Unverschnörkelte Klarheit und kompromisslose Formen

Der Liturgiewissenschafter Stefan Kopp über Altar und Ambo in der Wolfsberger Markuskirche

Altarraum in der Wolfsberger Markuskirche (© Foto S. Kopp)
Altarraum in der Wolfsberger Markuskirche (© Foto S. Kopp)

Die Kunst des Gotthard Schatz ist von unverschnörkelter Klarheit und von kompromisslosen Formen geprägt. Seine Objekte bestechen durch klare Linien, zum Teil geometrisch anmutende Formen und vor allem durch eine gewisse Leichtigkeit, die er trotz der Schwere des verwendeten Steins in seinen Objekten durch seine eigene Methode der „Dematerialisierung“ erreicht. Deshalb nennt ihn der Kärntner Schriftsteller Alois Brandstetter einen „technoiden“ Objektkünstler, der „mit seinen Steinkugeln und exakt durchlöcherten, beschnittenen und durchbohrten Platten und Blöcken“ für ihn mit dem späten Otto Eder (1924–1982) in einer Reihe steht.

Altar - Detailansicht (© Foto S. Kopp)
Altar - Detailansicht (© Foto S. Kopp)

Es ist beeindruckend, Gotthard Schatz bei seiner Arbeit zuzusehen, wenn er mit Hilfe von ausgereifter Technik und gutem Werkzeug einen Steinblock aus seiner Schwere befreit und ihm – bei gleichbleibender Stabilität des Materials – die Form gibt, die er von Beginn an darin sieht. Der Künstler legt also etwas frei, was einerseits in der Natur selbst und andererseits in seinem künstlerischen Geist grundgelegt ist.

 

Altarraum in der Wolfsberger Markuskirche (© Foto S. Kopp)
Altarraum in der Wolfsberger Markuskirche (© Foto S. Kopp)

Dabei kann man an die berühmte Geschichte des bedeutenden italienischen Architekten, Bildhauers, Dichters und Malers Michelangelo Buonarroti (1475–1564) denken, der schon als junger Künstler von kaum 30 Jahren die monumentale und zugleich filigran anmutende Statue des biblischen Davids, eine der bedeutendsten Skulpturen der Kunstgeschichte, schuf. Er wurde gefragt, wie es ihm gelungen sei, aus einem tonnenschweren Marmorblock eine so feine Figur zu meißeln. Darauf soll er geantwortet haben: „Das war keine Kunst. David war schon da. Ich musste nur all das vom Marmorblock entfernen, was nicht David war.“

Es geht also in der Kunst, gerade in der Bildhauerei, – auch im künstlerischen Ansatz von Gotthard Schatz – nicht einfach um ein Erfinden oder um ein Schaffen von etwas Neuem, sondern oft eher um das Freilegen und um das Erkennen von etwas Bestehendem. Dieser hermeneutische Zugang, den der Künstler mehr lebt als von ihm zu sprechen, ist es, der fasziniert.

 

Neugestaltung des liturgischen Raumes in der Markuskirche in Wolfsberg

Ambo in der Wolfsberger Markuskirche (© Foto S. Kopp)
Ambo in der Wolfsberger Markuskirche (© Foto S. Kopp)

Gotthard Schatz trat vor einigen Jahren in ein Gespräch zwischen Kunst und Kirche ein. Daraus entstand 2014 in der Wolfsberger Markuskirche die Neugestaltung des liturgischen Raums. Altar und Ambo stammen von ihm, ein feststehender Vorstehersitz aus Holz von Meister Edwin Schulnig. Überdies wurde in einer Seitenkapelle ein eigener Taufort geschaffen, der sich im Sichtfeld der meisten Gläubigen befindet und in dessen Zentrum der historische Taufstein neu aufgestellt wurde.

Bischof Alois Schwarz weihte am 7. Dezember 2014 den Altar, segnete den Ambo und würdigte in seiner Predigt das künstlerische Werk von Gotthard Schatz. Der Bischof deutete dabei den durchlässigen Zwischenraum des Altars, der Christus repräsentiere, als offene Seitenwunde Jesu am Kreuz, aus der Blut und Wasser als Zeichen für Eucharistie und Taufe hervorgekommen sei. Beide Sakramente konstituieren und erhalten die Kirche.

 

Austausch zwischen Kunst und Kirche auf Augenhöhe

Die Kooperation mit dem Lavanttaler Künstler Gotthard Schatz zeigt exemplarisch, dass sich heute Kunst und Kirche auf Augenhöhe zu einem fruchtbaren Austausch treffen können, von dem beide Seiten bereichert werden. Auch wenn manche Spannung zwischen künstlerischer Form und liturgischer Funktion auszuhalten ist und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten verlangt, ermutigen solche Gespräche zu weiteren angstfreien Schritten aufeinander zu, die auch heute zu künstlerisch hochwertigen Akzenten in unseren Kirchen führen können.

Zu seinem 50. Geburtstag wurde dem Lavanttaler Künstler Gotthard Schatz ein Sammel- und Dokumentationsband zu seinem künstlerischen Wirken im Lavanttal und weit darüber hinaus überreicht, der sein Schaffen öffentlich würdigt.

 

Der Autor:
Stefan Kopp, geb. 1985 in Wolfsberg, Dr. theol., Priester der Diözese Gurk und Professor für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Paderborn, Forschungsinteresse und Beratertätigkeit u.a. im Bereich von Liturgie und Kunst.

Das Buch:
Stefan Kopp (Hg.), KUNST. SCHATZ. Ein Buch über und für den Lavanttaler Künstler Gotthard Schatz, 176 Seiten, Hardcover
€ 25,00 (D) / € 25,70 (A)
ISBN 978-3-00-058399-5
In Kärnten erhältlich bei Buchhandlung Johannes Heyn, Klagenfurt