunten T-Shirts, mit Kaugummi im Mund.
Dazwischen betende und singende Pilgergruppen, bereits unterwegs zu den Hirtenfeldern. Hier werden um Mitternacht in vielen Sprachen Christmetten gefeiert.
Spurensuche
Aber bevor es soweit ist, bleibt noch genügend Zeit, all jene Orte zu besuchen, die Maria und Josefs Spuren tragen. „Es ist ein durchatmeter Raum, und um ihn in seiner Größe zu erfassen, beten wir. Wir sind hier, wo sich alles zugetragen hat, wo Gott in besonderer Weise an sein Volk gedacht hat“, sagt Diözesanbischof Alois Schwarz bei der Einstimmung in die Heilige Nacht.
Am Vormittag besuchte die Ministerin für Tourismus, Rula Maaja, die Pilgergruppe aus Kärnten und bedankte sich persönlich dafür, dass sie Weihnachten hier verbringen. „Sie setzen mit ihrem Besuch weltweit ein Zeichen, ein Zeichen für Frieden und Freundschaft. Bei dieser Gelegenheit outete sie sich als Freundin des Kärntner Liedes, wurde sie doch mit einem solchem vom 8 Gsong begrüßt.
Die Sänger um Gernot Fladnitzer haben bereits in den Nachmittagsstunden das Liedprogramm für die Christmette geprobt. „Wir sind gerüstet.“ Auch im Hinblick auf die 15.000 Pilger aus aller Welt, von denen viele auf den Hirtenfeldern eine Mette feiern werden. Die Kärntner Weihnachtslieder werden sich davon in besonderer Weise abheben. Vorbeikommende Amerikaner erkundigten sich sogleich, ob sie denn auch mitfeiern dürften, da sie keinen Bischof als Begleiter dabei hätten.
Christmette auf den Hirtenfeldern von Bethlehem
"Nicht alle können in Bethlehem auf den Hirtenfeldern sein", begrüßte Diözesanbischof Alois Schwarz die Kärntner Pilgergruppe zur Christmette. "Aber jeder", und damit wandte er sich an die Hörer und Hörerinnen zuhause an den Radiogeräten, aber jeder könne sein Herz zu einer Krippe machen. Das schenke Kraft und neue Dynamik für das Glaubensleben. Heute sei das Licht der Welt erschienen. "Gott ist mit uns", und er bat die Gläubigen, diese Botschaft in ihrem Herzen zu behalten. Gleichzeitig wies er auf die Wertschätzungen hin, die die Kärntner Pilgerschar hier vor Ort erleben durfte. "Wir erfahren Gemeinschaft über Völker und Grenzen hinweg. An diesem heiligen Ort beten wir deshalb besonders für den Frieden." Mit stille Nacht, heilige Nacht, entließ der 8-Gsong die Gläubigen. Eine beeindruckende Christmette, die unvergesslich bleibt.
Blitzlichter
Neben den vielen Besuchern aus aller Welt gab es erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, unaufgeregt, Alltag also.
Das Hotel in Bethlehem besticht durch seinen Treppen- und Gängeparcours. Fitness zu jeder Zeit.
Olivenholzschnitzereien befinden sich bei den Mitbringseln für die Lieben daheim. Rosenkränze, Krippenfiguren, Baumschmuck.