Mehr als fünf vor zwölf!
100% erneuerbare Energie - wann, warum, wie?
Die Popper Foundation und der Katholische Akademikerverband luden Experten zum Thema Klimawandel und Ökosoziale Steuerreform an die Alpen-Adria-Universität.
Dr. Kopetz, ein Urgestein auf dem Gebiet des Klimawandels/Klimaschutzes, fasste in seinem einführenden Vortrag sehr prägnant alle Fakten zusammen, die zur heutigen Situation führten.
So kann es nicht weiter gehen
Er vergleicht die Geschichte der Gesellschaft mit einer Eisenbahnfahrt. In jedem Waggon wird um die Entwicklung in Teilbereichen gerungen, um Bildung, Soziales, Wissenschaft, Wirtschaft etc. Der Antrieb des Zuges fußt auf fossilen und atomaren Energiesystemen. Jeder ist mit der Entwicklung seines Teilbereiches beschäftigt und findet keine Zeit zu prüfen, ob die Richtung stimmt und wohin der Zug eigentlich fährt. Erst in den 80er Jahren wurde erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn doch, würde der Zug in einen Abgrund stürzen. Messungen zeigten nämlich, dass die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre massiv gestiegen war. Der Grund: Verbrennung von Öl, Gas und Kohle.
Gravierender Umbau unserer Lebensgewohnheiten und ökosoziale Wirtschaftsordnung
Was ist die Alternative? Ein neues Energiesystem, das nicht mehr auf fossil-atomaren Energiequellen aufbaut, sondern auf den solaren Energiestrom setzt, der ununterbrochen in riesigen Mengen auf die Erde einströmt. Mit diesem Energiesystem könnte die Menschheit ihre Fahrt durch die Jahrhunderte fortsetzen, ohne abzustürzen. Dr. Kopetz erklärt auch, wie dieser Umstiegsprozess funktionieren könnte. Voraussetzung wären allerdings ein gravierender Umbau unserer Lebensgewohnheiten und eine ökosoziale Wirtschaftsordnung.
Was haben die Führungseliten der Welt mit diesem Wissen gemacht. 1988 wurde in Toronto beschlossen, dass alle Industrieländer ihre CO2-Emissionen bis 2005 um 20 % drosseln sollten. Es folgen Klimaabkommen in Kyoto (1997) und Paris (2015). In Paris wurde beschlossen, um die Erwärmung unter 2 Grad zu halten, müssen alle Industrieländer bis 2040 aus den fossilen Energien aussteigen. Allerdings blieb es bisher bei Lippenbekenntnissen der Politik.
Nachdem nun 30 Jahre verstrichen sind, ist es höchste Zeit, schnell zu reagieren, bevor Kipppunkte überschritten werden, die irreversible Prozesse in Gang setzen, die nicht mehr gestoppt werden können – z. B. das Auftauen der Permafrostböden.
Österreich hat gute Voraussetzungen um Energiewende zu schaffen
Trotz der sehr deprimierenden Fakten ist Dr. Kopetz optimistisch. Österreich hat die Voraussetzungen, um seinen Energiebedarf bis 2040 zu 100 % mit erneuerbaren Energien abzudecken. Die Technologien wären vorhanden. Photovoltaik, Windenergie und Biomasse könnten, gepaart mit politischem Willen, eine Wende herbeiführen. Jetzt ist die Politik gefordert: Steuerumbau, Förderungen, Ökostromgesetze, höhere Besteuerung von Erdöl, usw.. Unpopuläre, aber notwendige Schritte, wenn man die Klimaziele von Paris erreichen, oder drastischer ausgedrückt, wenn man den Fortbestand der Menschheit auf diesem Planeten eine Chance geben möchte.
Diskussion mit Experten
Im Anschluss an den sehr anschaulichen Vortrag gab es vom interessierten Publikum zahlreiche Fragen und Wortmeldungen. Neben Dr. Kopetz waren Mag. Günther Grabner, PV-Invest, und DI Mag. Bernhard Rebernig, Ökosoziales Forum, kompetente Gesprächspartner, die aus ihren praktischen Erfahrung berichteten. Moderiert wurde das Gespräch von Univ Prof. Dr. Norbert Wohlgemuth vom Institut für Volkswirtschaftslehre.
Jeder kann zur Wende beitragen
Fazit: Es ist bereits mehr als fünf vor Zwölf - der Zug nähert sich dem Abgrund. Aber, und das ist die positive Meldung, jeder Einzelne kann etwas tun. Man kann seinen eigenen Lebensstil überdenken und auch die Politik beeinflussen, damit sie die richtigen Schritte setzt.
Wenn sich genügend Menschen per Brief, Mail oder dem Unterschreiben des Klimavolksbegehrens zu einem Umdenken bekennen, kann auch die Politik nicht die Augen verschließen! Die Zeit ist günstig, unsere Regierung ist gerade dabei sich neu zu formieren. Versuchen wir gemeinsam den Zug zu stoppen!