Freude und Feiern
Zwei unterschiedliche Komponenten
von P. Dr. Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral, Koordinator für „Feste feiern im Kirchenjahr“)

Den Menschen unterscheidet vieles von den Tieren (auch wenn Zyniker das manchmal in Frage stellen). Dazu gehören die Fähigkeiten zu lachen und zu feiern (der Lateiner spricht vom „homo ridens“ und „homo ludens“). Wenn wir Freude erfahren, fühlen wir uns wohl. Es sind die Zeiten – oft nur geschenkhafte Augenblicke – in denen wir unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte erfüllt. Gründe zur Freude sind viele kleine und größere Anlässe. Wir können die Sensibilität dafür schärfen und wahrnehmen, was uns jeweils gut tut. Allein die Frage „Wofür kann ich danken?“ lässt die Vielfalt entdecken, in der wir das Gefühl der Freude erleben können. In der Ode an die Freude wird sie als ein „schöne Götterfunke“ besungen (Friedrich Schiller).
Freude bereiten Familienereignisse wie die Geburt eines Kindes – und Jahr für Jahr werden Geburtstage gefeiert und damit ausgedrückt: „Wir freuen uns, dass es dich gibt und du mit uns bist. Wir verdanken dir vieles, das wir ohne dich nicht erleben und bekommen würden…“ Andere markante Ereignisse im Leben eines Menschen sind Anlässe zum Feiern: der Schulbeginn oder ein erfolgreicher Schul- und Studienabschluss, Eheschließung, berufliche Erfolge, Jubiläen. Selbst ungeplant und spontan kann etwas gefeiert werden. Abschiede, auch wenn damit Schmerzliches verbunden ist, werden mit Feiern vollzogen.
Das Feiern durchbricht den Alltag. Hier kommt das Leben jeweils zu einem Höhepunkt. Gelungene Feste zeichnen sich aus, indem man ohne Leistungsdruck feiert und sich zu freuen versteht - sich Zeit lassen und verweilen, entspannt beisammen sein, spielen, scherzen und lachen. Dann werden Feiern und Feste zu Begegnungen und zum Geschenk. Sie vertiefen die Beziehungen und die Gemeinschaft. Religiöse Feste als Feiern des Glaubens vertiefen den Glauben, die Geborgenheit bei Gott.
Feste feiert man schwer allein, sondern viel mehr mit anderen – in der Familie, mit Freunden, in Gemeinschaften. Schon die gemeinsame Vorbereitung gehört zum Fest - möglichst viele bei der Gestaltung der Feiern mitwirken lassen, Rollen verteilen, das Gespräch und einen persönlichen Austausch einbauen. Die Stimmung bei einem Fest offenbart auch die Beziehungen, wie die einzelnen zueinander stehen. Den großen religiösen Festen gehen deshalb Zeiten der Besinnung und Umkehr voraus (z.B. Advent, Fastenzeit, Vigilien), um „mit versöhnten Herzen“ feiern zu können.
Wenn wir beim Feiern aus dem Alltag heraustreten wollen, hilft dazu der festliche Rahmen, eine festliche Kleidung – und miteinander essen und trinken. Weniger der Prunk und der kostspielige Aufwand und nicht das Übermaß an Speisen und Getränken fördern die Freude und das Feiern, sondern die Herzlichkeit und die Gelassenheit.
Die Botschaft Jesu ist „Evangelium“, das bedeutet „Frohe Nachricht“. Oft wird beim Wirken Jesu und in seinen Gleichnissen von der Freude berichtet, zum Beispiel wenn Verlorenes wieder gefunden wird. Groß war die Freude bei den Jüngern, als sie nach dem Fiasko mit der Verurteilung und dem Tod am Kreuz diesen Jesus als lebendig und auferstanden in ihrer Mitte erlebten. Der Apostel Paulus ermutigt eindringlich: „Freut euch! Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ (Phil 3,1 u 4,4ff) – Freude und damit Zuversicht, Gelassenheit sind markante Merkmale für christliches Leben. Es wirkt begeisternd, wenn Christinnen und Christen in ihrem Zusammenkommen und in den Feiern - etwa bei Gottesdiensten oder bei Feiern der Sakramente - von dieser inneren Freude herauslassen.