Über Nacht hat sich die Zeit gewendet
Ein spiritueller Impuls von Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger für den Jahreswechsel
Über Nacht hat sich die Zeit gewendet. Viele haben den Wechsel lautstark gefeiert. Für manche ist er still und besinnlich vor sich gegangen.
Nun schreiben wir ein neues Jahr. So ist das bei uns. In anderen Ländern, Kulturkreisen oder anderen Religionen feiert man Neujahr zu anderen Zeiten. Aber allen gleich ist: Dieser Übergang wird überall bewusst wahrgenommen. Er wird gefeiert oder beschworen, mit Lärm, Licht und Feuerwerk begangen, um das Dunkel der Zukunft und darin die Schatten der Ungewissheit zu bändigen. In Zeiten des Übergangs suchen Menschen seit jeher nach Sicherheit und Orientierung.
Lebensübergänge und Jahresübergänge erzeugen zwiespältige Gefühle
Als jahrtausendealtes Erbe trägt der Januar den Namen des römischen Gottes Janus. Janus wird mit zwei Gesichtern und zwei Köpfen dargestellt, die nach vorne und zurück blicken, aber auch nach innen und außen sehen können. Er herrschte nach römischer Auffassung über den Anfang und Beginn jeglicher Aktivitäten. Zudem war er auch der Hüter der Tore und Türen. Er war so für alle Ein- und Ausgänge „zuständig“.
Janus hat bei uns schon lange keine Bedeutung mehr. Dennoch: Lebensübergänge und Jahresübergänge erzeugen zwiespältige Gefühle. Wir spüren, dass die uns zur Verfügung stehende Zeit verrinnt und uns verbraucht. Wir suchen auf Zukunft hin Zuversicht, Lichtblicke und Hoffnung.
Jesus Christus ist Ankerpunkt christlicher Zeitrechnung
Für den Weg in die Zukunft hinein haben wir gottlob einen Ankerpunkt: Jesus Christus. An ihm macht sich die christliche Zeitrechnung im wahrsten Sinne des Wortes fest. Von Jesus Christus her benennen wir die ferne Vergangenheit, auf ihn bauen wir Gegenwart und Zukunft. Gott ist in Jesus Christus in unsere Zeit und Geschichte eingetreten. Und damit hat für die Welt eine neue Zeitgeschichte begonnen. Im Innersten der Welt stehen nicht mehr Tod und Vergänglichkeit, welche die Zeit gnadenlos abbuchen. Hier wohnt das Leben, in dem Vergangenheit und Zukunft unverlierbar aufgehoben sind. Zeitlichkeit und Vergänglichkeit haben in Jesus Christus eine andere Qualität. Die Zeit zerstört uns nicht, sie vollendet uns.
Darum loben wir den Tag schon vor dem Abend und das Jahr nicht erst am Schluss, sondern auch in seinen Anfängen. Auch das neue Jahr 2017 ist ein „Annus Domini Nostri Iesu Christi“, ein „Jahr unseres Herrn Jesus Christus“. Er ist der Herr über Zeit und Geschichte. Im Vertrauen auf ihn können wir getrost die Schwelle in dieses Neue Jahr hinein überschreiten. Er gibt uns Zukunft. Unsere Zeit steht unverlierbar in seinen Händen.