Auf Christus zuschreiten
Die Seminarkirche in Tanzenberg
Renaissanceschloss, Kloster, Knabenseminar und Gymnasium - das nur wenige Kilometer nördlich von Klagenfurt gelegene Tanzenberg ist ein geschichtsträchtiger Ort. Über die Landesgrenzen hinaus bedeutsam ist die künstlerische Gestaltung der Seminarkirche durch Valentin Oman in den 80-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Die Seminarkirche Tanzenberg wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Olivetanerabt Bonifaz Egger errichtet. Den Architekten dienten die romanischen Kirchen als Vorbild. Sie bauten eine neuromanische, dreischiffige Emporenbasilika mit Rundapsis, die 1953 von der Diözese Gurk in halbfertigem Zustand übernommen wurde. Die Fertigstellung der Kirche wurde 1980 begonnen und 1987 abgeschlossen.
Bild das Richtung und Halt gibt
Besonders bedeutsam war die Entscheidung über die Gestaltung eines Bildwerkes, das im großen Raum dem Blick des Eintretenden Richtung und Halt gibt. Valentin Oman, ein Maler mit Reputation weit über Österreich hinaus und zugleich Absolvent des Marianums, das nach dem Weggang der Olivetaner endgültig in Tanzenberg Unterkunft fand, wurde eingeladen, dieses Werk zu schaffen. Zuzdem malte er auf die Chorwände der Kirche je zwei übereinander schreitende Prozessionen von Menschen, die zum Altarbild hin unterwegs sind, wo Christus über dem Kreuz ihnen entgegenblickt und in Kreuezsform die Arme ausbreitet. Ein Goldmantel umschließt die farbigen Zonen und Gestalten, eine Aura himmlischer Herrlichkeit.
Scheues Innehalten vor dem Mysterium
Dem Antlitz Christi wollte Oman nicht eine subjektiv erfühlte Gestalt geben, sondern entlieh dafür das Bildnis aus dem Grabtuch von Turin; auch das Antlitz Mariens, als einziges neben dem Christi in goldene Glorie getaucht, wurde von Oman nicht selbst gestaltet, sondern aus der Ikonentradition zitiert. Dieses scheue Innehalten vor dem Mysterium Christi und seiner Mutter ist ein besonders berührendes Element an diesem Altarwerk, das zusammen mit den bemalten Wänden nicht nur quantitativ zu den größten seit Kriegsende in Österreich entstandenen Werken religiös inspirierte Kunst gezählt werden kann.
Schauen und Beten
Der Tabernakel, ein "goldenes Haus" vor der Mitte des Bildnisses, wird die glaubenden Betrachter in Anbetende verwandeln und so diesem Bild seine letzte Bestimmung geben, schrieb Bischof Egon Kapellari 1987 in seinem Geleitwort zum Katalog. Und er schloss mit dem Wunsch:
"Vor allem junge Menschen werden hier schauen, beten, Gottesdienst feiern. Mögen sie und alle, die kommen, von der Gnade Gottes berührt werden."
Piraner Kreuzweg von Valentin Oman
2008 wurden in der Tanzenberger Seminarkirche noch 14 Kreuzwegbilder von Valentin Oman aufgehängt: "Kriegsbilder", die der Künstler 1991 in Piran (Slowenien) gemalt hat.