Ohne Gott ist jedes Wirken wirkungslos
Project trip - Rumänien - Teil 3
Die mehrteilige Reihe "Project trip - Rumänien" berichtet über die Erfahrungen der siebenköpfigen Gruppe aus Kärnten, die mit den Franziskanern Projekte von "Franz hilf" besucht haben. Im drittenTeil dürfen wir sehen, wie Menschen, die gemeinsam im Vertrauen auf Gott, Hoffnung für andere schenken, die über den Augenblick hinaus geht.
Unsere nächste Station der Projektreise ist Deva. Die Industrie- und Bergbaustadt wird von einer mittelalterlichen Burg auf einem vulkanischen Kegel überwacht, die einst zu den stärksten Festungen Siebenbürgens gehört hat. Mehrfach diente sie als Gefängnis. Seit 2008 werden Maßnahmen für die Instandsetzung vorgenommen, die über eine Bergbahn oder zu Fuß die Burg erreichbar machen.
Eine große Familie
Bei der Ankunft begegnen wir gleich zu Beginn eine für uns vertraute Darstellung Mariens mit dem Jesuskind: die Mariazeller Muttergottes.
Dort befindet sich ebenso eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche, die vom Franziskaner P. Csaba Böjte ins Leben gerufen wurde. Dabei handelt es sich nicht um Einrichtungen für Kinder die Voll- oder Halbweisen sind, sondern auch für „soziale Arme“.
Sie kommen aus einem Umfeld, wo die Eltern nicht arbeiten, zu viel Alkohol trinken, oder sie kommen aus großen Familien mit schwierigen, zum Teil unerträglichen Verhältnissen. Manche Eltern dieser Kinder arbeiten im Ausland. Es kann auch vorkommen, dass alle diese Umstände gleichzeitig nebeneinander bestehen.
Zunächst werden wir zum Essen eingeladen und lernen P. Csaba und einige der freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort kennen.
Als Übersetzer fungiert der Ungar Radnai Garbo, der gerade paar Tage in Rumänien ist. Schon als Kind fuhr er mit seinen Eltern regelmäßig nach Deva, um sich mit P. Csaba für die Kinder und Jugendliche einzubringen.
P. Csaba erzählt uns, dass alles nach dem Fall des Kommunismus begonnen hat und dass nicht er die Kinder und Jugendliche gesucht hat, sondern sie ihn fanden. Die große Not, vor allem jener, die der Kanalkinder, bewog ihn und dem wachsenden Team auch mit Hilfe von Franz hilf, die Stiftung Heiliger Franziskus ins Leben zu rufen.
„Ich besuchte die Kanalkinder“, setzt P. Csaba fort. „Interessant war, dass, nachdem das erste Vertrauen aufgebaut war, manche Kinder mir Geschenke machten. Ich fragte sie, woher sie dieses haben. Daraufhin bekam ich die Antwort, es sei gestohlen. Doch warum taten sie das? Um damals in der „Kanal-Hierarchie“ bestehen zu können, mussten die Kinder Dinge stehlen, um überleben zu können.“ Der Pater sagte ihnen stets, dass er nichts brauche und sie lernen müssen, damit aufzuhören.
Als Familien und Pfarren sahen, dass die Brüder und Schwestern in Gottes Namen Kinder aufnahmen, begannen sie sehr bald von überall her Kinder zu bringen. So wurde zum Beispiel das Kloster von Deva rasch zu klein. Nur mit der Unterstützung vieler Menschen, die sich durch Spenden oder durch ihr Engagement einbrachten, konnte Schritt für Schritt eine Einrichtung nach der anderen aufgebaut werden und ein neues Leben der Hoffnung für die Schwächsten der Gesellschaft Realität werden. Heute sind es über 50 Kinderschutzzentren und -horte in ganz Rumänien, die ein Heim der Geborgenheit für viele geworden sind – bis heute. Eine wahrlich große Familie.
