Den Sonntag (wieder) entdecken
Der wöchentliche Fest- und Familientag
Ein Tag zum Ausruhen
Bei einer Umfrage der Kärntner Kirchenzeitung war die Frage: „Was bedeutet Ihnen der Sonntag?“ In den meisten Antworten wurde geschrieben: ein Tag der Ruhe – Zeit mit der Familie – ausschlafen – Freunde besuchen – Zeit für Sport u.a. Es braucht die Phasen der Entspannung. Es ist – zumindest auf Dauer – unmöglich, ständig auf Trapp zu sein. Wie oft wird jedoch der Druck einer Arbeitswoche fortgesetzt im Freizeit- und Arbeitsstress am Wochenende?
Am Sonntag sind wir eingeladen innezuhalten, uns Zeit füreinander zu nehmen, als gläubige Menschen uns Zeit fürs Gebet und für die gemeinsame Feier des Gottesdienstes zu gönnen.
Am 7. Tag ruhte Gott
In einer mythologischen Erzählung schildert die Bibel das Schöpferwirken Gottes in sechs Tagewerken. „Und am 7. Tag vollendete Gott das Werk, das Er geschaffen hatte, und Er ruhte am 7. Tag. Gott segnete den 7. Tag und erklärte ihn für heilig.“ (Gen 2,2-3)
Das aktive Tun und Schaffen allein genügen nicht. Es braucht auch die Zeit, in der in Ruhe auf das geblickt wird, was geschehen ist. Das Geschehene wertschätzen und damit „vollenden“. Erst damit wird es abgerundet und bleibt kein Torso menschlichen Aktivismus.
Erkennungsmerkmal für Gottes Volk
Nachdem Jahwe die Hebräer aus der Gefangenschaft in Ägypten befreite, sagte Er ihnen ein gutes Land zu. Auf dem Weg ins verheißene Land gab Er dem Volk das Bundesgesetz („Dekalog – die zehn Gebote“). Es sollte dem Volk seine Identität und die gewonnene Freiheit bewahren. Darin sind die Weisungen Gottes enthalten: „Du sollst nur an den einen Gott glauben... Du sollst den Sabbat heiligen.“ Das heißt, der 7. Tag der Woche soll Gott geweiht sein.
Den „Tag des Herrn“ nützen, um sich immer wieder an Gott zu erinnern und Seine Befreiungstat und Seine Treue zu bedenken; Gott, dem Schöpfer von allem, danken, denn „Er macht, dass wir Menschen machen / schaffen können“ (Teilhard de Chardin). Deshalb soll es ein Tag der Ruhe und der Gottesverehrung sein.
Werden wir ChristInnen den Sonntag als den besonderen Tag in der Woche (wieder) finden und (neu) schätzen (lernen)?
Gottesdienst am Sonntag
Bei der Umfrage der Kirchenzeitung, was Ihnen der Sonntag bedeutet, kam nur in wenigen Antworten ein Hinweis auf Gebet und Besinnung - Mitfeier des Gottesdienstes - in der Pfarre mitfeiern.
Das Testament Jesu: Vor seinem Leiden und Sterben versammelte sich Jesus mit den JüngerInnen zum Mahl. Da nahm er Brot und Wein und sagte dazu: „Nehmt das Brot, trinkt den Wein – das bin ich für euch. Tut das zu meinem Gedächtnis.“ Damit hinterließ Jesus den Gläubigen ein einzigartiges Vermächtnis: Er, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist in der Dreifaltigkeit lebt, gibt sich selbst als Brot des Lebens.
Die Apostel und Jünger Jesu, die wie Jesus selbst Juden waren, hielten den Sabbat heilig. Nachdem der auferstandene Jesus zum Vater heimgekehrt war, feierten die Anhänger Jesu am Morgen des ersten Tages der Woche die Erinnerung an den Auferstandenen. Jesus von Nazaret, der am Kreuz gestorben ist, ist auferstanden; er ist nicht unter den Toten. Gott ist ein Gott des Lebens und der Überwinder des Todes.Die Christen haben den Sabbat durch den Sonntag abgelöst. Vom Anfang an versammelten sich die christlichen Gemeinden am 1. Tag der Woche, dem „Tag des Herrn“, zum „Brotbrechen“. In der eucharistischen Mahlfeier stärkten die Gläubigen ihre Verbundenheit mit Christus und untereinander. Was sie hier feierten und als Gemeinschaft (= communio) erlebten, sollte ihren Alltag prägen.
Kein Sonntag ohne hl. Messe, war den Katholiken in früheren Generationen selbstverständlich. Im Bericht vom Letzten Abendmahl (vgl. Luk 22,15) sagt Jesus, wie sehr er sich danach sehnt, dieses Mahl mit den Seinen zu feiern. Jesus erwartet die Seinen. Was bedeutet es, wenn wir gläubige ChristInnen sein wollen und Ihn einfach warten lassen? Die regelmäßige Mitfeier der hl. Messe am Sonntag neu bedenken…