Das Pfarrfest aus der Sicht …
…eines Kindergartenkindes!
Am Sonntag durfte ich mit meinen Kindergartenfreunden aus dem Pfarrkindergarten Arnoldstein am Pfarrfest teilnehmen. Da wir alle schon vorher sehr eifrig im Kindergarten die verschiedenen Lieder einstudiert hatten, war ich sehr aufgeregt, was mich erwartet. Wo die katholische Kirche in unserem Ort steht, wusste ich aus unseren Besuchen mit meiner Kindergartengruppe. Als mich meine Eltern am Sonntag pünktlich und in meinem schönsten Kleid zur Kirche gebracht haben, waren schon viele Erwachsene beim Eingang. Sie begrüßten sich freundlich mit einem „ Grüß Gott!“ und schüttelten sich die Hände. Warum „Grüß Gott“? – ah ja, Gott wohnt ja in der Kirche! Da heute ein besonderer Tag ist wollen wir die Messe mitgestalten- es ist Pfarrfest! Ich bin mir ganz sicher, wir werden unsere Lieder ohne Fehler und ganz laut und deutlich singen! Nur darf ich meinen Freund, der immer an meiner Seite steht nicht aus den Augen verlieren. Wenn ich seine Hand spüre und meine Kindergärtnerin sehe, weiß ich, dass ich nicht weinen muss und ich richtig auf meinen Platz stehe. Puh, ein wenig flau ist mir im Magen? –Die Erwachsenen sagen, es sei öfters so, wenn man vor einem Auftritt steht. Das hilft mir jetzt aber wenig! Aber ich kann nicht länger darüber nachdenken, weil die Kirchenglocken so laut über den Kirchenplatz dröhnen, dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss. In Wirklichkeit habe ich die Glocken noch nie gesehen! Sie hängen ja angeblich ganz oben im Kirchturm. So weit rauf bin ich noch nie gekommen. Aber sie müssen riesig sein, so laut wie die läuten. Weiter darüber nachzudenken habe ich keine Zeit. Gemeinsam ziehen wir in die Kirche ein. Da! Ich sehe meine Mama und auch den Papa, die Oma steht auch gleich daneben. Ich winke ihnen zu, obwohl mir einfällt, ich sollte nicht winken, wenn wir jemanden kennen. Es war ja nur ganz kurz und zaghaft! So viele Menschen!- Manche lächeln uns an oder nicken mit dem Kopf, andere aber sehen ganz ernst. Puh!- ist die Kirche ein großes Haus! Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern wie riesig sie im Inneren ist. Links und rechts sind lauter Reihen mit Bänken, die voll sind mit Menschen „Groß und Klein“. Es werden von uns Fotos von allen Seiten gemacht. Wie ich mich so umsehe, entdecke ich Figuren und Bilder an der Wand, dass sind sicher die Abbilder von den Verwandten von Gott. Wir haben auch Fotos zu Hause auf der Wand von meinem Onkel und meinen Tanten. Damals, vor vielen, vielen Jahren gab es sicher noch keinen Fotoapparat oder? Da will ich gleich nachfragen- aber die Kindergartentante zeigt nur mit dem Finger auf ihren Mund, das heißt für mich-„ still sein“! Da schau ich mir halt die Kirche weiter an. Sind das große Fenster und gar keine Vorhänge davor? Wahrscheinlich würde man dann die bunten Fenster nicht sehen, durch die die Sonne den Raum erhellt. In der Mitte steht bis in den Himmel ein „Altar“ aus purem Gold! Er glänzt und funkelt. Blumen, Kerzen und ein schönes kleines Kreuz schmücken den Altartisch. Gemalte Bilder von der Kreuzigung Jesus sehe ich an der Wand- die kenne ich noch von Ostern, da waren wir mit den Kindergarten auch schon da. Mir ist ganz komisch als der Herr Pfarrer zu reden anfängt. So war mir noch nie zumute, ich trau mich nicht, mich zu rühren. Sieht jetzt Gott irgendwo auf mich? Natürlich bin ich schon so groß, dass ich weiß, man kann Gott nicht sehen, aber ich spüre ihn! So wie ich ihn jeden Tag bei meinem Abendgebet spüre. Aber so nah war ich ihm noch nie! Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, mein Freund gibt mir von der Seite einen Schupfer und flüstert mir ins Ohr- Träum nicht, wir sind gleich dran! Wir stellen uns ordentlich auf und dann singen wir was wir können. Toll wie das Lied in diesem großen Raum klingt! Meine Lieblingslieder:“ Ich habe Eltern“ und „Immer auf Gott vertrauen“ - Alles gut gegangen. Nach einiger Zeit wird mir „langweilig“. Das Stehen fällt mir und den anderen Kindern schon ein wenig schwer. Wie lange dauert das noch? Da, jetzt kommt ein Gebet, dass kenn ich! Die Oma betet es mir manchmal vor …. Vater unser,….- ja Vater, damit ist Gott gemeint, hat sie mir erklärt. Wie Gott wohl aussieht oder wie er so ist? So wie Papa? Nein, eher nicht, sonst müsste er noch arbeiten und sein Haus wäre auch noch nicht fertig gebaut. Oder eher wie der Opa? Das glaub ich auch weniger. Würde Gott Auto fahren, schwimmen oder golfen gehen? Egal, er ist sicher groß und nett!! Sonnst würden nicht so viele Menschen seine Freunde sein und in seinem Haus an ihn denken. Gott muss aber irgendwie schon länger krank sein? Wir dürfen bei jedem Kirchenbesuch nur flüstern oder leise reden. Wenn meine Oma krank ist, sagt ja die Mama auch immer zu mir, ich muss leise reden und keinen Lärm machen, damit sich die Oma erholt. Endlich sind wir fertig! Aber wir müssen noch brav auf unseren Plätzen stehenbleiben- die Messe ist noch nicht aus-. Es gibt noch eine Überraschung für den Herrn Pfarrer „ Josef Jobst“ ! Er feiert seinen 80´sten Geburtstag! Wieviel Jahre ist das?- dass weiß ich nicht, aber er sieht so aus wie mein Opa, trägt eine Brille und Haare hat er auch fast keine mehr! Die Kinder vom Kindergarten sagen ein Gedicht auf und übergeben einen Blumenstrauß, das Kindergartenteam hat ein tolles Lied mit Gitarre, Rasseln und Trommel vorbereitet. Ich möchte gleich mitsingen. Aber ich muss noch ein wenig warten, bis ich mitsingen darf. Die Mama hat gesagt, ich soll mich ja anständig „benehmen“. Das tu ich doch immer oder? Es reden noch viele Menschen und gratulieren den Herrn Pfarrer zum Geburtstag- ich kenne sie gar nicht. Doch, zwei erkenne ich! Sie kommen öfter zu uns auf Besuch in den Kindergarten, es ist der „Herr Bürgermeister“und "unser Herr Pfarrer"! Lieder werden von Erwachsenen Männern ganz hoch oben auf einem Balkon gesungen- das gefällt mir. Jetzt werde ich schön langsam ungeduldig, ich müsste nämlich mal für „kleine Mädchen“! Wo könnte ich bloß hin? Ich zapple schon von einem „Bein aufs Andere“! Dass ich „Pippi“ müsste, sage ich meiner Kindergartentante ganz leise - sie sieht mich nicht begeisternd an und fragt ob ich noch warten könnte? Na ja, ein wenig wird´s noch gehen und ich nicke. Auf einmal ein lautes „Klatschen“ in der Kirche! Die Besucher bedanken sich auf diese Weise, für die Darbietungen der Kinder. Der Herr Pfarrer gab uns noch allen den Abschlusssegen. Jetzt drängten alle zum Ausgang und wir zur Toilette. Als wir zurückkommen stehen die Leute und die Kindergartenkinder mit ihren Eltern und Verwandten vor der Kirche, wo auch meine Eltern auf mich warten und ich darf endlich zu ihnen. Bevor wir nach Hause gehen, werde ich von meiner Oma zu den aufgestellten Tischen mit Kuchen, Limo, Kaffee…. eingeladen. Aber so ein Gedränge vor den Tischen! Ich möchte auch eine Limonade! Endlich, ich habe meine Limo- lecker schmeckt die - ob ich noch eine bekommen könnte? Ja, und sogar eine riesen Bratwurst dazu! Na, leider wurde ich geschupst und meine Limo landete auf meinem schönen Kleid! Meine Eltern suchten sich noch was Leckeres zum Essen aus und wir setzten uns unter ein großes Zelt. Nachdem meine Eltern noch Kaffee und Kuchen verspeist hatten, verabschiedeten wir uns von meiner Pädagogin und traten den Heimweg an. Am Abend bei meinem Gutenachtgebet, bedankte ich mich beim lieben Gott, dass ich wieder einmal in seinem Haus sein durfte und freue mich auf den nächsten Kirchenbesuch, vielleicht am nächsten Sonntag.