Die ganz im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils entstandene Kirche von Krumpendorf überrascht immer wieder mit zeitgenössischen Kunstinstallationen und Ausstellungen. Der lichtdurchflutete Kirchenraum lädt richtiggehend dazu ein, die Seele himmelwärts zu erheben.

Das ist freilich nicht immer so einfach. Vielfach ist es ein Ringen mit den fragwürdigen Bedingungen unseres Lebens, sind es Zweifel, Nöte und Sorgen, die uns hinabziehen. Oder Übermut und Stolz, die uns das Wesentliche des Lebens aus den Augen verlieren lassen.

In Vorbereitung auf eine Ausstellung 2019 hörte die gebürtige Südkoreanerin Sung Min Kim von der Sage zur Entstehung des Wörthersees, welche „etwas Tiefes über das Vorherrschen von materiellem Überfluss sagt“, so die Künstlerin. Wasser und Wasserfälle haben ihr künstlerisches Schaffen bereits zuvor beeinflusst, gilt Wasser doch als Symbol der Reinigung und des Lebens einerseits, ambivalenter Weise andererseits aber auch für Untergang und Neuwerden. In diesen strömenden Fluss des Lebens eingetaucht ist das Ringen des Menschen mit Zweifel und Not, ebenso wie das rettende Emporgehobenwerden von wunderbar tragenden Mächten.

Unmittelbar vor der Fastenzeit 2020 entstand so ein großformatiges Bildnis in drei Bahnen: zwischen dunklen Strömen lassen sich zwei ringende Figuren ausmachen, die sich zu einem einzigen Wirbel vereinen. Es ist das ständige Ringen, welches den Menschen innerlich wie äußerlich begleitet, die Möglichkeit des Fallens und des hinabgezogen Werdens. Zugleich ist darin jedoch das Rettende hell gegenwärtig und trägt empor, hebt auf ins Über-leben. Im Inter-esse, im Zwischen-Sein, bewegt sich das Leben.

Man mag an die Versuchung Jesu in der Wüste denken oder an den modernen, individuellen, im Überfluss lebenden Menschen oder auch in Zeiten von Corona an die, in ihrer Verwobenheit, suchende und fragende Menschheit nach Rettung und Erlösung.

Das Fastentuch blieb länger hängen als geplant. Im Sommer 2020, nach dem ersten Lockdown, schließlich das Gefühl des großen Aufbruchs. Zuversicht und Hoffnung kam zurück. Das Stärkende trat wiederum in den Vordergrund. Und so wurden dem dynamischen Bild, welches mit seiner schwarzen Tuschmalerei ganz, der Herkunft der Künstlerin entsprechend, in der Ästhetik des Buddhismus steht, zwei lichtvolle Seitenfahnen angefügt. Bunte Hände in den zwei großen Flügeln signalisieren Aufbruch, Leben, Freude, Zuversicht.

„Ja, Leben ist und bleibt ein Risiko“, so Hans Peter Premur, Bischofsvikar und Pfarrer von Krumpendorf. Das „Sowohl – Als – Auch“ sei die Kunst einer zeitgemäßen Spiritualität. Er ist überzeugt, dass „wir die Ängstlichkeit, die uns ja immer schon in den Knochen steckt, nicht als Ratgeber für unser zukünftiges Leben nehmen, sondern ein neues, stärkeres Vertrauen entwickeln sollten. Ohne Vertrauen kein Leben.“

Das zeitgenössische Fastentuch von Sung Min Kim stimmt nachdenklich, schürft tiefer und hebt in die Höhe.

Öffnungszeiten: Täglich von 8 - 19 Uhr

Kontakt:
Kaiserallee 45
9201 Krumpendorf
Tel.: 04229/2392
E: krumpendorf@kath-pfarre-kaernten.at

Tücher in der Nähe:

• Sternberg – historisches Fastentuch von 1629 / Feldertyp
  Die Kirche ist geöffnet, Besichtigung durch ein Eisengitter möglich.
  Gesamtbesichtigung auf Anfrage: Prov. Mag. Janusz Kroczek - 0676/8772 8584
• Viktring – zeitgenössisches Tuch von 1992 / Feldertyp
  Das Fastentuch wird heuer nicht am Hochaltar aufgehängt. Zu besichtigen ist es jedoch täglich von 7 - 17 Uhr in der Turmkammer.
• Viktring-Stein – Kinderfastentuch, 2018, Feldertyp
  Die Kirche ist zu den Gottesdienstzeiten geöffnet.
• Maria Wörth – zeitgenössisches Tuch, 1999, Feldertyp
  Die Kirche ist täglich von 9 - 18 Uhr geöffnet.

Weitere Fastentücher, alle dazugehörenden Informationen und Fotos finden Sie auf >> Fastentücher in Kärnten