Bischofssynode zum Thema Familie
Papst Franziskus hat zu einer außerordentlichen Bischofssynode nach Rom eingeladen, bei der die Sorgen und Anliegen der Familie heute besprochen werden.
253 Bischöfe und Fachleute aus aller Welt beraten und diskutieren vom 5. bis 19. Oktober 2014 im Vatikan über "die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung".
Bei dieser Zusammenkunft sammeln die Bischöfe noch Vorschläge, während konkrete Leitlinien für die Seelsorge erst im Herbst 2015 folgen werden, wenn eine weitere, ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode an das nunmehrige Treffen im Vatikan anschließen wird.
Österreichs Kirche ist bei der Synode durch Kardinal Christoph Schönborn vertreten. Aus dem deutschsprachigen Raum kommen zudem auch Kardinal Reinhard Marx (München) und Bischof Markus Büchel (St. Gallen), die Kurienkardinäle Gerhard Ludwig Müller und Kurt Koch sowie die deutsche Familienreferentin Ute Eberl.
An den Vorbreitungen zur Synode haben sich auch zahlreiche österreichische Gläubige mit insgesamt 34.000 nationalen Rückmeldungen auf die sog. Vatikan-Befragung (Familienfragebogen) beteiligt.
Synodenbeobachter
Pater Reinhold Ettel, der Familienseelsorger der Diözese Gurk, beobachtet für Sie das mediale Geschehen rund um diese außerordentliche Bischofsversammlung. Er wird darüber laufend auf dieser Seite berichten. (Direktlink: www.kath-kirche-kaernten.at/familiensynode)
Samstag, 18.10.2014
Was hat diese Bischofssynode gebracht?
Diese Frage wird in diesen Tagen sehr oft gestellt – und je nach „Standort“ der Betrachter unterschiedlich, ja gegensätzlich kommentiert.
Heute, Samstag Mittag ging die Versammlung der Bischöfe und der teilnehmenden Gäste zu Ende.
Am Donnerstag wurden die Kurzberichte von den 10 Arbeitsgruppen auf der Internetseite des Vatikans veröffentlicht. http://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2014/10/16/0763/03042.html
Sie berichten durchwegs von der offenen Atmosphäre, in der die Vielfalt von Meinungen und Erfahrungen offenkundig werden konnte. Teils zeigten sich Bischöfe über den Verlauf positiv gestimmt, teils wurden ernste Sorgen um die kirchliche Lehre zur Ehe, Sexualität und anderen Themenbereichen ausgesprochen. Die Berichte enthielten auch viele Anregungen, die in das Schlussdokument aufgenommen werden sollten.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zeigte sich zuversichtlich, dass die Bischöfe bei der Synode über Ehe und Familie sich auf ein Abschlussdokument verständigen können. "Ich gehe davon aus, dass wir uns in guter Weise geistlich zusammenraufen werden", sagte Kardinal Marx am Freitag in der letzten Synoden-Pressekonferenz im Vatikan.
Was kann als Ergebnis gesehen werden?
1. Eine große Offenheit im Austausch der Meinungen, wie sie in der Katholischen Kirche kaum praktiziert wird.
2. Papst Franziskus selbst ermutigte dazu, Indem er sich in die Diskussionen nicht eingeschaltete – aber aufmerksam zugehörte – ermöglichte er diese Atmosphäre der wechselseitigen Achtung. Eindeutig war in dieser Synode der Fingerabdruck von Papst Franziskus zu erkennen.
3. Diese Synode erlebte weltweit eine beachtliche Aufmerksamkeit. Schon die vorausgehende Umfrage zum Thema der Bischofssynode, zu deren Beantwortung erstmals auch die „Basis der Kirche“ eingeladen war, zeigte eine breite Anteilnahme - aber zugleich viele, auch sicher unerfüllbare Erwartungen. Jedensfalls es bewegt sich viel in der Kirche.
4. Die Themen und Probleme der Familien und der unterschiedlichen Familienformen, der Ehepaare, Frauen und Männer in verschiedenen Formen der Partnerschaft, die religiösen Situationen der Familien mit den Kindern usw. kamen neu ins Gespräch. Viele wollten sich wieder näher darüber informieren.
5. Die Erfahrungen und Probleme der Menschen heute mit Familie, Partnerschaft und Sexualität – wenn auch unterschiedlich in den Kontinenten und Kulturen – wurden von der Bischofsversammlung ernst genommen. Das zeigte bereits das „Arbeitspapier“ (Instrumentum laboris) mit den Ergebnissen der weltweiten Umfrage.
6. Die Kluft, die weithin zwischen den kirchlichen Lehren zu Ehe, Familie, Sexualität usw. und dem faktischen Leben der Mehrheit der Katholiken besteht, wurde unterschiedlich gedeutet: die einen sehen eine gute kirchliche Lehre, jedoch müsste die Vermittlung besser und verständlicher werden; die anderen fragen, wie auch die „Werte“ in anderen Lebensformen, die nicht den „Idealen der kirchlichen Lehre“ entsprechen, beachtet werden und der Zugang in „Gradualität“ berechtigt ist.
7: In der Diskussion und im Austausch der Meinungen und Erfahrungen zu den verschiedenen Themen zeigte sich eine große Vielfalt, oft auch sehr konträre Sichtweisen. Das wurde durch die Atmosphäre der Offenheit in den Gesprächen möglich. Hier darf ein Lernprozess erhofft werden, in dem ein besserer Umgang mit der Vielheit von Lebensformen und Glaubenspraktiken erlernt wird, ohne um die Einheit im Glauben und um die Einheit als "Volk Gottes" zu fürchten.
8. Vertieft ins Bewusstsein gerückt ist die Bedeutung der „Barmherzigkeit“. Was gilt für den Umgang mit dem Scheitern im Geist Jesu und seines Evangeliums? Barmherzigkeit und „Dogma“ dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
9. Viele Themen- und Problemfelder sind weit umfangreicher als sie in den Medien und in populistischen Diskussionen angeführt werden. Hier darf besonders auf die Not hingewiesen werden, wenn es um den Kommunionempfang bei Frauen und Männern in einer zweiten Ehe (“wiederverheiratete Geschiedene“) geht. Eine "schnelle Lösung" ist hier nicht zu erwarten.
10. Die Begegnung mit Menschen nach einer Scheidung und in einer zweiten Ehe, die Möglichkeit für den Empfang der Sakramente erweist sich als „Bewährungsprobe“ für die Synode. Hier wurden auch außerhalb der Synodenversammlung konträre Aussagen vertreten.
11. In der Begegnung mit der Homosexualität wird eine Neuorientierung in der katholischen Kirche erfolgen. War es im Blick früherer Generation schlechthin „Sünde“, wenn jemand sich als homosexuell oder lesbisch erlebte und äußerte, so wird eine Achtung vor den Menschen für selbstverständlich genommen. Homosexuelle Menschen müssen von der Kirche seelsorgerlich begleitet und in ihrer Würde geschützt werden. Damit ist nicht gesagt, dass gleichgeschlechtliche Paare gleich zu benennen sind wie heterosexuelle Paare, die von der Schöpfung her für die Weitergabe menschlichen Lebens berufen sind.
