Fastenhirtenbrief 2013 von Bischof Alois Schwarz

In der Liebe wird der Glaube wirksam

Mit den Augen fasten: In der Passionszeit werden in den Kirchen Kreuze verhüllt. (© Foto: fotomax)
Mit den Augen fasten: In der Passionszeit werden in den Kirchen Kreuze verhüllt. (© Foto: fotomax)

Liebe Schwestern und Brüder!

Mitten im „Jahr des Glaubens“ beginnt nun die österliche Bußzeit. Ich verbinde damit die Einladung, dass wir in diesen Tagen bewusster den Weg des Glaubens gehen, uns vertraut machen mit der Quelle, aus der wir leben, und uns erinnern an die Taufe, mit der unser Glaubensweg begonnen hat. Nach seiner Taufe geht Jesus in die Wüste und erfährt dort in den Versuchungen verschiedene Prüfungen. So geht es auch jedem/ jeder von uns: Wir sind als Getaufte und Gott geweihte Menschen immer wieder herausgefordert in den „kleinen Alternativen des Alltags das Gute der Bequemlichkeit vorzuziehen – wissend, dass wir gerade so das Leben selber leben.“ (Papst Benedikt XVI. Spe salvi, Nr. 39)
Den Weg des Guten sehen wir an Jesus Christus, in dem Gott Mensch geworden ist, um uns Menschen zu einem erfüllten Leben zu führen. Die Freundschaft mit Jesus hilft uns in den Wüstenerfahrungen, den Versuchungen unseres Alltags, die Entscheidung für das Gute zu wählen.
Wenn wir in der Freundschaft Jesu leben, bekommen wir eine große innere Kraft zu einem Leben jenseits von Oberflächlichkeit oder Banalität. Der Glaube macht uns fähig zum Zeugnis der Liebe und wächst durch die Liebe.
Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein bringt gerade heute den Glauben zum Ausdruck. Es ist nicht immer leicht, diesen Glaubensweg zu gehen. Gott selbst hat sich den Weg zum Menschen nicht erspart.

Gottes mitleidende Liebe

Wir glauben an einen Gott, dem der Mensch so viel wert ist, „dass er selbst Mensch wurde, um mit dem Menschen mitleiden zu können, ganz real in Fleisch und Blut, wie es uns in der Passionsgeschichte Jesu gezeigt wird.“ (Papst Benedikt XVI. Spe salvi, Nr. 39) Gott ist mit seiner mitleidenden Liebe in den verschiedenen Leidenssituationen und Prüfungen der Menschen anwesend.
Das „Jahr des Glaubens“, insbesondere die Fastenzeit, bietet die Möglichkeit, zu Gott unserem Herrn umzukehren. Uns Menschen wird von Gott die rettende Liebe geschenkt, die uns in ein neues Leben führt. Es geht darum, diese göttliche Liebe in unserem Alltag wieder zu entdecken, sei es in den Begegnungen mit den Menschen, oder bei der Arbeit. Das ist dann ein „Glaube, der in der Liebe wirksam ist“ (vgl. Gal 5,6), wie Paulus es im Brief an die Galater formuliert.
Mir ist klar, dass dieser Glaubensweg oft mit Demütigungen, Unverständnis, vielleicht sogar mit Ablehnung in der Gesellschaft verbunden ist.
Jesus zeigt uns im Evangelium vom ersten Fastensonntag, dass er aus seiner tiefen inneren Gottverbundenheit und in einem großen Vertrauen auf Gott hin antwortet. Dadurch wird die Versuchung zum Bösen entmachtet.
Die Fastenzeit, die Vorbereitung auf das große Gedenken an das Leiden Jesu und seine Auferstehung ermöglicht uns, den Verwirrungen bewusst zu werden, die uns immer wieder versuchen wollen, vom Weg des Glaubens an Gott abzubringen.
Gerade im heurigen „Jahr des Glaubens“ soll diese Fastenzeit in besonderer Weise in eine stärkere Verbindung zum Glauben hinführen und zwar in und durch Jesus Christus.

Verhüllen und Enthüllen

Was in vielen Kirchen in der vorösterlichen Fastenzeit geschieht, soll im Rahmen der „Aktion Glaube: verhüllen - enthüllen – entdecken“ im „Jahr des Glaubens“ auch im öffentlichen Raum erfahrbar und praktiziert werden: Christen verhüllen öffentliche Glaubenssymbole in der Fastenzeit - als Zeichen der Wertschätzung, um auf sie aufmerksam zu machen, also „mit den Augen zu fasten“. Und Christen enthüllen diese Glaubenszeichen zu Ostern, um dabei zu entdecken und zu unterstreichen, dass Jesus Christus und der Glaube an ihn das größte Geschenk für die Menschen ist.
Vielleicht haben Sie, liebe Schwestern und Brüder, manchmal das Gefühl, dass Gott sich vor Ihnen verhüllt. Ich bin mir sicher, dass Jesus Christus, dessen Tod und Auferstehung wir feiern, auch dann bei Ihnen ist, wenn er sich Ihren Blicken entzieht. Um dieses Nahe-Sein unseres Gottes sorgen wir uns als Katholische Kirche in Kärnten mit unserem Leitbild „Mit Jesus den Menschen nahe sein“.
So möge für Sie zur Gewissheit werden, was Paulus den Römern schreibt: „Wer an ihn (Jesus Christus) glaubt, wird nicht zugrunde gehen.“ (Röm 10, 11)

Mit dem Segen Gottes und den guten Wünschen für eine Fastenzeit der Gottesbegegnung grüßt

Dr. Alois Schwarz
Diözesanbischof

Klagenfurt am Wörthersee, 1. Fastensonntag, 17. Februar 2013