Fesseln der Kleinmütigkeit spregen
Besonders berührt sind wir von Krisztina Szemeti, die in den letzten Jahren für unzählige Kinder die Rolle der Mutter und Großmutter übernommen hat. Alle damit verbundenen Herausforderungen nahmen ihr weder die Freude, sich unaufhörlich für die benachteiligten Kinder in der Gesellschaft einzusetzen oder ihre unbeschreibliche Ausstrahlung.
Voller stolz zeigt sie uns ein Gedicht von Marian, das er einmal für P. Csaba zum Geburtstag verfasst hat:
"Ich kann dir für vieles danken, unter anderem dafür, dass ich heute richtig trinken kann. Meine Seele ist dankbar, dass ich dich liebe. Ich glaube, du hast mich gelehrt, keine Angst zu haben.
Du hast geschaut und ich fühlte mich sicher. Liebe erblühte in meinem Herzen aus deinen Augen. Du hast mich hochgehoben, als ich im Schlamm lag, und du hast mein Wesen sanft in deine Arme geschlossen.
Vor dir bedeckte mich die Armut. Es schien, als würde mein Schicksal leise zu Staub zerfallen. Mein Leben war ein echtes Chaos, während meine Brüder um ein Stück Brot stritten.
Ich möchte nicht einmal an die Vergangenheit denken, die meine Wunden verursacht hat, weil es meinem Herzen noch mehr Schmerzen bereiten würde, sondern nur, um dir lächelnd zu danken für die Schätze, die wir gemeinsam gefunden haben.“
Wir lernen einige Kinder und Jugendliche kennen, die sich gleich um den Franziskanerpater scharen. Der 17-jährige Stefan träumt davon, Touristik zu studieren. Vielleicht wird er ja auch mal Bodyguard, meint er. Die Matura ist in Rumänien sehr schwer, sodass viele Jugendliche durchfallen. Doch, so ein Mädchen, das wie Stefan im Sommer arbeiten geht, möchte sie schaffen, um Naturwissenschaften studieren zu können.
Katharina erzählt uns, dass sie 16 Geschwister hat, von denen drei bereits verstorben sind. Sie kenne nicht einmal alle ihre Geschwister, denn nicht alle seien hier.
Auf die Frage, woher das ganze Team die Kraft nehme und was ihnen wichtig sei, den Kindern mitzugeben in ihrem Leben, erhalten wir die Antwort: „Ohne Gott ist jede soziale Hilfe und jedes Wirken wirkungslos. Ohne Gott können wir nichts geben.“
Zum Abschluss besichtigen wir die Kapelle des kleinen Jesukindes, die Kirche und das erst vor kurzem renovierte Kloster. Die Worte des Franziskaners begleiten uns auf dem Weg zum nächsten Projekt und wunderbare Schwestern:
„Ich möchte, dass sich der Mensch von seinen Ängsten befreit, dass er die Fesseln der Kleinmütigkeit sprengt. Ich wünsche mir, dass er auf Gott vertraut und in seiner Umgebung kreativ nach einer Antwort auf die Fragen unserer Zeit sucht und findet.
Ich bete, dass meine Mitarbeiter den nach Hilfe rufenden Kindern und Familien selbstständig einen Weg zeigen und ihnen helfen können, indem sie sich mit hilfsbereiten Leuten in ihrer Umgebung verbünden und die Tränen der Welt abwischen können.
Ich glaube daran, dass der Mensch gut ist und es sich lohn, Gottes Mitschöpfer beim Gestalten der Welt zu werden. Maximilian Kolbe sagt, dass man heilig wird, wenn man andere zu Heiligen macht.“
Links zu den einzelnen Berichten
Siehe Teil 1 - Die Projektreise beginnt https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/die-projektreise-beginnt
Siehe Teil 2 - Herzensbildung und Zeitreise https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/herzenbsildung
Siehe Teil 3 - Ohne Gott ist jedes Wirken wirkungslos https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/ohne-gott-ist-jedeswirken-wirkungslos
Siehe Teil 4 - Hoffnung und Verbundenheit https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/hoffnung-und-verbundenheit