12. Bis zur Bischofssynode im Oktober 2015 werden Theologen, Human- und Naturwissenschaftler und andere intensiv arbeiten, studieren und für eine „Fortschreibung“ der kirchlichen Botschaft ihre Beiträge leisten müssen.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Was meinen Sie dazu? Es freut sich über Ihre Echo Pater Ettel, für Sie erreichbar unter efb@kath-kirche-kaernten.at
Donnerstag, 16.10.2014
Kard. Schönborn für differenzierte Sicht bei zweiten Ehen
Zu einer differenzierten Sicht auf die Situation geschiedener Katholiken und zur Beachtung von deren Gewissen hat Kardinal Christoph Schönborn in einem ausführlichen Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" aufgerufen. Er spricht darin für einen "Weg der Aufmerksamkeit", der der Entscheidung über die Zulassung Wiederverheirateter zur Kommunion vorausgehen sollte. Auch vor der Synode habe er dazu eingeladen, die Problemstellungen "in einem größeren Rahmen" zu betrachten, sagte Schönborn. Derzeit gebe es einen "Tunnelblick", der vor allem auf das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen fokussiere. Zu beachten sei aber auch das Umfeld, vor allem die von Scheidung betroffenen Kinder.
Der vom Wiener Kardinal empfohlene "Weg der Aufmerksamkeit" solle die geschiedenen Eltern fragen, inwiefern diese ihren ehelichen Konflikt "auf die Schultern der Kinder" geladen haben. Mehr kirchliche Aufmerksamkeit gebühre aber auch jenen "Scheidungswitwen" oder "Scheidungswitwern", die alleine bleiben, weil sie verlassen wurden. Die Kirche müsse den Leidenden gegenüber aufmerksam sein, unterstrich Schönborn. Das gelte auch für viele Geschiedenen, die ihrem ehemaligen Ehegatten nach der Scheidung "die Treue halten" und sich nicht wieder binden, weil sie das für unvereinbar mit ihrem unauflöslichen Eheversprechen halten.
Abzuverlangen wäre Getrennten jedoch ehrliche Versuche der Versöhnung. Auch wenn es unwahrscheinlich sei, dass Getrennte wieder zusammenfinden, so solle doch zumindest die Chance ergriffen werden, dass sie sich "ohne Hass oder Zorn" begegneten. Im persönlichen Gespräch frage er daher Betroffene stets, wie sie das Sakrament der Eucharistie empfangen wollen, "wenn noch so großer Zorn über das Erlebte in euch ist".
(Siehe Katholischen Presseagentur Österreich www.kathpress.at/site/nachrichten/database/65329.html ).
Der brasilianische Kardinal Raymundo Damasceno Assis, Ko-Präsident der Weltbischofssynode, sagte im portugiesischsprachigen Kanal von Radio Vatikan: Neue Zugänge der Seelsorge zu Wiederverheirateten und Homosexuellen, wie sie unter anderem im Synoden-Zwischenbericht angedacht sind, bergen nach Ansicht der konservativen Synodenvertreter eine Gefahr für die kirchliche Lehre. "Unter einem Teil der Synodenväter herrscht Angst, dass eine seelsorgliche Öffnung die Doktrin der Kirche über Ehe und Familie beeinflussen könnten", sagte dazu am Mittwoch der Ko-Präsident der Weltbischofssynode, Kardinal Raymundo Damasceno Assis, im portugiesischsprachigen Kanal von Radio Vatikan. Der Brasilianer Assis war im April von Papst Franziskus gemeinsam mit dem französischen Kardinal Andre Vingt-Trois und dem Filipino Kardinal Luis Antonio Tagle für das Präsidium der Synode ernannt worden.
Kard. Assis sagte, er selbst habe diese Ängste nicht. Er glaube, dass lehrmäßig nichts in Frage gestellt werde.
Kardinal Christoph Schönborn - er will sich am Donnerstag beim Synoden-Pressebriefing ausführlich äußern - stellte am Dienstagabend in einem Interview für die Schweizer französischsprachige katholische Presseagentur APIC klar, dass der von Assis erwähnte Punkt noch ausführlich diskutiert werden muss. Dafür gebe es noch Zeit bis Oktober 2015, wenn die Ordentliche Bischofssynode zusammentritt.
Mittwoch, 15.10.2014
Doch nicht weitgehende Übereinstimmung
Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz Erzbischof Stanislaw Gadecki hat Vorbehalte gegen eine mögliche Liberalisierung der katholischen Ehelehre. Entsprechende Positionen im Zwischenbericht von Kardinal Erdö wichen von der Lehre Johannes Pauls II. (1978-2005) ab, kritisierte Erzbischof Stanislaw Gadecki im polnischen Sender von "Radio Vatikan" (Montagabend). Das Dokument sei für "viele Bischöfe nicht akzeptabel", so Gadecki. Der Zwischenbericht zeige Spuren einer gegen die Ehe gerichteten Ideologie. Seelsorgliche Hauptaufgabe solle die Unterstützung der Familie sein und "nicht ein Schlag gegen sie".
Erzbischof Gadecki bemängelte unter anderem eine zu wohlwollende Bewertung von eheähnlichen Lebensgemeinschaften und eine mögliche Billigung der Kindererziehung durch gleichgeschlechtliche Paare. Der Zwischenbericht scheine "alles zu akzeptieren, was es gibt", beklagte Gadecki.
Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, zieht eine positive Bilanz in der „Halbzeit“ der Synode. "Wir haben bisher eine offene und ehrliche und in den Themen breigefächerte Diskussion erlebt.“ heißt es in einer am Dienstag in Bonn verbreiteten Erklärung des Münchner Erzbischofs. Die unterschiedlichen Gesichtspunkte seien auf den Tisch gekommen.
Laut Marx befasste sich die Synode intensiv mit der realen Situation der Familien weltweit. "Es ist gut, über die Stärkung der Ortskirchen bei den dringenden pastoralen Fragen zu sprechen und zu überlegen, wie wir den Ehen und Familien nahe sein können, die Brüche und Verletzungen erfahren haben", so der Kardinal.
Es gebe durchaus Spannungen zwischen denjenigen Synodenteilnehmern, die "die Lehre ins Zentrum stellen und denen, die vom Leben der Menschen ausgehen", räumte Kardinal Marx ein. "Ich hoffe sehr, dass wir mit einem starken, pastoral orientierten Zuspruch in die nächste Etappe gehen können." Jesus habe kein Gesetzbuch geschrieben, sondern Wege zum Leben gezeigt.
In dem am Montag vom ungarischen Kardinal Peter Erdö vorgestellten Zwischenbericht wird unter anderem die Position etlicher Teilnehmer wiedergegeben, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen und nach einem "Weg der Buße" zur Kommunion zuzulassen. Mehrfach verweist der Bericht zudem darauf, dass auch Lebensentwürfe, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen, sittlich wertvoll sein können.
