Antike Geschichte der Eucharistie
Historischer Rückblick vom Letzten Abendmahl hin zur Eucharistiefeier der Urkirche von Mag. Klaus Einspieler

In unserem Land stehen viele alte Kirchen. Wer einen Blick dafür hat, kann an ihnen unterschiedliche Epochen erkennen. Das eine oder andere Gebäude steht noch auf Fundamenten, die bis in die Romanik zurückreichen. Die spitzbögigen Fenster verraten, dass im Zeitalter der Gotik an ihm weitergebaut wurde. Das Inventar – Altäre und Heiligenstatuen – wurden oft im Barock in den Raum eingefügt. Im 19. oder 20. Jahrhundert sind eine Herz-Jesu-Statue oder eine Muttergottes aus Lourdes dazugekommen. Schließlich wurde der Altarraum in den vergangenen Jahrzehnten durch den sogenannten „Volksaltar“, den Ambo und den Priestersitz neu gestaltet. Im Idealfall sind sie nicht an das barocke Inventar angepasst. Man darf und soll sie in einigen Jahrzehnten als Werk unserer Zeit erkennen.
Bleibender Kern, wandelbare Formen
Ähnlich verhält es sich mit der Feier der Eucharistie. Sie gleicht einer Kirche, an der im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gebaut worden ist. Wer etwa vor 1960 geboren worden ist, war selbst Zeuge eines Umbaus, der in den letzten Jahrhunderten einzigartig gewesen ist und die Gestalt der Eucharistiefeier stark verändert hat. Dennoch hat sich nur das Erscheinungsbild geändert. Der Kern ist gleich geblieben. Wir tun, was Jesus beim Letzten Abendmahl getan hat und erfüllen damit seinen Auftrag – „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19).
Vom Letzten Abendmahl Jesu zur Feier der ersten Christen
Verändert hat sich also das Erscheinungsbild. Das Letzte Abendmahl Jesu wird von den Evangelisten als Paschamahl dargestellt. Die Juden gedenken in der Paschanacht des Auszuges der Isaeliten aus Ägypten. Dabei verzehren sie Speisen, die sie an den Weg aus der Knechtschaft in die Freiheit erinnern, unter anderem auch ungesäuertes Brot und Wein. Ursprünglich war die Eucharistie also Teil eines Mahles. Davon berichtet auch der Apostel Paulus (siehe 1 Kor 11,17-22). Allerdings kam es in diesem Zusammenhang bald zu großen Problemen. Soziale Spannungen wurden sichtbar, zudem sprengte die Größe der Gemeinde bald auch den Rahmen für ein Mahl. Daher wurde die Eucharistiefeier allmählich vom Sättigungsmahl abgetrennt. Andererseits kann man beobachten, dass bereits seit frühester Zeit vor dem eucharistischen Gottesdienst das Wort Gottes verkündet wurde und die Gemeinde für die Anliegen der Kirche und Welt gebetet hat – die beiden großen Teile, Wortgottesdienst und Eucharistiefeier, fanden zueinander.
Eine neue Epoche – das Christentum als Staatsreligion
Im vierten Jahrhundert gewährte Kaiser Konstantin den Christen die Religionsfreiheit. Nun wuchs die Kirche rasch an. Man errichtete Basiliken, in denen große Menschenmengen Platz finden konnten. Aus einer familiären Feier entwickelte sich ein Gottesdienst in großem Rahmen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Eucharistie stärker rituell geprägt werden musste. Zudem galten kirchliche Würdenträger nun als hohe Beamte des römischen Reiches. Zahlreiche Bräuche des kaiserlichen Hofzeremoniells (zum Beispiel die Verwendung von Kerzen und Weihrauch) wurden in die Feier der Eucharistie übernommen und gaben ihr ein feierliches Gepräge. So ist die Entwicklung der Eucharistiefeier in den ersten Jahrhunderten ein beeindruckendes Zeugnis der kulturellen Vitalität der jungen Kirche.
(Die Feier der Eucharistie - Serie in der Kärntner Kirchenzeitung "Der Sonntag")