Weihnachten 2023 - Christtag
Orchestermesse - Missa sub titulo sancti gabri e lis
Manchmal frage ich mich, ob ich wohl genügend gespendet habe – mir und uns geht es doch sehr gut, wir haben alles! Mal ist ein wenig mehr da, mal ist es ein wenig enger, aber summa summarum ist es warm in der Stube, die Versicherungen sind bezahlt und der Kühlschrank ist voll! Also: ich bin mir nicht so sicher…
Vielleicht geht aber unser musikalischer Beitrag zu Weihnachten auch als Spende durch? Im Sommer habe ich im Dom zu Salzburg das „Eya Gentes“ von Joseph Haydn gehört – zufällig – und ich war so begeistert von dieser freundlichen Schlichtheit des Werkes, dass ich dem Chorleiter Franz Joseph Isak von diesem musikalischen Bonbon erzählt habe und – siehe da – zu Weihnachten haben wir es bereits aufgeführt! Bei der Probe am Samstag vor Weihnachten fehlte noch die Orgel, fragende Gesichter im Chor, Unzufriedenheit bei den Streichern, Naserümpfen bei den Solisten…am Christtag dann aber der volle Glanz der Komposition! Ich freue mich, dass wir ein neues Werk in unser Repertoire aufgenommen haben und dass es scheinbar doch gut angekommen ist – ein kleines musikalisches Geschenk!
Wir hören in der Kirche, dass wir alle Geschenke sind, dass unser friedliches Zusammensein ein Geschenk ist; für jeden der dabei ist sind wir ein Geschenk und da denke ich mir dann, dass es nicht immer nur ein Geldgeschenk, eine Geldspende sein muss, es kann auch etwas Immaterielles sein, denn im Vordergrund steht, dass man Freude bereitet. Uns bereitet die Messe jedenfalls große Freude, es macht trotz der Kälte Freude, ja sogar Spaß, dass man dabei ist, dass die Stimmen mit den Kerzen um die Wette funkeln und man selbst ein Teil dieser Freude sein kann, die hoffentlich überspringt und den Messgängern auch ein wenig Freude bereitet – ein kleines Geschenk.
Und doch muss ich auch daran denken, dass ein jugendlicher Traum von mir noch nicht aufgegangen ist: als junger Mensch dachte ich, dass es großartig wird, wenn ich mal voll im Leben stehen werde, wir werden Frieden fabrizieren auf der ganzen Welt und diese dreckigen Kriege werden sich verabschieden – damals waren es Afghanistan und Falk Lands – es schien überwindbar und man bildetet sich ein, dass doch jeder auf der Welt kapieren muss, dass eine Auseinandersetzung mit Waffengewalt nichts bringen kann, außer Leid und Trauer. Ich dachte mir, dass alle jungen Menschen meiner Generation diese Sehnsucht haben müssten, dass wir aus der Geschichte gelernt hätten und es besser machen wollten als unsere Altvorderen. Jetzt bin ich selbst ein Altvorderer und ich mache mir ein wenig Sorgen, in welche Welt meine kleine Tochter hineingeboren wurde und wie ihr Leben wohl einmal aussehen mag, wenn momentan an so vielen Ecken dieser Erde wieder gekämpft wird? Ein kleiner Lichtblick meiner Sehnsucht bleibt jedoch erhalten: wir musizieren gemeinsam und singen alle von Frieden, denn Weihnachten ist das Fest des Friedens und wir feiern das ja! Vielleicht träumen jetzt viele Menschen davon, dass es doch möglich sein muss, endlich Frieden zu schließen. Gemeinsam zu singen und ein wenig innezuhalten ist ein guter Anfang!
Ich wünsche Euch allen ein
erfolgreiches Neues Jahr, voll
Gesundheit und Frieden!
Siegfried Wobak