Pfarre

Wolfsberg

Der Künstler ist gestorben, also beginnt er zu leben

Predigt von Stadtpfarrer Christoph Kranicki anlässlich des Requiems für den Künstler Heimo Luxbacher in der Markuskirche am 11. April 2025

Liebe Familie, Freunde, Weggefährten von Heimo,

liebe Schulgemeinschaft der Fachberufsschule Wolfsberg,

geschätzte Vertreter des Öffentlichen Lebens,

verehrte Trauergemeinde,

liebe Geschwister im Glauben!

Es fällt schwer, über den Tod zu sprechen, wenn man nicht die christliche Perspektive in Betracht zieht. Ohne diese erscheint der Tod als Leere, als ein Raum ohne Liebe, der unser Leben seinem Sinn beraubt. Wenn der Tod so verstanden wird, endet plötzlich alles. Es gibt dann nichts mehr.

Aber für die Gläubigen ist das Sprechen über den Tod nicht so tragisch und erbarmungslos. Im Gegenteil. Wir sprechen von einem „Übergang“, von einem „Tor“, von der Befreiung von Angst und Schmerz, von der Erlösung und einem Anfang – einem neuen Anfang. Eine solche Perspektive, die uns Gott schenkt, endet nicht in Sinnlosigkeit, sondern ist voller Hoffnung. Unsere Hoffnung ist voll Unsterblichkeit (Weisheit 3,4). Uns wird das Leben gewandelt, nicht genommen (Präfation). Wenn dieses erste Haus zerfällt, hat Gott bereits das zweite für uns bereitet – unermesslich viel schöner als das Erste. Das macht unseren Glauben so schön, offen für die Zukunft.

Deshalb fühle ich mich heute verpflichtet, eine Predigt über die christliche Hoffnung zu halten: Über die Hoffnung gegen die Hoffnung (Römer 4,18), über die Hoffnung, die alles überdauert und niemals endet, über die Hoffnung, die nicht enttäuscht (Römer 5,5), über die Hoffnung, die stärker ist als der Tod.

Hoffnungsgestalt

Spuren dieser Hoffnung können wir in seinem Leben und in seinen Werken finden, die er als Künstler und als Pädagoge hinterlassen hat. Es sind nicht der letzte Tag seines Lebens, nicht die letzten Minuten, die den Menschen ausmachen, sondern das ganze Leben – beinahe 60 Jahre, deren Früchte für immer als Spuren der Hoffnung bleiben werden, die uns an sie erinnern und an ihn selbst. Ja, Heimo war ein Mensch der Hoffnung, eine Hoffnungsgestalt, der durch Kunst und sein Engagement für die Jugend diese Hoffnung weitergab und sie lehrte. Hoffnung zu lehren bedeutet, Zukunft zu ermöglichen. Seine Kunst hat eine Botschaft, die weiterlebt und Menschen bewegen wird. Der Künstler ist gestorben, also beginnt er zu leben.

Sein Wirken war nicht nur auf das Schaffen von Kunstwerken ausgerichtet, sondern auch auf den Aufbau von Gemeinschaften, auf das Brückenbauen zwischen Menschen und Generationen, auf eine Kultur des Dialogs, auf die Schaffung von Plattformen für das Miteinander und den Austausch von Ideen. So entstand unter anderem das Turmatelier in unserer Markuskirche. Es sollte nicht nur ein Arbeitsplatz für den zurückgezogenen Künstler sein, der sich vor der Welt versteckt. Im Gegenteil – es war ein Ort der Begegnung, ein Ort für alle. So war unser Heimo. Aus der leer stehenden Wohnung im Kirchturm schuf er einen Ort der Hoffnung und fühlte sich dort sehr wohl. In den Mauern der Kirche fand „der Mönch“ seinen Platz. Die kirchliche Strukturen und übertriebene Frömmigkeit waren ihm fremd. Er verstand die Kirche anders – als einen Ort der Offenheit, des Gesprächs, der Kreativität und der Entwicklung für junge Menschen. Er kam hierher, in die Markuskirche, mit seinen Schülern, zeigte ihnen die Gruft, zeigte das Bild von barmherzigen Jesus, das er geschaffen hatte, und zeigte euch, liebe Schüler, dass die Kirche nicht nur ein Ort für die frommen Gebete einer kleinen Gruppe ist, sondern ein Ort für alle, ein Ort für die Jugend mit ihren Problemen, Fragen, Talenten und Erwartungen und zugleich ein Ort, der die Gesellschaft von heute braucht. Er lud zur Zusammenarbeit ein, bot Workshops an und zeigte als Künstler, dass Engagement in der Kirche nichts ist, wofür man sich schämen muss – im Gegenteil. Es macht Sinn.