Nach dem Bericht bekennen sich die Bischöfe zu einem respektvollen Umgang mit Menschen ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung oder der Form der Partnerschaft, in der sie leben. Die Kirche sei nicht da, um Menschen zu verurteilen, sondern um sie zu begleiten und ihre Würde zu verteidigen, sagte der Sondersekretär der Synode, Erzbischof Bruno Forte. Auch Kardinal Erdö betonte, die Würde eines Menschen hänge nicht von seiner sexuellen Ausrichtung ab.
Der Zwischenbericht zur Familiensynode im Vatikan ist nach Aussagen führender Teilnehmer nicht als Richtungsentscheidung zu sehen. Das Papier sei in allen Punkten "sehr vorläufig", sagte Kardinal Luis Tagle, einer der drei Synodenpräsidenten, am Montag nach der Veröffentlichung des Berichts im Vatikan. Vieles stehe noch zur Diskussion. "Das Drama geht weiter", scherzte der Erzbischof von Manila.
Montag, 13.10.2014
Ein Zwischenbericht, der eine lebhafte Diskussion auslöste.
Kardinal Peter Erdö ist der Generalrelator der Bischofssynode. Er musste die etwa 240 Beiträge der Generaldebatte in der vorigen Woche in einen Gesamttext verarbeiten und den Synodenteilnehmern vorlegen.
Der Bericht begann mit dem doppelten Ausgangspunkt, der auch in vielen der Statements genannt war. Zum einen sei die Familie die bedeutende Zelle der Gesellschaft und damit auch der Kirche, zum anderen gäbe es viele Krisensymptome, die eine erneuerte Verkündigung nötig machten.
Wie Pater Bernd Hagenkord aus der Synodenaula für Radio Vatikan berichtet, ist die "Relatio" in drei Teile gegliedert:
1: Der Kontext der Herausforderungen für die Familie
Es gibt universale Herausforderungen, andere sind kulturell oder regional. Genannt werden der Individualismus und die Einsamkeit; es geht um Polygamie und die Probleme, die in gemischt-religiösen Ehen entstehen, wenn es um Rechte und die christlichen Werte geht. Es geht aber auch um die Affektivität des Menschen und seine Fähigkeit, Bindungen zu leben.
Dieser Teil macht deutlich, dass die Synodenteilnehmer nicht über eine idealisierte Vorstellung von Familie, sondern von deren konkreten Formen gesprochen haben. Die Kirche müsse hier „ein Wort der Hoffnung und des Sinns“ sprechen.
Einleitend zu diesem Abschnitt sagte Kardinal Erö: „Der anthropologisch-kulturelle Wandel heute beeinflusst alle Bereiche des Lebens und erfordert eine analytische und breit gefächerte Untersuchung, die fähig ist, die positiven Formen von individueller Freiheit zu erfassen.“ Es geht daher nicht um einen Familienbegriff unter Belagerung, sondern um das Erkennen von Herausforderungen und von Chancen.
2: Der Blick auf Christus: Die Frohe Botschaft von der Familie
Mit dem Blick auf Christus öffnen sich neue Wege und noch nicht gedachte Möglichkeiten (Papst Franziskus). Zwei Begriffe prägen die Aussagen, zum einen der der Gradualität, welcher sehr deutlich und vielleicht überraschend bei den Beiträgen immer wieder zu Tage trat, und der der Barmherzigkeit Gottes, die Maßstab und Schlüssel zum Verstehen der Gebote Gottes sei.
Die Ehe sei unauflöslich, das habe Jesus selbst bestätigt, die Ehepartner würden sich deswegen Treue und Offenheit für das Leben versprechen. So münde das Sakrament der Ehe in der Familie.
Hier wird die Frage aufgegriffen, die in der Synodenversammlung immer wieder gestellt wurde: Wie könne Menschen geholfen werden, deren Ehen gescheitert seien.
Eine Verstehens-Hilfe wird hier dem Zweiten Vatikanum entnommen (Lumen Gentium 8), mit dem Gedanken, dass es auch außerhalb sakramentaler Ehen Heiligung und Wahrheit geben könne. Verkürzend zusammengefasst kann man sagen, dass hier die Idee wiedergegeben wird, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, Ehe und nicht Ehe, sondern Zwischentöne, eben Grade.
Was wiederverheiratete Geschiedene und ihre Zulassung zu den Sakramenten anginge, brauche es einen „geistlichen Unterscheidungsprozess“, so die Relatio.
Ein weiteres Thema dieses Teiles sind die Partnerschaften, die nicht mit Blick auf eine sakramentale Verbindung geschlossen wurden und werden. Auch hier brauche es den barmherzigen Blick Jesu, um die Haltung der Kirche neu zu formulieren.
3: Die Auseinandersetzung: Pastorale Perspektiven
Der dritte Teil der Relatio ist der längste; er fügt die konkreten pastoralen Perspektiven und die grundsätzlichen Überlegungen zusammen. Die Spannung zwischen lokaler Not und universaler Perspektive wird genannt, die Frage der Verkündigung, die Rolle der Familien in der Kirche, die Sprache der Kirche in ihrer Verkündigung und die Vorbereitung auf die Ehe und die Begleitung der Ehepaare nach der Eheschließung, um nur einige Punkte zu nennen.
Es wird hingewiesen, sich nicht nur auf die sakramentale Ehe zu konzentrieren, sondern auch das Positive in anderen Partnerschaften zu sehen. Gleichzeitig gelte es aber auch, die eigene Vorstellung von Ehe und Sakrament zu bezeugen.
Noch einmal geht es in diesem Teil um die „verwundeten Familien“, um getrennt Lebende, wiederverheiratete und nicht wieder verheiratete Geschiedene. „In der Synode klang klar die Notwendigkeit für mutige pastorale Entscheidungen an“, heißt es in dem Text.
Treu zur Frohen Botschaft von der Familie hätten die Beratungen gezeigt, dass die Synodenväter die Dringlichkeit für solche „neuen pastoralen Wege“ erkannt hätten. „Es ist nicht klug, an eine einzige Lösung für alles zu denken oder an Lösungen, die durch ein ‚alles oder nichts‘ inspiriert sind“, heißt es in dem Text.
Es ist ein sehr pastoraler Blick, wobei der Text nicht in die Falle tappt, Pastoral gegen Lehre auszuspielen, im Gegenteil. Auch sagt der Text nicht, die Frage der sakramentalen Ehe sei vor allem ein Vermittlungsproblem, die Herausforderungen werden sehr ernst genommen.
Lebhafte und achtungsvolle Diskussion
Der große Zwischenbericht von den Beratungen der Bischofssynode löste eine eingehende Debatte in der Synodenaula aus. Das berichtete Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag vor Journalisten. Nach dem Verlesen der „Relatio“ durch Kardinal Erdö hätten sich viele Synodenväter zu Wort gemeldet. Auf Einzelheiten der Beiträge ging Lombardi allerdings nicht ein. Insgesamt gab es 41 Wortmeldungen – das ist viel. Anderthalb Stunden lang haben diese 41 Väter mit völliger Freiheit gesprochen. Damit begann nach der Generaldebatte die Etappe des Nachdenkens auf Grundlage dieses Berichtes.
