Christliches Brauchtum in der Osterzeit
Ursprung und Termin des Osterfestes

Ostern ist mit Pfingsten das älteste Fest der Christenheit. Es hat seinen Ursprung im jüdischen Passahfest, nahm auch dessen theologische Struktur auf und führt sie weiter. Entgegen der weit verbreiteten, von unserer Konsumgesellschaft verstärkten Meinung, dass das Weihnachtsfest das zentrale Thema des Kirchenjahres sei, stellt das Osterfest den wichtigsten „Termin“ der Christen im Laufe des Jahres dar. Seit dem Konzil von Nizäa (325), das einen „Osterfeststreit“ um den Ostertermin zwischen Ost- und Westkirche beilegte, wird der Ostersonntag am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert. Die Ausnahme stellt die orthodoxe Kirche dar. Sie berechnet den Ostertermin weiterhin nach dem Julianischen Kalender.
Was heißt "Ostern"?
Über den Ursprung des deutschen Wortes „Ostern“ gibt es verschiedene Deutungen. Während in den meisten Sprachen der Welt (ital. pasqua, span. pascua, franz. paques) der Name des Osterfestes von Pascha hergeleitet wird, gibt es über den Ursprung des deutschen Wortes Ostern verschiedene Deutungen. Dass sich das Wort Ostern von der englischen Friedensgöttin „Ostara“ ableitet, wird inzwischen von vielen Forschern angezweifelt. Andere Wissenschaftler verweisen auf Ostern (Aufgang der Sonne) oder auf das mittelhochdeutsche „Urständ“ (=Auferstehung) als mögliche Erklärung für die Bedeutung des Wortes. Neuere Deutungen leiten die Bezeichnung „Ostern“ von der christlichen Bezeichnung „hebdomada in albis“ (Woche in weißen Kleidern) ab. Dabei habe man das „in albis“ als Plural von „alba“ (lat.: Morgenröte) betrachtet und mit dem althochdeutschen „eostarun“ übersetzt. Auch bei diesem Erklärungsversuch steht die Vorstellung von Christus als der im Osten aufgehenden Sonne im Hintergrund. Die römische Liturgie und die romanischen Sprachen sowie das Niederdeutsche, Holländische, Norwegische und Dänische nennen Ostern nach dem aramäischen Namen des zugrundeliegenden Passahfestes. Das jüdische Passah (vom Hebräischen „pessach“) bedeutet soviel wie Vorübergang, Durchzug und erinnert an Gottes Großtaten beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten.
Osterkerze
Der Brauch einer besonderen Osterkerze, der liturgischer Lobpreis in der Osternachtfeier und zugleich Darbringung und Segnung ist, taucht erstmals 384 in Piacenza auf. Die Osterkerze, ein Sinnbild für den auferstandenen Christus, erhält im Laufe der Jahrhunderte ihre heutige Gestalt und Gestaltung. Sie ist wegen ihrer Größe leicht sichtbar und wird, aufgestellt auf einem Leuchter im Altarraum, von der Feier der Osternacht bis zum Fest Christi Himmelfahrt bei jedem Gottesdienst angezündet. Auf ihrer Vorderseite ist mit Wachs ein Kreuz aufgetragen, über dem oben der erste (Alpha) und unten der letzte (Omega) Buchstabe des griechischen Alphabets zu lesen ist. In den vier Feldern des Kreuzes steht jeweils eine Ziffer der Jahreszahl. Die Osterkerze wird zu jeder Taufe entzündet.
Ostereier
Schon im 9. Jahrhundert wurden in Rom Eier gesegnet. Das Ei ist ein uraltes Fruchtbarkeitssymbol, Ursymbol des Lebens, des Seins und Werdens. Die Tradition des Verschenkens von bunten Eiern lässt sich bis in die Zeit der ägyptischen Pharaone (5000 v. Chr.) und der persischen Großkönige zurückverfolgen. Bereits in diesen Epochen hat man zum Frühlingsfest buntbemalte Eier verspeist. Bis in das 15. Jahrhundert verstand man unter „Osterei“ auch ein „bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei“. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Begriff im heutigen Sinne verwendet. Verzierte Ostereier werden erstmals 1615 erwähnt.
Speisensegnung
Seit rund einem Jahrtausend finden am Karsamstag bzw. in den Ostersonntagsgottesdiensten Speisensegnungen statt. Dieser Brauch wird besonders in Bayern, Südtirol und Österreich gepflegt. Er lässt sich bis ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen. Speisen wie Eier und Fleisch, deren Genuss in der strengen mittelalterlichen Fastenordnung verboten war, gewannen durch diese österliche Segnung im Volksglauben besondere Bedeutung und Kräfte. Heute kann dieser Brauch den Sinn haben, die Brücke zwischen dem Altar und dem häuslichen Tisch zu schlagen, zwischen dem Sakralen und dem Profanen. Im Klagenfurter Dom werden am Karsamstag zwischen 10 und 16 Uhr zu jeder vollen Stunde die Osterspeisen gesegnet*.
* Segnungen gelten prinzipiell für Sachen, daher auch „Speisensegnung“. Sachen, Gegenstände und Tiere werden nicht geweiht, sondern „gesegnet“. Es gibt keine „Autoweihen“, „Pferdeweihen“ oder „Fleischweihen“, sondern nur entsprechende Segnungen. Weihen gelten für Personen, die in den Dienst Gottes gestellt werden. Einzige Ausnahme: Gegenstände wie Kirchenbauten, Glocken, Kelche, Öle udgl. werden geweiht, wenn sie für dauernd in den liturgischen Gebrauch, also ausschließlich für das Heilige, in Dienst genommen werden.
Osterhase
Der Hase taucht bereits in der ägyptischen Mythologie als Symbol der Fruchtbarkeit auf. Die Vorstellung vom Hasen als österlicher „Eierbringer“ ist in Deutschland zum ersten Mal im 17. Jahrhundert belegt. In Byzanz soll er im Mittelalter sogar ein Zeichen für Christus gewesen sein. In der Annahme, der Hase schlafe mit offenen Augen, verglich man ihn mit dem Auferstandenen, der nicht im Tod entschlafen war.
Text: Pressestelle der Diözese Gurk