Die Messe vom Letzten Abendmahl

Die Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag ist zwar der Form nach eine Messe wie sie an anderen Tagen auch gefeiert wird, dennoch ruft das Messbuch einige Riten und Gebräuche, die weit in das Altertum zurückreichen, ausdrücklich in Erinnerung. von Mag. Klaus Einspieler

Die Darstellung des Letzten Abendmahls in der Pfarrkirche St. Lorenzen im Gitschtal. (© Foto: wikipedia-neithan90)
Die Darstellung des Letzten Abendmahls in der Pfarrkirche St. Lorenzen im Gitschtal. (© Foto: wikipedia-neithan90)

Die Drei österlichen Tage werden naturgemäß nur einmal im Jahr, verglichen mit anderen liturgischen Feiern also äußerst selten, gefeiert. Daher haben sich in der Liturgie Riten besonders gut erhalten, die bei anderen Feiern im Laufe der Jahrhunderte oft überformt wurden und in ihrer ursprünglichen Gestalt kaum mehr erkennbar sind. Wenn wir hier schürfen, stoßen wir also mitunter auf das Urgestein christlicher Liturgie. Die Kunst, Eucharistie zu feiern, kann also an der Messe vom Letzten Abendmahl Maß nehmen.

So heißt es im Messbuch:

Am Gründonnerstag sind alle Messen ohne Gemeinde untersagt.
Der Brauch der so genannten „Privatmesse“ (Messe ohne Volk) ist jüngeren Ursprungs. Die Grundgestalt der Messe ist die Feier der Gemeinde unter der Leitung des Ortsbischofs. Dies unterstreicht auch folgende Vorschrift:

Am Abend wird zu passender Stunde zum Gedächtnis an das Letzte Abendmahl eine Messe gefeiert.
An ihr nimmt die gesamte Ortsgemeinde teil und in ihr üben alle Priester und Kleriker ihren Dienst aus. Es gilt also: Keine Aufsplitterung der einen Gemeindemesse auf viele Gottesdienste. Dies ist nur in gut begründeten Ausnahmefällen möglich.

Die heilige Kommunion darf den Gläubigen nur innerhalb der Messe gereicht, den Kranken jedoch zu jeder Tageszeit gebracht werden.
Zum Empfang der hl. Kommunion gehört also im Normalfall die Feier der Eucharistie. Die gesamte Feier (Gabenbereitung – Eucharistisches Hochgebet – Brotbrechen – Kommunion) entspricht dem Auftrag Christi: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

Der Tabernakel soll vollständig leer sein. Für die Kommunion des Klerus und des Volkes sollen in der Abendmesse genügend Hostien konsekriert werden.
Also keine „Konsekration auf Vorrat“. Auch die Hostien für die Kommunion der Gläubigen sollen in jeder Messe konsekriert werden (vgl. AEM 56 h).

Zum Gloria läuten die Glocken. Darauf schweigen sie bis zur Osternacht.
Der Brauch des Glockenläutens hat sich erst im Mittelalter herausgebildet. Die Altarglocken hatten die Aufgabe, die Gläubigen auf wichtige Momente der Liturgie hinzuweisen, weil sie durch die Sprachbarriere (Latein) oder das stille Gebet des Priesters der heiligen Handlung nur mehr schwer folgen konnten.

Das Credo wird in dieser Messe nicht gesprochen.
Das Glaubensbekenntnis war zunächst in der Taufliturgie beheimatet. Es fand erst später - sicher auch als Reaktion auf die Auseinandersetzungen um den rechten Glauben - seinen Weg in die Messliturgie.

Zu Beginn der Eucharistiefeier können die Gläubigen einen Opfergang mit Gaben für die Armen halten.
Kehrvers: Wo Güte und Liebe, da wohnet Gott.
Die Gabenprozession war ursprünglich konstitutiver Bestandteil der Messliturgie und ist es auch heute. Brot und Wein sollen von den Gläubigen (also in erster Linie nicht von den Ministranten) zum Altar gebracht werden (vgl. AEM 49).

Nach dem Schlussgebet wird das Gefäß mit den Hostien in Prozession zum Aufbewahrungsort übertragen. Die Messe endet ohne Segen.
Ursprünglich befand sich der Tabernakel nicht am so genannten „Hochaltar“, wo er erst im Barock angesiedelt wurde. Die Eucharistie musste also am Ende der Messe übertragen werden. In der Antike wurde die Eucharistie auch in der Wohnung des Klerus aufbewahrt (Krankenkommunion). Lange Zeit endete die Messe mit dem Schlussgebet, also ohne Segen. Der feierliche Schlusssegen ist ein relativ junges Element der Messliturgie.

Nach der Feier wird der Altar abgedeckt.
Zunächst war der Altar nur während der Feier der Eucharistie mit dem Korporale bedeckt. Auf dem Korporale lag das eucharistische Brot. Nach der Feier der Eucharistie wurde der Altar wieder abgedeckt.

Den Gläubigen soll nahe gelegt werden, entsprechend den jeweiligen örtlichen Verhältnissen eine nächtliche Anbetung vor dem Allerheiligsten zu halten.
Diese Anbetung soll aber nach Mitternacht ohne jede Feierlichkeit sein. Die zentrale Feier ist die Messe vom Letzten Abendmahl. Schon früh ist der Brauch belegt, die Stunden danach wachend zu verbringen und der Ereignisse in Jerusalem zu gedenken: Wache am Ölberg und Gefangennahme Jesu. Daraus sind unterschiedliche Formen der Volksfrömmigkeit entstanden: Ölbergandacht, Gebet vor dem Allerheiligsten, Vierzigstündiges Gebet.

Die Fußwaschung
Wo es die seelsorglichen Verhältnisse anraten, folgt nach der Homilie die Fußwaschung. Die Altardiener geleiten die Männer, an denen die Fußwaschung vorgenommen werden soll, zu den an geeigneter Stelle bereitgestellten Sitzen. Falls erforderlich, legt der Priester das Messgewand ab. Dann gießt er jedem einzelnen Wasser über die Füße und trocknet sie ab; die Altardiener sind ihm dabei behilflich. Die Fußwaschung ist kein theatralisches Nachspiel des Evangeliums vom Gründonnerstag.  Sie erinnert daran, dass Jesus die Nachfolge als Dienst verstanden hat. Seine Hingabe am Kreuz steht in diesem Zusammenhang. In der Mailänder Liturgie war die Fußwaschung in der Taufliturgie beheimatet, in manchen Klöstern wurden einst den Gästen zur Begrüßung die Füße gewaschen.