Der italienische Bischof Bruno Forte sprach vor den Journalisten von divergierenden Standpunkten; doch alle Synodenväter hätten auch gegenseitigen Respekt gezeigt und gut zugehört.
„Das war der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils. Mehrere Väter haben heute nach der Relatio gesagt: ‚Uns scheint das ganz im Geist der (Konzilskonstitution) Gaudium et Spes zu sein. Eine Kirche, die voller Sympathie auf die Welt schaut, die nicht die Richterpose einnimmt, sondern die Menschen begleitet in den Erwartungen, Hoffnungen, Freuden und Leiden der Männer und Frauen unserer Zeit.“
Erzbischof Bruno Forte gilt als der theologischer Chefexperte der Bischofssynode; er hält eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten unter bestimmten Umstände für möglich. Man müsse jeden Einzelfall sorgfältig prüfen, und in bestimmten Situationen dürfte man eine Zulassung zur Eucharistie erwägen, betonte der Sondersekretär der Synode in einem Interview mit der Zeitung "La Repubblica" (Montagsausgabe). Dies käme freilich nur für unumkehrbare Situationen sowie nach einem Weg der Reue und der Buße infrage.
Allerdings gebe es hierzu noch keine Entscheidung der Synode oder der Kirche. "Wir sind auf dem Weg. Und das gehört zu dem kollegialen Stil, zu dem Papst Franziskus uns ermutigt." Es wäre verkehrt, die Synode auf die Frage nach einem möglichen Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene zu verkürzen, betonte Forte. Grundsätzlich gehe es um Respekt gegenüber Menschen in schwierigen Situationen, also ebenso gegenüber unverheirateten Partnern und Homosexuellen. Ihnen gegenüber sei die Barmherzigkeit gefragt, mit der Gott jedem von ihnen betrachtet.
Forte wehrte sich in dem Interview gegen den von Medien verbreiteten Eindruck, bei der Synode gehe es um eine Kraftprobe zwischen Konservativen und Reformern. Aus dem Inneren der Synode heraus erscheine eine solche These als erzwungen. "Es gibt unterschiedliche Positionen, es gibt ein intensives gemeinsames Suchen", so sein Resümee. Man habe jetzt bis zur Synode 2015 Zeit, die Arbeit reifen zu lassen.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Was meinen Sie dazu? Pater Ettel ist unter efb@kath-kirche-kaernten.at für Sie erreichbar.
Samstag, 11.10.2014
Synode in einer neuen Phase
In den bisherigen Tagen fanden die Debatten zu den Themen im Plenum statt. In der Regel wurden an den einzelnen Halbtagen zu bestimmten Themen die Meinungen zusammengetragen. Diese sogenannte Generaldebatte der Gesamtsynode wurde am Freitag abgeschlossen.
Nun wird die Arbeit in zehn Sprachgruppen fortgesetzt – in englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache. Darin vertiefen die rund 250 Kardinäle, Bischöfe, Priester und Laienvertreter in der kommenden Woche die angesprochenen Themen zu Ehe und Familie, darunter umstrittene "heiße Eisen" wie Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen oder Empfängnisverhütung. Kardinal Christoph Schönborn leitet eine der beiden französischsprachigen Gruppen. Am Montag bringt der Generalrelator Kardinal Peter Erdö einen Zwischenbericht.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollen dann in ein Schlussdokument eingehen. Dieser Text soll die Grundlage für die im Oktober 2015 tagende zweite Bischofssynode zur Familienseelsorge sein.
Die Berichterstattung des vatikanischen Presseamtes über die Synode ließ bislang keine Rückschlüsse auf Mehrheiten oder auf die Verteilung von Meinungen zu.
Kardinal Christoph Schönborn wies in seiner wöchentlichen Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" auf die Synode hin. Die Familie erbringt für die Gesellschaft "unersetzbare Leistungen" und ist in Notzeiten das wichtigste "Überlebensnetzwerk". "Familie hat Zukunft. Sie ist Zukunft", betonte der Wiener Erzbischof, der zugleich auf die heutigen Gefährdungen der Familie hinwies, angesichts derer die Kirche "Hoffnung" vermitteln müsse. Wie die Beiträge auf der Familiensynode deutlich machen würden, schrumpfe die traditionelle Großfamilie weltweit. "Das Beziehungsgeflecht von Eltern, Geschwistern, Großeltern, Enkeln, Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen wird in der heutigen Gesellschaft immer dünner." Allerdings stehe für Kardinal Schönborn fest, dass kein noch so ausgebauter Sozialstaat den Zusammenhalt der Familie ersetzen könne.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Freitag, 10.10.2014
Verhütung: Junge Paare im Konflikt mit Lehre
Kardinal André Armand Vingt-Trois - er ist einer der drei Präsidenten der Bischofssynode - hat am Donnerstag die Diskussion im Plenum zum Thema der Empfängnisverhütung eingeleitet. Die Frage der Aktualität des von Papst Paul VI. 1968 in der Enzyklika "Humanae vitae" proklamierten Verbots der künstlichen Antikonzeptiva stand zur Debatte. Kardinal Vingt-Trois betonte, die Kirche müsse zu einer "Mentalität der Offenheit für das Leben" anstelle der "Mentalität der Verhütung" ermutigen.
Kardinal Vingt-Trois verwies auf die Notwendigkeit einer Einbeziehung von Lebenserfahrungen und stellte ein brasilianisches Ehepaar - Arturo und Hermelinda Zamberline, Eltern von drei Kindern - vor, das die ursprünglich in Frankreich entstandene Bewegung "Equipe Notre Dame" leitet. Der Kardinal betonte ebenso wie das Paar die "Schönheit" der Lehre von "Humanae vitae". Eingeräumt wurde aber von den Rednern die große Schwierigkeit, danach zu leben. "Ehepaare, besonders junge, leben in einem Rhythmus, der es ihnen nicht erlaubt, die 'natürlichen' Methoden zu praktizieren", so Arturo Zamberline.
Viele katholische Paaren betrachteten heute die Anwendung künstlicher Verhütungsmittel anstelle der von der Kirche für zulässig erklärten natürlichen Methoden nicht als Sünde. Sie sähen keinen Grund, diese Praxis in der Beichte zu erwähnen und gingen zur Kommunion. Hier bestehe eine Kluft zwischen der Lehre der Kirche und der Lebenswelt vieler Katholiken, sagte der Erzbischof von Paris. Die Kirche sei aufgefordert, die Lehre von der Offenheit für das Leben in einer neuen Sprache zu vermitteln.
Die Haltung, in der Paare nicht für das Leben offen sind, habe in vielen Teilen der Welt mittlerweile zu einem starken Geburtenrückgang geführt, "dessen soziale und menschliche Konsequenzen heute nicht genug beachtet werden", so Vingt-Trois.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Donnerstag, 9.10.2014
Mittwoch, 8.10.2014
Ohne vorgehaltene Hand
Aus der Synodenaula werden nur allgemeine Angaben zum Verlauf der Beratungen und zu Inhalten mitgeteilt. Namen nennt das vatikanische Presseamt nicht. Deutlich erkennbar wird in Berichten, die von einzelnen Vertretern in Pressegesprächen außerhalb der Synode gegeben werden, dass die Gespräche sehr offen und lebensnah verlaufen. „Ohne vorgehaltene Hand“ werden Meinungen und Erfahrungen mitgeteilt.
