1000 Jahre jüdisches Leben in Klagenfurt
Tag des Judentums
„1000 Jahre jüdisches Leben in Kärnten“
Anfangs zogen sie nur durch. Doch dies erwies sich als schwierig. Daher errichteten jüdische Fernhändler im frühen Mittelalter in Kärnten zahlreiche Stützpunkte („Judendörfer“). Ab dem 12. Jahrhundert siedelten sie dann in den allmählich entstehenden Städten und wandten sich verstärkt dem Geldgeschäft zu. Im 14. Jahrhundert erreichte die jüdische Präsenz in Kärnten ihren Höhepunkt (11 Städte und Märkte). Es gab einige Großbankiers, aber auch viele kleine Pfandleiher. In fünf Städten sind Synagogen belegt, in drei Orten auch jüdische Friedhöfe.
Judenfeindliche Exzesse gab es auch im mittelalterlichen Kärnten. Nach dem Vorwurf einer angeblichen Hostienschändung kam es 1338 zu einem Progrom mit vielen Opfern.
Die herausragende Stellung der Juden im Geldgeschäft war eine Konsequenz der kirchlichen Zinsverbote. Gegen Ende des Mittelalters wurden diese schon weitgehend negiert. Daher brauchte man keine Juden mehr und vertrieb diese als lästige Konkurrenz. In Kärnten einigten sich Kaiser Maximilian und die Landstände 1496 auf die Vertreibung der wenigen noch im Land ansässigen Juden.
Nachdem Joseph II. den Juden im Rahmen des Toleranzpatents Erwerbsfreiheit zugestand, besuchten seit den 1780er-Jahren jüdische Wanderhändler auch wieder Jahrmärkte in Kärnten. Eine dauerhafte Niederlassung blieb ihnen bis zu den liberalen Grundgesetzen von 1867 noch verwehrt.
Der zweite Teil des Vortrages behandelt die Wiederansiedlung jüdischer Menschen in Kärnten, ihre beruflichen Aktivitäten, die Gründung des Kultusvereins und der Israelitischen Kultusgemeinde, den modernen Antisemitismus, die Verfolgung in der NS-Diktatur und heutige Spuren jüdischen Lebens in Kärnten.