Musik und Gesang im Gottesdienst
Der Musik kommt im Gottesdienst eine bedeutende Rolle zu. Sie erreicht den Menschen auf einer Ebene, die das gesprochene Wort kaum erreichen kann. Zudem ist der Lobgesang der Erlösten seit biblischen Zeiten jene Melodie, die das Volk Gottes auf seiner Pilgerschaft durch die Geschichte begleitet. Ein Lied sagt oft eben mehr als viele Worte. von Mag. Klaus Einspieler

Die Sorge um die Musik setzt auf unterschiedlichen Ebenen an: wo es keinen Chor und keinen Organisten gibt, wird zu fragen sein, wie der Volksgesang gelegentlich durch Chor- oder Instrumentalmusik bereichert werden kann. Wo alles reichlich vorhanden ist, stellt sich oft umgekehrt die Frage, ob die Gemeinde überhaupt noch die Möglichkeit hat, zu singen.
Im Mittelpunkt des Bemühens muss der Volksgesang stehen – er bringt die aktive und tätige Teilnahme der Gläubigen am deutlichsten zum Ausdruck. Zudem gibt es jedoch in der Liturgie genügend Raum für guten Chorgesang und Orgelmusik. Das Ziel wäre ein gelungenes Zusammenspiel zur größeren Ehre Gottes. Folgende Dienste und Aufgaben im Bereich der Kirchenmusik sollen nun in den Blick genommen werden:
- Singende Gemeinde
- Schola
- Kirchenchor
- Kinderchor
- Jugendchor
- Organist / Organistin, Instrumentalisten
Die singende Gemeinde
Da der Gottesdienst das Tun der gesamten Gemeinde – des Leibes Christi mit Haupt und Gliedern – ist, kommt dem Volksgesang große Bedeutung zu. Das Bemühen wird sich auf zwei Bereiche konzentrieren: die Motivation der Gemeinde zum Mittun und die Erweiterung des Liedschatzes.
- Wie sind Sie mit dem Volksgesang in Ihrer Pfarre zufrieden? Was sollte beibehalten werden, was gilt es, zu verbessern?
- Erstellen Sie anhand des „Gotteslobes“ eine Übersicht, welche Lieder in Ihrer Gemeinde gesungen werden. Für welche Anlässe gibt es zu wenige Lieder? Erstellen Sie einen Plan, welche Lieder Sie neu einüben wollen (maximal fünf neue Lieder pro Jahr).
- Wird bei der Auswahl der Lieder auch auf Kinder und Jugendliche Rücksicht genommen? Singt die Gemeinde auch in diesem Fall mit? Wie kann ein gutes Miteinander in diesem Bereich aussehen?
- Wer ist für die Liedauswahl zuständig? Wer stimmt die Lieder an? Benennen Sie Personen, die auf diesem Gebiet Verantwortung übernehmen wollen. Legen Sie gemeinsam Ziele fest und überprüfen Sie zumindest einmal jährlich, wo Sie stehen.
Die Schola
Die Schola ist eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern, die an der Spitze der Gläubigen den Volksgesang anführt und bestimmte Gesänge im Wechsel mit der Gemeinde oder alleine vorträgt. Sie ist also eine Stütze für den Volksgesang und Garant für die Qualität des liturgischen Gesanges. Zumeist bilden die Kantoren oder Sänger des Kirchenchores den Kern einer Schola.
- Wenn es in Ihrer Pfarre keinen Kirchenchor gibt: Könnte eine Schola gegründet werden (dazu bedarf es nur einiger guter Sängerinnen und Sänger)?
- Wenn der Chor nicht jeden Sonntag singt: Könnten einige Sängerinnen und Sänger eine Schola bilden?
- Wäre im Blick auf die erweiterten Möglichkeiten beim Volksgesang auch ergänzend zum Kirchenchor eine Schola notwendig? Könnte gegebenenfalls der Kirchenchor so organisiert werden, dass er gelegentlich die Rolle einer Schola übernimmt?
Der Kirchenchor
Im Unterschied zur Schola pflegt der Kirchenchor den mehrstimmigen gehobenen Gesang. Er übernimmt damit eine Aufgabe, die das Volk allein nicht leisten kann. Andererseits darf die Chormusik nicht dazu führen, dass die Gemeinde im Gottesdienst zum Schweigen verurteilt ist.