Der argentinische Erzbischof Viktor Manuel Fernandez scherzte vor Journalisten im vatikanischen Presseamt, Franziskus habe darauf hingewiesen, alle könnten frei reden, "ohne dass ihnen gleich Kardinal Müller auf den Leib rückt". In Kommentaren zu der Pressekonferenz hieß es am Donnerstag, solche Äußerungen über einen amtierenden Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation machten Bischöfe früher allenfalls hinter vorgehaltener Hand.
Eine Wortmeldung, die stark begrüßt wurde, wünschte ein radikales Abgehen von der üblichen lehramtlich-moralisierenden Sprache. Die Ausdrücke 'intrinsice malus', wie es unter anderem auch für Masturbation verwendet wird oder 'In Sünde leben' helfen nicht, eine Person zu Christus zu führen.
Das Thema "wiederverheiratete Geschiedene" stand am Mittwochnachmittag auf der Tagesordnung der vatikanischen Bischofssynode.
Zum kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen äußerte sich der Präsident des päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa". Dabei wandte er sich gegen arbeitsrechtliche "Diskriminierungen" von Betroffenen. Als Beispiel nannte Fisichella die Nichtzulassung wiederverheirateter Geschiedener als Lehrer an katholischen Schulen. "Warum sollen wiederverheiratete Geschiedene, die in der Gemeinde aktiv sind, nicht die Möglichkeit haben, an katholischen Schulen zu unterrichten?", so Fisichella.
Der Erzbischof von Aparecida in Brasilien, Kardinal Raymundo Damasceno Assis, sprach sich für eine intensivere Begleitung wiederverheirateter Geschiedener durch die Kirche aus. Diese Menschen "erleben ihre Erfahrungen als tiefe Wunde in ihrem eigenen Menschsein, in ihrer Beziehung zu anderen und zu Gott", so Assis, den Papst Franziskus als einen von drei Synodenpräsidenten berufen hat. Es gelte, gemeinsam "die Kunst des Begleitens" zu erlernen, wie sie Franziskus in seinem Lehrschreiben "Evangelii gaudium" beschreibe.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Mittwoch, 8.10.2014
Ehepaar Pirola erzählt – und erntet sowohl Zustimmung als auch heftigen Widerspruch
Das australische Ehepaar Ron und Mavis Pirola ist zur Synode sind als Gasthörer geladen. Sie hatten über ein befreundetes katholisches Ehepaar berichtet. Der homosexuelle Sohn des Paares habe die Eltern gebeten, seinen Partner zur Weihnachtsfeier der Familie mitbringen zu dürfen. Die Eltern, die "vollkommen überzeugt von der Lehre der Kirche" seien, hätten diesen "willkommen geheißen wie ihren eigenen Sohn", heißt es im verbreiteten Redemanuskript der Pirolas. Ron und Mavis Pirola bezeichnet es als richtig und evangeliumsgemäß, wenn homosexuelle Lebenspartner im Familienumkreis zu großen Familienfeiern eingeladen würden. "Was für ein Vorbild der Evangelisierung für Pfarrgemeinden wäre das doch, wenn sie auf ähnliche Situationen in ihrer Umgebung so antworten könnten."
Die genannten Eltern hätten ein praktisches Verhaltensbeispiel gegeben, wie sich die Kirche verhalten könnte, um ihrer Rolle als Lehrerin und Vermittlerin der Liebe Gottes gerecht zu werden, so die Australier.
Der englische Kardinal Vincent Nichols hatte sich im Anschluss positiv über das Statement des Ehepaares geäußert. Die britische konservativ-katholische Lebens- und Familienschutz-NGO "Voice of the Family" übte dagegen Kritik sowohl an den Pirolas als auch an Nichols. Dessen Applaus für das "verstörende Zeugnis" sei ein Beweis dafür, wie weit sich einige Kirchenführer von den eigentlichen Problemen der Familie entfernt" hätten, zitierte die römische katholische Nachrichtenagentur "Zenit" über diesen Eklat.
Weiter berichtete das Ehepaar Pirola von einer geschiedenen Freundin, der sich in ihrer Pfarre zuweilen nicht voll akzeptiert fühle. Dabei gehe sie regelmäßig mit ihren Kindern in die Messe. "Für den Rest der Gemeinde sollte sie ein Vorbild an Mut und Einsatz angesichts widriger Umstände sein."
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Dienstag, 7.10.2014
Ehrlicher, offener Austausch
Aus den Berichten, die nach den ersten Sitzungstagen der Familiensynode bekannt werden, wird deutlich, dass die katholische Kirche nach Ansicht vieler Teilnehmer der Synode zu Ehe und Familie eine neue, zeitgemäße Sprache für die Vermittlung ihrer Lehre finden muss. Das Ideal des christlichen Familienlebens scheitert häufig an der konkreten Lebenssituation vieler Menschen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag. Als Herausforderungen für die Familienpastoral waren immer wieder benannt worden: Armut, Migration, Emigration, Gewalt in verschiedensten Formen, Christenverfolgung, moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen, Polygamie, Sekten, Prostitution, Menschenhandel, Machismo und die Einflüsse der modernen Welt mit ihren Individualismen und Materialismen, sie wurden immer wieder vor allem aus der pastoralen Praxis heraus ausführlich behandelt, und sie bildeten das Schwergewicht der Beratungen.
Die Schönheit der christlichen Lehre liegt nicht in Regeln und Gesetzen, sondern die Botschaft Jesu müsse im Mittelpunkt stehen. Dies gilt nach Ansicht der Synodalen besonders mit Blick auf die moralische Dimension der Ehe. Immer wieder sei dabei die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe hervorgehoben worden, so Lombardi. Allerdings verwiesen Redner auch darauf, dass es heute auch andere Partnerschaftsmodelle und Beispiele für gelebte Treue gebe, die nicht vorschnell als sündhaft verurteilt werden dürften. Dies könne aber kein Anlass sein, den Wert des Ehesakraments in Zweifel zu ziehen.
Am ersten Sitzungstag ging es vorwiegend um den Einsatz in einer besseren Ehevorbereitung und um die pastorale Begleitung der Paare nach der Hochzeit. So sollten Priester Heiratswilligen mehr Auseinandersetzung mit dem Thema abverlangen, um ihnen die große Bedeutung des Sakraments der Eheschließung zu verdeutlichen.
Am zweiten Sitzungstag bis zum Mittag um die Themen "Das Evangelium der Familie und das Naturrecht" sowie "Die Familie und die Berufung des Menschen in Christus".
Nach den ersten Tagen kann naturgemäß noch nichts über Ergebnisse gesagt werden. Doch zeichnete sich am Montag und Dienstag deutlicher ab, wo noch grundsätzlicher Klärungsbedarf besteht: In welchem Verhältnis stehen kirchliche Lehre und seelsorgerische Praxis zueinander?
