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Das Kreuz im Weg - Kunst im Dom 2018

Dompfarrer Peter Allmaier betrachtet eine Kunstinstallation von Brandy Brandstätter für den Dom zu Klagenfurt

Das “Kreuz im Weg“ heißt die Kunstinstallation, die Brandy Brandstätter für die Klagenfurter Domkirche geschaffen hat. Im Rahmen der Aschermittwochliturgie wird sie der Öffentlichkeit präsentiert. (© Foto: zeitpunkt)
Das “Kreuz im Weg“ heißt die Kunstinstallation, die Brandy Brandstätter für die Klagenfurter Domkirche geschaffen hat. Im Rahmen der Aschermittwochliturgie wird sie der Öffentlichkeit präsentiert. (© Foto: zeitpunkt)
Der Grafiker und Künstler Brandy Brandstätter (© Foto: Dompfarre / Brandstätter)
Der Grafiker und Künstler Brandy Brandstätter (© Foto: Dompfarre / Brandstätter)

Ein aus Metallstäben gebildetes Kreuz im Mittelgang der Klagenfurter Domkirche ist auch ein Hindernis. „Das Kreuz steht im Weg“, schreibt Dompfarrer Dr. Peter Allmaier in einer Interpretation der diesjährigen Kunstintervention, die im Rahmen der Aschermittwochliturgie am 14. Februar um 19 Uhr von Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz der Öffentlichkeit präsentiert wird. Das Kunstwerk von Brandy Brandstätter wird während der Fastenzeit in der Klagenfurter Kathedralkirche zu sehen sein.

Dompfarrer Allmaier schreibt über das diesjährige Kunst im Dom Projekt:

Das Kreuz gehört weg. Zum Glück hat die Gesellschaft sehr viel Übung im Beseitigen des Störenden. Wenn im Fernsehen vom Kreuz hungernder Menschen oder von Naturkatastrophen heimgesuchter Landstriche berichtet wird, dann lässt sich das für die Dauer des Interesses am Kuriosen aushalten – und dann weg. Zum Glück gibt es auch Kanäle mit harmloser Belustigung. Wenn im gesellschaftlichen Alltag die Werte des christlichen Abendlandes beschworen werden, dann sind vollmundige Parolen zu hören. Doch jene Werte, die dabei hoch gehalten werden, spiegeln nicht die gelebte Wirklichkeit. Sobald die Wirklichkeitsform von Gerechtigkeit und Nächstenliebe, von Schöpfungsverantwortung oder Toleranz nachgefragt wird, sobald es also kreuzernst wird – und dann weg. Außerhalb des Sonntags und des sakralen Raumes sind Einmischungen der Institution mit dem Kreuz ohnedies unerwünscht.

Das Kreuz im Weg. Die 129 Metallstäbe mit einer Länge von insgesamt mehr als einem halben Kilometer sind gefährlich. Sie sind wie Lanzen, von denen man aufgespießt werden könnte. Das Kreuz gehört weg. Die Menschen dieser Gesellschaft haben viel Übung darin, einander zu verletzen. Doch Schuld sind immer die anderen. Sobald die eigene Schuld sichtbar werden könnte  – dann weg. Der Zeigefinger wird zu einem Spieß, der gekonnt auf eine Situation oder einen Menschen deutet.

Das Kreuz im Weg. Die brennenden Kerzen erinnern an die Form der ersten Gottesoffenbarung im Alten Testament. Im brennenden Dornbusch zeigte sich jenes Feuer, das brennt aber nichts verzehrt. Feuer wärmt aber nicht nur sondern kann auch gefährlich werden. Das Kreuz gehört weg. Unter dem Vorwand der political correctness wird jede Aussage weichgezeichnet. Sobald jemand mit der Leidenschaft des Feuers eine eigene Meinung vertritt – dann weg. In einer Zeit, in der jede Meinung gleich gültig ist, hat alles gleichgültig zu sein.

Das Kreuz im Weg. Spätestens bei politischen Wahlen wird deutlich, dass mit dem Kreuz die richtige Option bezeichnet wird. Das Kreuz gehört her. Mit dem Kreuz wird jene weltanschauliche Gruppierung angezeigt, für die sich das persönliche Engagement lohnt. Die Wahrheit von Beziehungen zeigt sich weniger in geselliger Runde als vielmehr in schweren Zeiten. „Das Kreuz ist der Ernstfall der Liebe“ (H. U. v. Balthasar), denn in Stunden, die kreuzschwer sind, zeigt sich, wer zu wem steht. Daher ist das Kreuz gewöhnlich an der höchsten Spitze des Kirchturms anzutreffen, weil es die gute Mitte zwischen Himmel und Erde ist. Gott hat damit seine Wahl für die Welt getroffen und der Mensch seine Wahl für Gott. Und Gottes Wahl ist kein leeres Gerede, sondern trägt auch in schweren Zeiten. Sein Ja zum Menschen lässt er sich einiges kosten.

Das Kreuz ist der Weg. In den katholischen Kirchen gibt es die Tradition der Kreuzwegstationen. Das Kreuz ist kein Gegenstand sondern ein dynamischer Prozess des Gehens. Wenn es etwas Richtiges im Falschen gibt und der Weg das Ziel ist, dann über das Kreuz. Denn das Durchkreuzen der Lebenspläne und die kreuzharte Anstrengung tragen mehr zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit bei als die bürgerliche Behaglichkeit. Vielleicht wird Gott am Ende des Lebens nicht nach der Anzahl und der Schwere der Sünden fragen sondern: „Wo sind deine Wunden? Gab es wirklich nichts, für das zu kämpfen es sich ausgezahlt hätte? Gab es nichts, das zu tragen wert war?“ Das Kreuz ist der Weg, weil es ein Weg nach oben ist.“