Gibt es in Ihrer Pfarre einen Kirchenchor?
Wenn nein:
1. Wie kann im Gottesdienst gelegentlich dennoch Chormusik erklingen?
Wenn ja:
1. Wird auch der Gemeinde die Gelegenheit geboten, im Gottesdienst zu singen?
2. Singen die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores beim einstimmigen Gesang der Gemeinde mit? Wenn nein, wie könnte dafür geworben werden?
3. Nimmt das Repertoire auch auf jüngere Gottesdienstbesucher Rücksicht?
Der Kinderchor, der Jugendchor
Kinder- und Jugendchöre bieten zwei Chancen: das Liedgut, das der jüngeren Generation besonders am Herzen liegt, kann in den Gottesdienst einfließen und es werden junge Menschen an den liturgischen Gesang herangeführt.
Gibt es in Ihrer Pfarre einen Kinder- oder Jugendchor?
Wenn nein:
1. Gibt es eine Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen zumindest gelegentlich auch geistliches Liedgut einzuüben?
2. Wer könnte diese Aufgabe übernehmen?
Wenn ja:
1. Singt er nur bei Kinder- und Jugendgottesdiensten oder wird ihm auch im sonntäglichen Gemeindegottesdienst die Möglichkeit gegeben, zu singen?
2. Wie werden die Kinder und Jugendlichen auch mit dem traditionellen Liedgut der Gemeinde vertraut gemacht?
3. Viele Kinder spielen ein Instrument – werden ihre Talente auch genutzt, um den Gottesdienst zu bereichern?
Der Organist / die Organistin, Instrumentalisten
Die Bedeutung der Orgelmusik wurde in der Liturgiekonstitution des II. Vatikanums gewürdigt. Der Organist begleitet einerseits den Gesang der Gläubigen, andererseits kann eigenständiges Orgelspiel meditative Oasen im Gottesdienst schaffen. In der Praxis sind Organisten oft auch Chorleiter, erstellen den Liedplan und sind somit für die Kirchenmusik in ihrer Pfarre verantwortlich. Dazu siehe die vorangehenden Punkte und Fragestellungen. Zudem gibt es in vielen Pfarren Menschen (nicht nur Kinder und Jugendliche!), die ein Instrument spielen. Das ist eine Begabung, die es auch im Blick auf den Gottesdienst zu entdecken gibt. Passende Instrumentalmusik kann viel zu einer Atmosphäre der Besinnung und des Gebetes beitragen.
1. Einen Organisten heranzubilden ist ein langfristiges Projekt. Überprüfen Sie, ob in dieser Frage Handlungsbedarf besteht.
2. Wenn es in Ihrer Pfarre einen Organisten gibt: Hat er die Möglichkeit, sein Können auf dem Instrument gelegentlich unter Beweis zu stellen? Wird die Orgelmusik auch in ihrem Eigenwert geschätzt?
3. Suchen Sie nach Menschen, die bereit sind, im Gottesdienst gelegentlich Instrumentalmusik erklingen zu lassen.
Weltliche Chöre, die gelegentlich den Gottesdienst mitfeiern
In vielen Pfarren ist es üblich geworden, dass zu bestimmten Anlässen Chöre singen, die sich sonst eher der weltlichen Literatur widmen. Mancherorts ist dies die einzige Möglichkeit, dass am Sonntag auch mehrstimmige Chormusik erklingt. Trotzdem gilt es bereits im Vorfeld zu klären, dass nicht jede Art von Musik für den Gottesdienst geeignet ist und nicht jedes geistliche Stück an jeder Stelle des Gottesdienstes passend ist. Zudem darf auch in diesem Fall das Volk nicht um das Recht und die Pflicht, sich am Gesang zu beteiligen, gebracht werden. Daher gilt es in diesem Zusammenhang zu klären:
1. Wer ist die Ansprechperson, wenn weltliche Chöre beim Gottesdienst singen?
2. Wie kann gewährleistet werden, dass die liturgischen Vorgaben beachtet werden?