Die öffentlichen Äußerungen von drei herausgehobenen Teilnehmern der Synode, Kardinal Peter Erdö, Erzbischof Bruno Forte und Kardinal Reinhard Marx stimmten zwar prinzipiell darin überein, dass die Synode die kirchliche Lehre nicht verändern solle. Doch ihre Formulierungen ließen durchaus unterschiedliche Akzente erkennen.
Kardinal Marx sagte am Montagabend vor Journalisten, es sei ihm ein "bisschen zu strikt" zu sagen, "wir rühren nicht an die Lehre und machen nur Pastoral". Das sei eine "Unterbewertung der Pastoral", so Marx, der auch dem Kardinalsrat für die Kurienreform angehört. Die Synode wolle die Lehre nicht verändern, aber "weiterentwickeln".
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Was meinen Sie dazu? Pater Ettel ist unter efb@kath-kirche-kaernten.at für Sie erreichbar.
Konzept der „Gradualität“
Als möglicher Weg, um Veränderungen in der Seelsorge theologisch zu rechtfertigen und gleichzeitig Sorgen zu zerstreuen, dass die Kirche ihre Lehre verwässere, wurde in den ersten beiden Tagen mehrfach auf das Konzept der "Gradualität" verwiesen. Was es damit auf sich hat, erläuterte Marx am Beispiel gleichgeschlechtlicher Partnerschaften: Über eine homosexuelle Beziehung, die über Jahrzehnte treu gelebt werde, könne man nicht sagen, "das ist alles nichts". In solchen Fällen dürfe die Kirche nicht "einfach alles über einen Kamm scheren", sondern müsse es "genauer anschauen".
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
Montag, 6.10.2014
Papst ermutigt die Synodalen
Papst Franziskus hat am Montag zum Beginn der Bischofssynode zu Ehrlichkeit und Angstfreiheit in den Wortmeldungen aufgefordert. "Niemand soll sich sagen: Diese Meinung darf ich nicht offen aussprechen, denn wenn ich das sage, dann denkt man dieses oder jenes über mich", so Franziskus in seiner sehr kurzen Ansprache in der Synodenaula. Er ermutigte die Teilnehmer, einander „mit Demut“ und „offenem Herzen“ zuzuhören.
Die Synode nahm am Vormittag ihre Beratungen auf. In den kommenden zwei Wochen erörterten 191 Bischöfe - darunter 62 Kardinäle - aus aller Welt im Beisein von Papst Franziskus, wie die katholische Kirche mit der veränderten Lebenswirklichkeit von Familien umgehen soll und wie diese besser unterstützt werden können. Hierbei geht es etwa um Patchwork-Familien, wiederverheiratete Geschiedene, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und Paare ohne Trauschein.
Der Generalberichterstatter der Synode, Kardinal Peter Erdö, hob in seinem einführenden Referat hervor, dass eine "überwältigende Mehrheit" der Katholiken die kirchliche Lehre über Ehe und Familie auch heute nicht grundsätzlich infrage stelle. Erdö verwies auf die Ergebnisse der vatikanischen Umfrage zu Ehe, Familie und Sexualität.
Diese Feststellung des ungarischen Kardinals wird wohl nicht in allen Ländern in gleicher Weise zutreffen. Gerade in den westlichen Ländern wird von nicht so wenigen die kirchliche Lehre in Frage gestellt. Es wird für viele Themen, die ohnehin häufig angeführt werden, und bei den Moralfragen eine „Fortschreibung“ gewünscht. Insofern darf viel Vertrauen in das offene Gespräch und in den Meinungsaustausch gesetzt werden, in dem der Glaubenssinn des Gottes Volkes zum Tragen kommt.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
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Sonntag, 5.10.2014
Wo steht der Papst?
Dieser Frage widmete sich eine Analyse in der Kathpress.
Kardinäle und Bischöfe beziehen Stellung zu kontroversen Themen, vor allem zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Doch: Wo steht eigentlich der Papst? Was sagt er, der diese Erwartungen und Hoffnungen ausgelöst hat, zu den strittigen Themen?
Befürwortet Franziskus Änderungen der kirchlichen Praxis? Wie hat er sich bislang etwa zum kirchlichen Umgang mit Homosexualität, gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, künstlicher Empfängnisverhütung oder wiederverheirateten Geschiedenen geäußert?
Am Sonntag feierte Papst Franziskus den Gottesdienst im Petersdom zur Eröffnung der Bischofssynoden. In seinen Ansprachen bekundet Papst Franziskus viel Vertrauen in einen guten, gesegneten Verlauf der Synode. Er warnte die Teilnehmer der Synode davor, sich in einer eitlen Debatte zu verlieren. Solche Versammlungen seien nicht dazu da, "schöne und originelle Ideen zu diskutieren oder zu sehen wer intelligenter ist", sagte der Papst. Es gehe darum, sich "um die Familie zu kümmern" und an Gottes "Plan der Liebe für sein Volk mitzuarbeiten". Die Familie sei "von Anfang an wesentlicher Bestandteil dieses Liebesplanes gewesen", so Franziskus.
Zugleich machte der Papst deutlich, dass die geltende kirchliche Lehre hierbei nicht das alleinige Kriterium sein dürfe. Der Geist schenke eine Weisheit, "die über die Lehre hinausgeht, um großherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität zu arbeiten", so der Papst.
Die Bischöfe könnten Gottes Plan vereiteln, wenn sie sich nicht vom Heiligen Geist leiten ließen. Die Herzen und Gedanken der Bischöfe müssten in Gemeinschaft mit Jesus Christus sein durch den "Frieden Gottes, der alles Verstehen übersteigt".
Erwartet werden darf ein gesegneter Verlauf der Beratungen, wenn diese Impulse von Papst Franziskus gehört und umgesetzt werden.
Auf Anregung von Papst Franziskus wird in Rom und weltweit für die Versammlung der Bischöfe gebetet. Bei der Gebetsvigil am Vorabend versammelten sich Zehntausende und beteten mit dem Papst. In der Diözese Klagenfurt wurde bei den Pfarrengottesdiensten für die Synode gebetet.
Ich kann mich nicht erinnern, dass bisher eine Bischofssynode mit so viel Aufmerksamkeit und Anteilnahme im Kirchenvolk und auch in den Medien begleitet wurde. Das wird am Thema liegen; denn Fragen der Familie, Ehe, Sexualität bewegen jeden. Es mag auch daran liegen, dass durch die Umfragen viel Interesse und auch viele Erwartungen geweckt wurden. Und die Vorgangsweise von Papst Franziskus ist so neu und in der Kirche in vieler Hinsicht ungewohnt; das bedeutet für viele auch neue Hoffnungen.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
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Samstag, 4.10.2014
Ehetheologie - Familientheologie
Das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) hat eine veränderte Sicht und Akzentuierung der Ehe gebracht. Davor waren Ehe und Sexualität in der Ehe auf die Familie ausgerichtet. Der primäre Zweck der Ehe war die Zeugung und Erziehung der Kinder. Es wurde geheiratet, um eine Familie zu gründen. Darin lag auch die besondere Bedeutung für die Gesellschaft und für die Kirche.
