Laudato si‘ - eine Steilvorlage
Vortrag im Rahmen der ViDeo-Veranstaltungsreihe am 7.4.,19.30 Uhr im Pfarrheim St. Nikolai
Enzyklika Laudato si‘ ist eine Steilvorlage für jeden Christen, sich mit der Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung und sozialer Ungerechtigkeit eingehender zu befassen. Diese Worte beschreiben am besten die Relevanz der Enzyklika vom Papst Franziskus für das Handeln der Menschen in der Welt von heute betonte Mag. Ernst Sandriesser, Umweltreferent der Diözese Gurk. Die Enzyklika rüttelt uns mit ihrer Analyse der heutige Wirklichkeit wach, ruft zu „einem neuen Dialog über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“ (LS 14) auf und bietet die Grundlage für den sinnhaften Umgang mit der Umwelt und sozialen Realität. Denn die Bewahrung der Schöpfung und Beseitigung der sozialen Missstände bedingen sich gegenseitig.
Eine wachrüttelnde Analyse
„Laudato si‘“ erteilt eine Absage an die „Klimaskeptiker“ und orientiert sich am wissenschaftlichen Standard, der besagt, „dass wir uns in einer besorgniserregenden Erwärmung des Klimasystems befinden“ (LS 23). Dabei benennt sie ungeschminkt die Dramatik einer beispiellosen Zerstörung der Ökosysteme. Die gewissen Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten seien überschritten worden. Die ausweichende Haltung, dass alles noch nicht so schlimm ist und dass wir unseren Lebensstil und unsere Konsumgewohnheiten beibehalten können, müsse ein Ende haben. Das Konsumverhalten muss geändert werden! Das stellt wiederum eine Herausforderung an unseren Lebensstil. Die Verantwortung sei zu übernehmen. Politik, Wirtschaft und Konsumenten müssen gemeinsam handeln, damit die individuellen und strukturellen Veränderungen zustande kommen können. Gemeinwohl müsse im Vordergrund stehen. Ein Weg des Dialogs sei zu gehen. Er erfordere aber Geduld, Askese und Großherzigkeit (LS 201).
Damit die bedeutenden Wirkungen erzielt werden können, muss die grundlegende Frage bei allen ökologischen Bemühungen mitschwingen: „Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen?“ Die Antwort auf diese Frage hängt unweigerlich mit den Antworten auf die Fragestellungen, die den Sinnhorizont unserer Existenz berühren, nämlich: "Wozu gehen wir durch diese Welt, wozu sind wir in dieses Leben gekommen, wozu arbeiten wir und mühen uns ab, wozu braucht uns diese Erde?"
Theologische Deutung
Die Antwort auf die vorhin gestellten Fragen sei für die Christen in ihrem Glauben zu suchen. Anmaßung und Hochmut den Platz Gottes einzunehmen zerstörte die Harmonie zwischen dem Schöpfer und der Menschheit. „Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu ‚unterwerfen‘ und sie zu ‚bebauen‘ und zu ‚hüten‘ (LS 66). Die Harmonie ist wieder zu erlangen durch Demut (humilitas). „Wir sind von der Erde (humus), wir werden zu Erde und wir leben von der Erde“ stellte der Referent fest. Maßhaltung und Genügsamkeit sind die weiteren Geisteshaltungen, die der Papst hervorhebt. 'Laudato si‘ weist ausdrücklich darauf hin, dass „die äußeren Wüsten wachsen, weil die inneren Wüsten so groß geworden sind“. Die Umweltkrise ist daher ein Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr. (LS 217). Die christliche Spiritualität mit ihrem prophetischen und kontemplativen Lebensstil kann ein anderes Verständnis von Lebensqualität, der die tiefe Freude, ohne auf Konsum versessen zu sein, empfinden läßt. Christentum kann der heutigen Welt eine Motivation zum Handeln verschaffen. „Es geht darum, nicht so sehr über Ideen, sondern vor allem über die Beweggründe zu sprechen, die sich aus der Spiritualtät ergeben, um eine Leidenschaft für den Umweltschutz zu fördern. Denn es wird nicht möglich sein, sich für große Dinge zu engagieren allein mit Lehren, ohne eine Mystik, die uns beseelt, ohne innere Beweggründe, die das persönliche und gemeinschaftliche Handeln anspornen, motivieren, ermutigen und ihm Sinn verleihen.“ (LS 216)