Ökumene in der Diözese Gurk

und die Arbeit der Ökumenischen Kontaktkommission in Kärnten

von Generalvikar Dr. Engelbert Guggenberger

Ökumenischer Christentag 2005 - Als weithin sichtbares gemeinsames Zeichen wurde auf der Klagenfurter Wörtherseebühne ein Kreuz errichtet. (© Foto: Foto: KH Kronawetter)
Ökumenischer Christentag 2005 - Als weithin sichtbares gemeinsames Zeichen wurde auf der Klagenfurter Wörtherseebühne ein Kreuz errichtet. (© Foto: Foto: KH Kronawetter)

Das ökumenische Klima in Kärnten ist gut und sehr stabil. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil das Bewußtsein gestiegen ist, die Traditionen der Schwesterkirchen tiefer kennen zu lernen und ungerechte (Vor-)urteile zu vermeiden. Dieser Bericht wirft einen Blick auf die gegenwärtige ökumenische Situation in der Diözese Gurk.

 

„Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen, ist eine der Hauptaufgaben des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils“. Mit diesen Worten wird im ersten Kapitel des Konzilsdekretes „Unitatis Redintegratio“ das Anliegen der Ökumene als ein Grundanliegen der Römisch-katholischen Kirche definiert.

Ökumene in der Diözese Gurk

Der Wichtigkeit der Ökumene entsprechend wurden im Jahre 1970 in der Diözese Gurk zwei Kommissionen zur Regelung der ökumenischen Fragen und Bemühungen eingerichtet: Erstens einmal die „Diözesane Ökumenekommission“, die nur aus katholischen Mitgliedern besteht und die eigenen ökumenischen Bemühungen begleitet. Und dann die „Ökumenische Kontaktkommission in Kärnten“, die konfessionell gemischt zusammengesetzt ist und als ein Gesprächsforum zwischen den Kirchen anzusehen ist. Beide Versammlungen begleiten immer wieder ökumenische Vorgänge und starten auch selbst derartige Initiativen. Die meisten ökumenischen Begegnungen und Veranstaltungen finden jedoch in den Pfarren statt.
Im Bundesland Kärnten haben sich aber im Laufe der Zeit Schwerpunkte herausgebildet, wo die ökumenischen Aktivitäten besonders intensiv gepflegt werden. Die betreffenden Pfarren befinden sich vornehmlich in jenen Gebieten, wo zahlenmäßig starke evangelische Gemeinden angesiedelt sind, wie etwa in den Räumen um und in Villach, Klagenfurt, Feldkirchen, St. Veit, Spittal, Gmünd, Radenthein, Bad Kleinkirchheim, Arnoldstein, im Gitschtal, im Gegendtal und im unteren Drautal.

Vielfältiges ökumenischen Zusammenwirken

Die Art des ökumenischen Zusammenwirkens der christlichen Konfessionen ist sehr vielfältig und weist nicht selten ein ausgeprägtes Lokalkolorit auf wie etwa bei den ökumenischen Bergwerksfeiern in Bad Bleiberg, dem ökumenischen Spaziergang in Klagenfurt, dem Kanzeltausch in Spittal oder der ökumenischen Osternachtsfeier in Bad Kleinkirchheim. Wo in einer politischen Gemeinde die evangelische und die katholische Konfession durch eine eigene Pfarre vertreten sind, werden öffentliche Feiern wie Einweihungen von Betrieben und Segnungen von Gebäuden generell ökumenisch gefeiert.
Darüber hinaus gibt es noch viele andere Bezeugungen des gemeinsamen Glaubens und Formen des Zusammenwirkens wie etwa:

  • Ökumenische Bibelrunden
  • Gemeinsame Vorbereitung und Feier der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen
  • Ökumenisch gestalteter Weltgebetstag von Frauen
  • Ökumenisches Frauenfest
  • Gegenseitige Einladungen bei Visitationen, Amtseinführungen, Tagungen und Festen
  • Gemeinsame Gestaltung von Religionsstunden und ökumenischen Schulgottesdiensten
  • Zusammenkünfte und Zusammenarbeit von Pfarrgemeinderäten und Gemeindevertretern.
  • Ökumenische Pfarrertage
  • Öku-Cafe: Monatliches Treffen der Pfarrer beider Konfessionen zum Kaffee
  • Ökumenische Dekanatskonferenzen
  • Gemeinsamer Terminkalender
  • Zusammenarbeit der Bildungswerke
  • Zusammenarbeit von Caritas und Diakonie, besonders in den Krankenhäusern und Seniorenheimen
  • Ökumenische Ehevorbereitung
  • Ökumenische Kreuzwege
  • Ökumenische Jugendgottesdienste
  • Ökumenische Bibelausstellung
  • Öffnung der Kirchenräume für Gottesdienste anderer Konfessionen
  • Berggottesdienste
  • Ökumenischer Vierbergelauf
  • Erntedankfeste
  • Kirchenmusikalische Veranstaltungen
  • Gemeinsamer Gemeindebrief an alle Haushalte (Bad Bleiberg)