Beim Konzil wurde der Eigenwert der Ehe als Ehe entfaltet. Ehe wurde als die umfassende Liebes- und Lebensgemeinschaft von einer Frau und einem Mann bezeichnet. Die Liebe ist das Bedeutsame in der Ehebeziehung und lässt sie „Sakrament“ für die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe Christi zu seiner Kirche sein.
In der Enzyklika „Humanae vitae“ von Papst Paul VI (1968) wurde ausführlich und bewegend von der ehelichen Liebe gesprochen, wie noch kaum in einem päpstlichen Dokument davor. Diese Liebe will und soll auch im Leben der Kinder sichtbar werden.
Jedenfalls in der westlichen Welt wird von den Paaren vermehrt die Aufmerksamkeit auf ihre Partnerbeziehung gelegt, oft auch mit sehr hohen Erwartungen an den Partner bzw. an die Partnerin. Eine große Kinderzahl wird von ihnen im Sinn einer verantworteten Elternschaft kaum erwogen. Bei der längeren Lebenserwartung ist die „familiäre Phase“, in der die Kinder bei den Eltern sind, deutlich eine Durchgangsphase in der Partnerbeziehung.
Für die Kirche und in ihren Lehraussagen besteht ein enges Junktim zwischen Ehe und Familie. Sie werden jeweils in einem Atemzug genannt, wenn nicht ohnehin nur von „Familie“ gesprochen wird. Früher gab es die „Familienpastoral“, die vom Brautgespräch vor der Trauung bis zur religiösen Erziehung in der Familie alles beinhaltete. Dann kam mehr und mehr die Bezeichnung von der „Ehe- und Familienpastoral“.
Eigene Theologie und eigene Spiritualität
Wäre es nicht an der Zeit, aufmerksam auf die verschiedenen Herausforderungen zu achten, die durch die veränderte Einstellung und Wertschätzung gegenüber der Partnerbeziehung einerseits und den gewandelten Familienformen andersetis gegeben sind? Eine Theologie und Spiritualität der Ehe und eine Theologie und Spiritualität der Familien?
In den pastoralen Begleitungen und Unterstützungen sind immer mehr die unterschiedlichen Anforderungen zu beachten.
Auch den Ehepaaren wäre ein stärkeres Bewusstsein zu wünschen, dass sie nicht aufgehen in ihren Rollen als Eltern (und Großeltern), sondern dass sie als „Sakrament der Kirche und in der Kirche“ ein besonderer Schatz sind und mit den Zeichen und Zeugnisse ihrer Verbundenheit und Liebe für die Kirche wichtigund wirksam sind (oder ihre sakramentale Wirksamkeit allzu verdeckt, wenn nicht gar verweigert bleibt und damit in der Kirche mangel).
Die eheliche Liebe ist auf Fruchtbarkeit angelegt. Bedeutet das jedoch, dass notwendig jeder einzelne Geschlechtsverkehr für das Kind offen sein muss? Ergeben sich aus den je eigenen Wertschätzung auch die Folgerungen für die Gestaltung der „verantworteten Elternschaft“? Die Einstellung der überwiegenden Mehrheit auch gläubiger Ehepaare weicht im Bereich der Sexualität und der Empfängnisregelung weit von der Lehre der Kirche ab.
Der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, sagte am Freitag bei einer Pressekonferenz: Papst Franziskus will mit den Synoden zum Thema Familie einen „innovativen und authentischen synodalen Weg“ gehen. - Das wird sich auch darin zeigen, wie die Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils zur Ehegemeinschaft und ehelichen Liebe fortgeschrieben werden.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
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Freitag, 3.10.2014
Bischofssynode mit nur einem Thema?
In den vielen Berichten und Kommentaren scheint es für diese Bischofsversammlung nur ein Thema zu geben: die wiederverheirateten Geschiedenen.
Wie das Amen im Gebet wird, wenn über die Bischofssynode geschrieben oder gesprochen wird, diese Frage angeführt. Wie wird sich die Kirche für diese Frauen und Männer öffnen und ihnen den Empfang der Sakramente nicht mehr länger verweigern? Oder wird sich in diesem Problem nichts ändern, weil die Lehre der Kirche mit der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe nicht verändert werden kann?
Kardinal Walter Kaspar hat in seinem Vortrag von dem Papst und den Kardinälen über „Das Evangelium von der Familie“ referiert. Die katholische Kirche sieht sich zum einen an die Weisung Jesu gebunden: «Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen» (Matthäus 19, 6; Markus 10, 9). Die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe und die Unmöglichkeit, zu Lebzeiten des anderen Partners eine zweite sakramentale Ehe zu schliessen, sei, so betont Kasper, ein verbindlicher Teil der kirchlichen Glaubenstradition, die man nicht unter Berufung auf eine billige Barmherzigkeit aufweichen könne. Dennoch müsse das strenge Wort Jesu eingebettet werden in dessen Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes, der jeden Sünder, der umkehrt, mit einladenden Armen empfange.
Als Antwort auf die Rede von Kardinal Walter Kaspar ist sehr schnell ein Buch erschienen mit dem Titel: „Das wahre Evangelium der Familie“; Autoren sind Juan-José Pérez-Soba und Stephan Kampowski. Der Titel dürfte bewusst als Kontrapunkt gewählt sein.
Der deutsche Kardinal Gerhard Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, hat sich, gemeinsam mit anderen Kardinälen, gegen eine Öffnung der Kirche für Geschiedene und gegen Zugeständnisse der Kirche an geschiedene Katholiken ausgesprochen. In einem Buch, das kurz vor dem Beginn der Synode erscheint, legen die Kardinäle ihr Positionen dar. (siehe Beitrag zur Debatte)
Ein Kampf der Kardinäle und Theologen in aller Öffentlichkeit? Es ist zu begrüßen, dass unterschiedliche Meinungen ausgesprochen werden und dazu diskutiert wird. Die Hoffnungen bei dieser Bischofssynode liegen bei der Chance für offene Gespräche, die aber – hoffentlich(!) – nicht polemisch und verketzerisch geführt werden, sondern – geführt vom Geist Gottes - in einem Suchen nach der Wahrheit und dem rechten Weg. Kardinal Walter Kasper optiert jedenfalls für einen Mittelweg zwischen Rigorismus und Laxismus.
Der Papst ist sehr gelassen. Er sieht die Debatten rund um eine mögliche Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene gelassen. Das sagte Kurienkardinal George Pell laut der italienischen Nachrichtenagentur ansa zu Journalisten. Er habe in den vergangenen 20 Tagen viel Zeit mit dem Papst verbracht, so Pell. Die in den Medien transportierte Debatte verschiedener Kardinäle zum Thema spiegele den Wunsch des Papstes nach einer offenen und freien Diskussion wider, so Pell. Wichtig sei dem Papst dabei, dass es keine Polemik und persönlichen Angriffe gebe, referierte Pell laut ansa.
