St. Ruprecht bei Völkermarkt
Geschichte der Pfarrkirche St. Ruprecht
Geschichte der Pfarrkirche
Die Kirche St. Ruprecht bei Völkermarkt zählt zu den ältesten religiösen Zentren des Landes.
1043 erscheint die Kirche als Mutterpfarre der drei Hemmakirchen (St. Margarethen, St. Georgen, St. Lambertus). Die Gründung der Kirche im Jahr 760 durch Bischof Modestus ist historisch nicht belegbar.
1231 wurde vom Salzburger Erzbischof in St. Ruprecht ein Kollegiatkapitel mit einem Probst und zwölf Kanonikern eingerichtet.
In der Folge der Türken- und Ungarneinfälle, gegen Ende des 15. Jahrhunderts, verlor St. Ruprecht seinen Vorstadtpfarrsitz und sank zur Filialkirche von Maria Magdalena ab.
Im Jahre 1798 wurde St. Ruprecht wieder selbständig, nachdem Teile des Augustinerklosters, welches vorübergehend das Pfarrrecht hatte, während der Franzosenkriege als Militärspital in Verwendung standen.
Baugeschichte der Kirche
Der hochromanische Gründerbau der Pfarrkirche St. Ruprecht als Chorturmkirche entstand noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts. Im Laufe der Zeit ist vom ursprünglichen Bau durch wiederholte Zu- und Umbauten
fast alles verloren gegangen. Vom mächtigen Chorturm, von dem Karl Ginhart (Kunsthistoriker) als schönstem Turm des 12. Jahrhunderts in Österreich spricht, ist nur noch der mittlere Turmteil annähernd im Originalzustand erhalten.
Im dreifach gestuften Westportal ist im Tympanon eine mit Blüten verzierte römerzeitliche Deckenplatte eines Grabbaus aus Mittertrixen oder Waisenberg eingearbeitet.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurde nach und nach der Altarraum mit mittelalterlichen Altären, Glasgemälden und Wandfresken modernisiert. Die Glasgemälde zählten zum wertvollsten Kunstbesitz der Pfarre. 1883 wurden diese dem heutigen Landesmuseum in Klagenfurt überlassen.
Die ehemals zahlreichen mittelalterlichen Fresken haben sich im Presbyterium des Turmgeschosses teilweise erhalten.
Von den gotischen Altären ist als großartiges Kunstwerk aus der Zeit um 1510 die plastische Kreuzigung Christi im Zentrum des heutigen Hochaltars übrig geblieben.
In dieser gotischen Bauphase entstand die Seitenkapelle und das Kielbogenportal an der Südseite der Kirche.
An der Westfassade, heute hinter dem Beichtstuhl verborgen, befindet sich der um 1283 entstandene Rechberger Wappengrabstein, das älteste Völkermarkter Grabdenkmal der Gotik.
In der Zeit des Barock wurde das romanische Kirchenschiff mit einem gemauerten Tonnengewölbe versehen. Dem Barockgewölbe fielen die heute noch im Dachgeschoss sichtbaren zugemauerten Trichterfenster zum Opfer.
Das einschiffige Langhaus wurde durch mächtige Pfeiler in vier Joche gegliedert. Ein fünftes Joch wurde als Altarraum abgetrennt und mit einer Halbkuppel versehen.
An Einrichtungsgegenständen aus dem 17. Jahrhundert findet man noch an den Wandpfeilern den Hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind auf dem Arm, einen stehenden Erzengel Michael.
Ein wertvolles Barockgemälde wurde im 20. Jahrhundert um einen geringen Betrag an einen Klagenfurter Sammler verkauft.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann man mit einer Generalsanierung der Kirche. So wurde z. B. ein quadratischer Vorhallenzubau errichtet, um den Eingangsbereich des gotischen Südportals gegen die Witterung zu schützen.
Der achteckige Turmaufbau mit den vier kleinen Aufsätzen wurde 1857 fertiggestellt. 1874 wurde der barocke Hochaltar durch einen neuromanischen Altar ersetzt.
Drei Holzskulpturen sind davon heute noch erhalten: thronender Christus an der Langhauswand und als Standfiguren im Chorraum die Heiligen Virgil und Rupert.
1886 musste die Barockorgel durch eine in Passau angefertigte neue Orgel ersetzt werden.
Für die Südkapelle schuf der Laibacher Künstler Ludwig Grilc ein Heiliges Grab mit Felsengrotte.
Das neugotische Kirchengestühl fertigte1897 der Tischlermeister Franz Filač an.
Die Kreuzwegbilder im Nazarenenstil wurden im Jahr 1909 nach Entwürfen von Josef Führich gemalt.
Der neugotische Aloisiusaltar in der Seitenkapelle stellt eine bedeutende künstlerische Leistung des Bildhauers Anton Progar aus dem Jahre 1910 dar.
Die Glocken der Kirche aus dem Jahr 1872 sind im ersten und zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Das heutige Geläute stammt aus dem Jahr 1950.
Die jüngsten Renovierungsarbeiten sowohl innen wie außen erfolgten in den Jahren 1978 und 1979 und waren mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden.
SaMi
Literatur:
Robert Wlattnig, Die Mutterpfarre St. Ruprecht bei Völkermarkt
Karl Wit, Völkermarkt – Chronik der Großgemeinde