Der weihnachtliche Festkreis

engelstrasse 2014 fotogard
Und ein Engel brachte Maria die Botschaft...(Foto: fotogard)

Der Advent

Adventus bezeichnet die Ankunft Christi im Fleisch, also seine Geburt, aber auch die Ankunft der Gottheit oder den ersten Besuch des Herrschers nach seinem Amtsantritt. Somit verweist der Advent nicht nur auf die Geburt des Herrn, sondern auch auf seine Wiederkunft in Herrlichkeit. Die Entwicklung der Adventzeit verlief im ersten Jahrtausend sehr uneinheitlich und kam erst in den Messbüchern des 12. und 13. Jahrhunderts zu einem vorläufigen Abschluss. Ab diesem Zeitpunkt stehen am Beginn der Messbücher vier Sonntage der Vorbereitung auf das Hochfest der Geburt des Herrn und markieren so den Anfang des liturgischen Jahres. Mit der letzten Liturgiereform ergibt sich somit folgendes Bild:

Die vier Adventsonntage haben bezüglich der Evangelientexte vier Grundthemen:

1. Adventsonntag: Die Wiederkunft Christi

2. Adventsonntag: Die Bußpredigt Johannes des Täufers

3. Adventsonntag: Jesus und Johannes der Täufer

4. Adventsonntag: Die Ereignisse unmittelbar vor der Geburt Jesu.

 

In den alttestamentlichen Lesungen überwiegen Motive aus Prophetien über die Menschwerdung Jesu, die Epistellesungen hingegen bringen die Erwartung und den Ruf zur Wachsamkeit zum Ausdruck. An den Werktagen stehen vom 17. bis 24. Dezember die Ereignisse unmittelbar vor der Geburt Jesu im Vordergrund. Diese Tage dürfen von keinem anderen Motiv (zum Beispiel Gedächtnis eines Heiligen) überlagert werden.
Eine Besonderheit stellen auch die O-Antiphonen dar, die vom 17. bis 24. Dezember zum Magnificat gesungen wurden und nun auch als Hallelujaverse eingesetzt sind. Sie gehen bis ins 8. Jahrhundert zurück und sind Dichtungen, die auf der Grundlage prophetisch-apokalyptischer Texte entstanden sind.
Die Rorate-Messen sind von ihrem Ursprung her Votivmessen zu Ehren der Gottesmutter Maria im Advent (am Samstagmorgen), in denen das Evangelium von der Ankündigung der Geburt Jesu verkündet wird. Der Name stammt vom Einzugsgesang „Rorate coeli - Tauet, Himmel“. Sie können nur bis zum 16. Dezember gefeiert werden.
Das religiöse Brauchtum im Advent ist besonders reich: Adventkranz (drei violette und eine rosafarbene Kerze für den dritten Adventsonntag „Gaudete – Freut euch“), Adventsingen, Marientragen, Barbarazweige, Nikolaus, Luzia etc.
 

Die Weihnachtszeit

Die Weihnachtszeit beginnt mit dem Hochfest der Geburt des Herrn am 25. Dezember und endet mit dem Fest der Taufe des Herrn am ersten Sonntag nach Epiphanie.

A. Das Hochfest der Geburt des Herrn – Weihnachten (25. Dezember) und die Weihnachtsoktav
Es kann angenommen werden, dass man Weihnachten in Rom bereits in der ersten Hälfte des 4. Jh. gefeiert hat. Das Fest dürfte den Natalis invicti, den Geburtstag der unbesiegbaren Sonne, abgelöst haben, gilt doch Christus als Sonne der Gerechtigkeit.
Natale ist jedoch nicht nur die Bezeichnung für die Geburt, sondern auch für die Thronbesteigung und Entfaltung der Macht (nicht zufällig wurde Karl der Große am 25.12.800 zum Kaiser gekrönt). Beide Inhalte sind Weihnachten zu eigen. Es ist das Fest der Menschwerdung, aber auch des Kommens Christi in seiner königlichen Macht. Davon zeugen bis heute die liturgischen Texte. In Rom wurde schon früh drei Mal die Eucharistie gefeiert, was eine Besonderheit darstellte:

  •    um Mitternacht in Sancta Maria Maggiore (Reliquie der Krippe), heute „Christmette“
  •    in der Früh in St. Anastasia, heute „Hirtenamt“
  •    und am Tag in St. Peter, heute „Messe am Tage“.