Die Bischofssynode mit dem Thema Familie und Evangelisierung wird sich mit noch viel mehr und auch sehr grundlegenden Themen befassen, zu denen die Kirche aufgrund der stark veränderten Situationen der Partnerschaften und der Familienformen herausgefordert ist. Bischof Benno Elbs (Feldkirch) meint in einem Interview, dass die Synode nichts weniger als die "Nagelprobe für die Kirche und den Papst" wird.
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
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Beitrag: "Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche willkommen"
Mittwoch, 1.10.2014
Lebenspraxis und Glaubenssinn
Viele Seelsorger überraschten nicht die Ergebnisse der Umfragen: Zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben einer Mehrheit der gläubigen Katholiken besteht eine tiefe Kluft. Die offizielle Lehre der Kirche zu Familie, Ehe und Sexualität ist wenig bekannt oder wird in vielen Punkten ignoriert oder gar ablehnt.
Manche Bischöfe sind überzeugt, die Lehre der Kirche sei gut und entspricht der Ordnung Gottes. Sie müsse nur besser erklärt und vermittelt werden. Es sei ein Mangel in der konkreten Verkündigung. M.a.W.: der Inhalt ist gut, die Verpackung müsse besser werden.
Welche Bedeutung hat die Lebenspraxis und der Glaubenssinn „einfacher Katholiken“ für die Lehre der Kirche in Moralfragen? Sind doch andere Denkansätze gefragt?
Aus einer Analyse von Thomas Jansen:
Die Gesamtheit der Gläubigen "kann im Glauben nicht irren". Diese geradezu revolutionäre Aussage für all jene, die Unfehlbarkeit ausschließlich mit dem Papst verbinden, verabschiedete das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren (Kirchenkonstitution LG n. 12).
Das Konzil spricht hier erstmals vom sogenannten Glaubenssinn des Gottesvolkes. Dieser äußere sich dann, wenn "von den Bischöfen bis zu den letzten Laien" alle ihre "allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten" kundtäten. Damit ist freilich nicht gesagt, dass in der katholischen Kirche nicht einfach die Mehrheitsmeinung ausschlaggebend ist. Weiter heißt es, dies könne nur unter "Leitung des heiligen Lehramtes" und in "dessen treuer Gefolgschaft" geschehen.
Der Glaubenssinn sei eine "Art geistlicher Instinkt", der die Gläubigen befähige spontan zu erkennen, "ob eine bestimmte Lehre oder Praxis in Einklang mit dem Evangelium und dem apostolischen Glauben steht", heißt es in einem im Juni veröffentlichten Dokument der Internationalen Theologenkommission des Vatikan. (aus: Katholische Presseagentur Österreich, 30.09.2014)
Kardinal Kaspar meinte in seiner Rede vor dem Papst und dem Konsistorium im Februat 2014: „Diesen Glaubenssinn der Gläubigen gilt es gerade in unserer Frage ernst zu nehmen. Wir hier im Konsistorium sind alle Zölibatäre, die meisten unserer Gläubigen aber leben den Glauben an das Evangelium von der Familie in konkreten, zum Teil schwierigen familiären Situationen. Wir sollten darum auf ihr Zeugnis hören und auf das, was uns pastorale Mitarbeiter/innen und Berater/innen in der Familienpastoral zu sagen haben. Und sie haben etwas zu sagen.“
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
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Dienstag, 30.09.2014
Übervolle Erwartungen
Zur Synode in Rom kommen die Bischöfe aus aller Welt zusammen, gemeinsam mit Papst Franziskus, dem Bischof von Rom. Schon lange vor dem Beginn dieser Versammlung wird die enorme Breite der Erwartungen erkennbar. Die Situationen der Beziehungen von Frau und Mann und der Familien sind in den verschiedenen Kontinenten und Ländern unterschiedlich – kulturell, sozial und wirtschaftlich, in den Traditionen und Lebensformen. Dazu kommen die enormen Veränderungen in den Partnerbeziehungen und Familien innerhalb der letzten Generationen.
Die Umfragen, die im vorigen Jahr zur Vorbereitung der Bischofssynode weltweit durchgeführt wurden, brachten in den Rückmeldungen eine große Vielfalt. Diese wurden in einem „Arbeitspapier“ (Instrumentum laboris) für die Synodenteilnehmer zusammengefasst und ihnen zur Reflexion zugesandt. Um hilfreiche Orientierungen für diese Vielfalt des Lebens zu finden, ist die weltweite, allumfassende (= katholische) Glaubensgemeinschaft gefordert. Alle Synodenteilnehmer benötigen das Vertrauen, dass der Gottes Geistes in seiner Kirche gegenwärtig und wirksam ist, und die Offenheit und Bereitschaft der Teilnehmer, auf diesen Geist zu achten. Hochaktuell bleibt die Einladung, für die Synode und ihren Verlauf zu beten.
Auch gegensätzliche Meinungen
Schon vor dem Beginn werden gegensätzliche Meinungen offenkundig. Zum Beispiel in der Frage, ob „wiederverheiratete Geschiedene die Sakramente empfangen dürfen“ haben sich einige Kardinäle klar positioniert: kein Kommunionempfang ist möglich. Demgegenüber stellen viele fest: ein neuer Umgang mit dem Scheitern ist angefragt; die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe ist nicht in Frage gestellt, aber das Evangelium Jesu spricht und handelt auch von der Barmherzigkeit.
Auch in anderen Themenbereichen wird um Übereinstimmung (Konsens) gerungen werden. Das darf nicht überraschen.
Indem die Erwartungen so breit gestreut und oft auch sehr gegensätzlich sind, wird es unvermeidlich sein, dass es bei den „Ergebnissen“ bei manchen zu Enttäuschungen kommt.
Zuversicht für den Prozess der Bischofssynode.
Ich persönlich bin hoffnungsfroh und zuversichtlich:
- Die Dringlichkeit der Anliegen und Fragestellungen der Familien heute, in einer säkularisierten Umwelt und multireligiösen Gesellschaft ist offenkundig.
- Nachdem die Umfragen zur Vorbereitung so ausgedehnt von der Basis, das heißt „in Ehe- und Familienfragen Betroffenen“ beantwortet wurden, ist das Leben und der „Glaubenssinn der Gläubigen“ (sensus fidelium), als ein „theologisches Fundament“, nicht zu übersehen.
- Eine große Chance liegt in den offenen Gesprächen, wie sie unter Synodenteilnehmern zu erwarten sind; Papst Franziskus gibt in seiner Offenheit bei Gesprächen und Begegnungen ein wirksames Beispiel.
- Vertrauen dürfen wir nicht zuletzt, dass die Kirche, das Volk Gottes (zu dem auch die Bischöfe zählen), von Gottes Geist durchdrungen und geführt wird.
Siehe Kathpress: Hohe Erwartungen an die Bischofssynode
(Reinhold Ettel SJ, Ehe- und Familienpastoral)
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Ihre Meinung ist uns wichtig
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Aus den Ergebnissen der Umfrage zur Bischofssynode in Kärnten
Die FAMILIE - Grundlage der Gesellschaft
Die Zukunftsfähigkeit der Kirche entscheidet sich in der Familie - Interview mit Kardinal Kaspar zur Synode
Focus FAMILIENSYNODE auf kathpress.at
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