Wie heutige Menschen glauben
1. Abend der 28. Villacher Glaubensgespräche 2012 mit Univ. Prof. Dr. Bernhard Körner in Villach-St. Martin
Spektakuläres tat sich 1986 in Assisi: Papst Johannes Paul II. kam mit Vertretern der Weltreligionen zusammen um zu beten. Was hatte das zu bedeuten? Hatte die römisch-katholische Kirche ihren Absolutheitsanspruch „Außerhalb der Kirche kein Heil“ fallen gelassen? Dieses Mahnwort, später zu sehr als dogmatischer Grundsatz postuliert, stand im Zentrum des Vortrages von Dogmatikprofessor. Dr. Bernhard Körner aus Graz. Am ersten Abend der dreiteiligen 28. Villacher Glaubensgespräche führte er am 6. 11. um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum Villach-St. Martin in seinem Vortrag die Zuhörer/innen vom ersten Jahrhundert der Kirche bis in die heutige Zeit.
Rettung nur als Kirchenmitglied?
Das vor 50 Jahren stattgefundene Zweite Vatikanische Konzil hat versucht, der Zeitentwicklung gerecht zu werden. Schon Kirchenlehrer Augustinus verwies darauf: „Viele sind draußen, die innen sind, und viele drinnen, die drau-ßen sind.“ Er meinte auch, dass die geistige Kirche seit dem Gerechten Abel existiere. Muss man also katholischen oder evangelischen Kirche angehören, um einst gerettet zu werden? Die Menschheitsgeschichte kennt viele andere Kulturen, wo über Jahrtausende Menschen ihren Glauben lebten – aber Christus nicht kannten. In der Erklärung über die Religionsfreiheit haben die Konzilsväter formuliert, dass sie nichts ablehnen, was in anderen Religionen wahr und heilig ist. Es sei nicht selten ein „Strahl jener Wahrheit“ zu erkennen, der alle Menschen erleuchte – aber die römisch-katholische Kirche muss Christus verkündigen, der „Weg, Wahrheit und Leben“ ist. Das Gespräch und die Zusammenarbeit der Weltreligionen soll nicht zum Relativismus, zur Gleichwertigkeit der Religionen führen.
Bei allem Unbehagen über so manchen diesbezüglichen Zwiespalt (siehe z. B. Levebrianer) ist das Vertrauen in Gott und sein Wohlwollen für alle Menschen schließlich ausschlaggebend. Das Christentum sei die wahre Religion, doch Gott sei mit seiner Gnade nicht daran gebunden.
MH