Dieser Brauch verbreitete sich rasch in allen Regionen. Die drei Messen sind heute allerdings nicht verpflichtend vorgesehen.
Zudem bildete sich bald eine Oktavfeier (eine liturgische Festwoche) heraus. Schon im 7. Jh. wurden die Feste des Heiligen Stephanus (26.12.), Johannes des Evangelisten (27.12.) und der Unschuldigen Kinder (28.12.), der sogenannten Gefährten Christi, in der Weihnachtsoktav gefeiert. Der Oktavtag selbst war in Rom marianisch geprägt. Sonst herrschte auch das Motiv der Beschneidung Jesu vor, wie es die Chronologie des Lukasevangeliums vorgibt. Heute ist er doppelt geprägt: zum einen wird er Oktavtag der Geburt des Herrn, zum anderen Hochfest der Gottesmutter Maria genannt. Der Sonntag in der Weihnachtsoktav ist das relativ junge Fest der Heiligen Familie, ein Ideenfest, das ab 1920 in der Weltkirche gefeiert wird, zunächst am Sonntag nach Epiphanie. Mit der Weihnachtsoktav ist reiches liturgisches und bürgerliches Brauchtum verbunden: der Weihnachtsbaum, die Krippe, Krippenspiele, die Pferdesegnung und der Stephaniritt, die Segnung des Johannisweins, Bräuche am Fest der Unschuldigen Kinder, die Segnung der Häuser am Vorabend von Weihnachten, Neujahr und Epiphanie etc.

B. Das Hochfest der Erscheinung des Herrn - Epiphanie (6. Jänner) und das Fest der Taufe des Herrn
Das Fest ist in Ost und West bereits ab dem 4. Jh. belegt und gehört zu den ältesten Herrenfesten. In Alexandrien  (Ägypten) wurde an diesem Tag das Fest des Gottes Äon gefeiert und Wasser aus dem Nil geschöpft (in der Ostkirche später ein Tauftermin). Das griechische Wort Epiphanie meint die rettende und erlösende Erscheinung der Gottheit. Diese Bezeichnung lässt eine große Bandbreite an Ereignissen zu, derer an diesem Tag gedacht worden ist. Schließlich haben sich drei wesentliche Inhalte behauptet:

  •    der Besuch der Sterndeuter (siehe Eucharistiefeier)
  •    die Taufe Jesu
  •    die Hochzeit zu Kana.

In Österreich wird das Fest gemäß der Tradition am 6. Jänner begangen, sonst auch am ersten Sonntag ab dem 2. Jänner. Zu Recht wurde mehrfach darauf hingewiesen, Epiphanie sei das ursprüngliche Christkönigsfest. Es geht um das Erscheinen Christi in seiner königlichen Macht. Während zu Weihnachten der Aspekt des Kommens im Fleisch und damit der Erniedrigung im Vordergrund steht, richtet Epiphanie den Blick auf die göttliche Größe des Kindes.
Das Fest der Taufe des Herrn wird am Sonntag nach Epiphanie gefeiert, denn es entfaltet einen Aspekt der Epiphanie.
Mit dem Fest der Epiphanie ist bis heute reiches religiöses Brauchtum verbunden: die Segnung von Wasser, Kreide und Weihrauch, das Sternsingen, etc. Als im Mittelalter die Reliquien der Sterndeuter, mittlerweile als die drei Könige verehrt, nach Köln übertragen wurden, erlebte die Wallfahrt zu den drei Heiligen einen großen Aufschwung. Daher ist das Fest bis heute im Volksmund als Dreikönigsfest und nicht, wie es der liturgische Kalender vorgibt, als Hochfest der Erscheinung des Herrn, bekannt.

C. Das Fest der Darstellung des Herrn (2. Feber)
Das Fest ist zwar nicht mehr Teil der Weihnachtszeit, jedoch in ihrem Kontext zu betrachten. Es wird nämlich vierzig Tage nach Weihnachten begangen.
Der im Volksmund gebräuchliche Name Maria Lichtmess ist irreführend. Die Neuordnung der Liturgie nach dem II. Vatikanum hat nämlich das ursprüngliche Verständnis wieder zur Geltung gebracht: Lichtmess ist ein Herrenfest. Sein Inhalt ist die Ankunft des Herrn im Tempel (siehe Mal 3,1-4) und seine Darstellung. Aus der römischen Stationsliturgie entstand zudem der Brauch einer Lichterprozession. Später verlagerte sich der Akzent auf die sogenannte „Kerzenweihe“. Im Kontext der heutigen Feier ist jedoch festzuhalten, dass die Segnung der Kerzen eine sinnenfällige Aktualisierung des Festinhalts ist, Christus als „Licht, das die Heiden erleuchtet“ (Lk 2,32), zu bezeugen.
In Eisenkappel wird am Vorabend dieses Tages das sogenannte Kirchleintragen gepflegt. Die Knechte und Mägde wechselten zu „Lichtmess“ ihren Dienstort.