Ökumenische Kontaktkommission

Als ständiges Gesprächsforum für ökumenisch relevante Themen und als offizielle Kontaktstelle für den interkonfessionellen Austausch fungiert die „Ökumenische Kontaktkommission in Kärnten“. Sie trifft sich regelmäßig abwechselnd in der Supterintendentur in Villach und im Bischöflichen Ordinariat in Klagenfurt. Die Mitgliederverteilung ist derzeit folgendermaßen: sieben römisch-katholisch, fünf evangelisch AB, eins altkatholisch und eins serbisch-orthodox. Den Vorsitz führen abwechselnd Generalvikar Dr. Engelbert Guggenberger sowie Superintendent Mag. Manfred Sauer.
Initiativen, die aus diesem Gremium in den letzten Jahren erwuchsen, sind:

  • Pastorale Handreichung zum Konfessionswechsel. Ökumenischen Grundhaltungen angesichts des Wunsches nach Konfessionswechsel, 1999
  • Ökumenische PFARRERTAGE: 1985, 1993, 1999.
  • TAGUNG zur Aufarbeitung der Impulse von Graz, 22.11.1997.
  • CHRISTENTAG in Klagenfurt, 26.11.1999.
  • HISTORIKERTAG in Villach zur Aufarbeitung der Kärntner Ereignisse während der Reformationszeit und in den folgenden Jahrhunderten, 22.1.2000.
  • Tagung SPIRITUALITÄT im Bildungshaus St. Georgen, 6.5.2000.
  • Handreichung für ökumenische Gottesdienste an Sonntagen, 2002
  • Vorbereitung zum JAHR DER BIBEL, 2003
  • CHRISTENTAG in Klagenfurt, 21.5.2005
  • HANDREICHUNG für ökumenische Schulgottesdienste, 2005
  • Ökumenisches SYMPOSION in Villach auf dem Weg zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu, 21.4.2007
  • KLAUSUR zur Standortbestimmung der Ökumene auf der Grundlage der CHARTA OECUMENICA in Wernberg, 13.3.2009.

    (HINWEIS: Einige Dokumente sind am Ende dieses Artikels als PDF-Dateien veröffentlicht.)

Die „Ökumenische Kontaktkommission in Kärnten“ ist aber auch ein Forum, in welchem ökumenische Konfliktmaterie angesprochen und bearbeitet werden kann. Durch die jahrelange Erfahrung mit ökumenischen Vorgängen, die theologische Vertiefung in die ökumenische Thematik und die gewachsenen und verlässlich gewordenen Beziehungen zwischen den Mitgliedern ist dieses Gremium in besonderer Weise geeignet, Konfliktfälle aus dem Bereich der Ökumene anzusprechen und gegebenenfalls einer Lösung zuzuführen.

Gutes und stabiles ökumenisches Klima

Das ökumenische Klima in Kärnten ist gut und sehr stabil. Dazu trägt nicht zuletzt die Tatsache bei, dass das Bewusstsein für die Wichtigkeit jener Haltungen gewachsen ist, die das Zweite Vatikanische Konzil im Blick auf die Einheitsbewegung für entscheidend hält:

  • Ausmerzen aller Vorurteile und ungerechten Urteile über die Schwesterkirchen.
  • Bemühen um Kennen lernen der anderen Kirchen und ihrer Traditionen.
  • Dialog mit ihren Mitgliedern und faires Umgehen miteinander
  • Gemeinsames Agieren in allen möglichen Bereichen des Gebetes und des christlichen Zeugnisses.
  • Bemühen um eigene Erneuerung und Reform.

Schätze das Glaubens - eine ökumenische Broschüre

Ein besonders gelungenes Zeugnis für das gedeihliche ökumenische Klima in Kärnten ist eine ökumenische Broschüre zum Thema "Schätze des Glaubens", die am 17. Juni 2011 präsentiert wird. In vier Kapiteln werden darin jeweils aus evangelischer und katholischer Perspektive, mit vielen praktischen Beispielen ergänzt, Anregungen zum gemeinsamen Beten, Feiern und Nachdenken gegeben.

Die Initiative zu diesem interessanten Druckwerk setzte die katholische Kirche als Zeichen der Aufmerksamkeit und der Mitfreude mit der evangelischen Kirche, als klar war, dass dieser von der Kärntner Landesregierung für das Jahr 2011 die Möglichkeit einer Landesausstellung in Fresach eingeräumt wurde. Die Autoren spüren dem „Reichtum“ der jeweils anderen Kirche nach, und vertiefen damit genau jene Haltung, die das Zweite Vatikanische Konzil als besonders zielführend für den Ökumenismus herausgestellt hat.

 

  • Der Autor Dr. Engelbert Guggenberger ist Generalvikar der Diözese Gurk und Ko-Vorsitzender der Ökumenischen Kontaktkommission in Kärnten.