Waclav Havel, tschechischer Dramatiker und Politiker, hinterließ uns eine schöne Definition von Hoffnung: Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. Genau in diesem „Sinn“ – in dem Sinn, den seine Projekte und Unternehmungen hatten – wird die Hoffnung deutlich. Sein Wirken für das Wohl der Jugend, sein Engagement in der Kunst, sein Einsatz in der Kirche hatte Sinn, er sah darin einen Sinn und somit auch Hoffnung.

Übergewicht der Liebe

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

wir können heute nicht nur im Leben und Wirken von Heimo Spuren der Hoffnung entdecken, sondern vor allem in der Botschaft der Liebe, die uns Gott schenkt. Gott ist die Liebe (1. Johannesbrief 4,8). Aus Liebe hat er seinen Sohn hingegeben und er weiß genau, was es heißt, zu leiden und zu sterben. Ja, wir glauben an Gott, der Todesangst erlebt hat. Wenn wir auf den sterbenden Jesus am Kreuz schauen, mit der Dornenkrone, blutüberströmt, haben wir die Gewissheit, dass er mit uns leidet und uns versteht.

Der Tod ist nie eine Lösung – das sage ich all jenen, die in Verzweiflung leben und keinen Ausweg mehr sehen. Das sage ich auch allen jungen Menschen unter uns: Der Tod ist niemals die Lösung. Wir sind nicht für die Hoffnungslosigkeit geschaffen. Jesus ist auferstanden von den Toten, hat den Tod besiegt, die Angst überwunden, damit wir das Leben in Fülle haben. Damit wir Zukunft haben. Der Glaube ist der Anker in schwierigen Zeiten. Gott sieht Wege, die wir manchmal nicht erkennen können. Er kann alles.

Aber auch dort, wo der Mensch keine Hoffnung mehr sieht, wo er keine Kraft mehr hat, die Hoffnung zu sehen, endet die Liebe Gottes nicht. Er liebt uns mit einer Liebe, die nicht ausgelöscht werden kann. Gott ist größer als unser Herz und weiß alles (1. Johannesbrief 3,20).

Und so kommen wir, liebe Schwestern und Brüder, zur wichtigsten Botschaft dieser Predigt: Unser Leben ist nicht gleichgültig, aber unser Schmutz befleckt uns nicht auf ewig, wenn wir wenigstens auf Christus, auf die Wahrheit und auf die Liebe hin ausgestreckt geblieben sind. Er ist im Leiden Christi letztlich schon verbrannt. Im Augenblick des Gerichts erfahren und empfangen wir dieses Übergewicht seiner Liebe über alles Böse in der Welt und in uns. Der Schmerz der Liebe wird unsere Rettung und unsere Freude (Benedikt XVI., Spe salvi).

Gebet im Turmatelier

Gestern Abend ging ich noch einmal in das Turmatelier von Heimo. Ich betete. Ich las noch einmal den schönen Abschiedsbrief, den er mir hinterlassen hatte. Ich habe gespürt, dass der Ort in unserem Kirchturm weiterleben und offen für die Jugend bleiben muss. Ich betrachtete seine Bilder. Mein Blick fiel auf das Bild von Jesus mit der Dornenkrone. Und ich dachte an einen Menschen, der seine Familie über alles liebt. Ich dachte an einen Menschen, der niemandem Schmerz zufügen möchte, der keine Kraft mehr hat, mit der Krankheit nochmals zu kämpfen und der gleichzeitig an das Ewige glaubt, an dieses Übergewicht der Liebe, und das gibt ihm Hoffnung in den letzten Minuten seines Lebens. Mit dem Bild von Jesus in der Hand dachte ich an einen Menschen, der in aller Schwäche und Zerbrechlichkeit seines Lebens auf Christus, auf die Wahrheit und auf die Liebe hin ausgestreckt geblieben ist. Ich fühlte einen tiefen Frieden. Und Hoffnung. Und ich schrieb dieses Gebet, mit dem ich abschließen möchte:

Jesus, voll Blut und Wunden,

voll Schmerz, mit einer Dornenkrone,

ich bringe Dir meinen Freund und Weggefährten Heimo – mit allem, was er war, mit allem, was ihn bewegt hat, mit seiner Kunst, seiner Sehnsucht, seiner Suche nach Dir.

„Ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst Du, Gott, nicht verschmähen.“ (Ps 51,19) Darauf vertraue ich.

Du verschließt Dein Herz nicht vor ihm. Du weist ihn nicht ab.

Du hältst ihn fest, so wie er war, mit allem, was in ihm war.

Nimm ihn nun auf in Dein Licht.

Vollende, was in ihm unvollendet blieb.

Und gib auch uns die Kraft der Hoffnung – dass nichts verloren ist, dass Deine Liebe größer ist als unser Verstehen,

und dass das Leben in Dir niemals endet. Amen.