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Das Land ist das fünfte Evangelium

Weihnachtliche Pilgerreise nach Israel mit Bischof Schwarz - Reisetagebuch von Sonntag-Redakteurin Ingeborg Jakl - 03

Der dritte Tag der Pilgerreise ins Heilige Land stand ganz im Zeichen der Via Dolorosa und des  Besuches der Grabeskirche. Gleichzeitig hieß es: Abschiednehmen von Jerusalem.

„Wir beten um Frieden in der Christmette“, versprach Diözesanbischof Alois Schwarz Vera Baboun, der Bürgermeisterin von Bethlehem. Der Christin und ehemaligen Religionslehrerin war es ein wichtiges Anliegen, die Pilgergruppe aus Kärnten persönlich in ihrem Heimatort willkommen zu heißen. „Sie können nicht ahnen, wie wichtig für uns ihr Besuch zu Weihnachten ist“, sagte sie zu den Pilgern. „Wir brauchen gerade in dieser Zeit die Unterstützung von außen.“ Der Besuch sei ein Zeichen des Friedens in einer Zeit, die nicht immer friedlich sei, vor allem hier im Grenzgebiet.
Zum Abschluss stimmte der 8-Gsong unter Gernot Fladnitzer „Adeste fideles“ an und verwies musikalisch auf den Höhepunkt der Reise ins Heilige Land hin: Der Christmette auf den Hirtenfeldern in Bethlehem.

Vom Ölberg hinunter
Zunächst aber begann der Tag für die Reisegruppe mit einer Fahrt auf den Ölberg. Bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen gab es Postkartenblicke auf Jerusalem hinunter. „Das gibt es nicht alle Tage“, bestätigte auch Reiseleiter Cfir, der auch auf das üppige Grün in der Stadt verwies, eine Rarität, die nur bei genügend Regen zu sehen ist. Aber davon wollten die Kärntner nun doch nicht so viel wissen. Vielmehr interessierte sie die Dominus Flevit Kapelle mit dem atemberaubenden Blick über die Stadt.
Der dritte Tag stand ganz im Zeichen des Leidenwegs Jesu. Vom Garten Gethsemane, wo auch die Kirche der Nationen steht, führte der Weg weiter auf die Via Dolorosa. Hier mitten in der Jerusalemer Altstadt reiht sich ein Basarstand an den anderen und dazwischen ziehen betend und singend Pilgergruppen aus aller Herren Länder vorbei. Mit Kreuzträgern voran, betenden Frauen und Männern, den Rosenkranz in der Hand. Es ist ein Gewusel wie an einem heißen Sommertag vor einem Eissalon. Aber die Menschen lassen sich in ihrer Andacht nicht stören, versinken vor den einzelnen Kreuzwegstationen in tiefer Demut. Um die Grabeskirche nahm der Pilgerstrom stetig zu, die heiligen Orte im Inneren konnten nur durch geduldiges Anstehen erreicht werden.
Daneben blieb noch ein wenig Zeit, das Österreichische Hospiz mitten in der Altstadt zu besuchen. Plötzlich gibt es das Gefühl, wieder daheim zu sein. Heimische Tannen, ebenso geschmückt, Weihnachtslieder und duftende Keks aus der eigenen Bäckerei laden zu Rast und Atemholen ein. Schwester Bernadette und Rektor Markus Bugnyar freuten sich über so eine große Gruppe aus Kärnten und Zivildiener Johannes Siter aus Faak am See servierte in Kärntner Tracht. „Fast wie zuhause“, waren sich alle einig. Aber, Israel ist nicht Kärnten und soll es auch nicht sein. Denn dieses einmalige Erlebnis, sich gerade an Weihnachten auf den Weg nach Bethlehem zu machen, berge in sich ein ganz besonderes Geheimnis, betonte Diözesanbischof Alois Schwarz beim gemeinsamen Gottesdienst in der St. Anna Kirche in Jerusalem. „Dort, wo der Stern über Bethlehem aufgeht, beginnt der Himmel zu singen. Und jetzt sind wir auf dem Weg zum göttlichen Kind“, sagte der Bischof. „Dort holen wir uns die Kraft für unseren weiteren Glaubensweg.“ Und weiter: „Das Land, auf dem wir uns bewegen, ist das fünfte Evangelium.“ Die Fussabdrücke Jesu seien überall erahnbar.

Abschied von Jerusalem
Nach der heiligen Messe, die wiederum vom 8-Gsong begleitet wurde, hieß es Abschied nehmen von Jerusalem. Einer Stadt, die viele, trotz der kurzen Verweildauer, lieb gewonnen hatten. Eine Stadt, die fasziniert, ob ihrer Buntheit und auch wegen ihrer vielen Religionen, die hier miteinander leben.
Während die Kärntner Pilger mit unendlich vielen Eindrücken ihr neues Hotel bezogen, startete Bischof Schwarz in die traditionelle ORF-Sendung in den Heiligen Abend, moderiert von Waltraud Jäger. Ein Brückenschlag zwischen den Kontinenten von Herz zu Herz. Denn Grüße wurden sowohl nach Kärnten als auch nach Israel gesendet. Der Kärntner Bischof war sowohl Überbringer wie auch Empfänger.

Blitzlichter
Unter den Kärntner Pilgern sind auch sieben Mädchen und Buben im Alter von 10 bis 16 Jahren. Laura Fladnitzer spricht aus, was die meisten denken: „Zunächst war ich doch sehr skeptisch, Weihnachten nicht zu Hause zu feiern, aber jetzt taugt es mir voll.“

Die Weihnachtsbäume, die hier vor Ort geschmückt sind, erinnern eher an Disneyworld, denn an einen Tannenbaum.
Es gibt nichts, was es auf der Via Dolorosa nicht zu kaufen gibt. Vom Imbiss bis zur Zahnfüllung!
Die kleinen Schwestern Jesu verkaufen in Jerusalem halbtags geschriebene Ikonen. Den Resttag kümmern sie sich um ihre Pilger und ihre eigene Spiritualität.