Pfarre

Villach-St. Nikolai

Ohne Gott ist jedes Wirken wirkungslos

Project trip - Rumänien - Teil 3

Foto: Monika Dreger
Foto: Monika Dreger

Die mehrteilige Reihe "Project trip - Rumänien" berichtet über die Erfahrungen der siebenköpfigen Gruppe aus Kärnten, die mit den Franziskanern Projekte von "Franz hilf" besucht haben. Im drittenTeil dürfen wir sehen, wie Menschen, die gemeinsam im Vertrauen auf Gott, Hoffnung für andere schenken, die über den Augenblick hinaus geht.

Unsere nächste Station der Projektreise ist Deva. Die Industrie- und Bergbaustadt wird von einer mittelalterlichen Burg auf einem vulkanischen Kegel überwacht, die einst zu den stärksten Festungen Siebenbürgens gehört hat. Mehrfach diente sie als Gefängnis. Seit 2008 werden Maßnahmen für die Instandsetzung vorgenommen, die über eine Bergbahn oder zu Fuß die Burg erreichbar machen.

Hinter der Orthodoxen Kirche ragt der Schlossberg von Deva hervor.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Hinter der Orthodoxen Kirche ragt der Schlossberg von Deva hervor.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Eine große Familie

Bei der Ankunft begegnen wir gleich zu Beginn eine für uns vertraute Darstellung Mariens mit dem Jesuskind: die Mariazeller Muttergottes.

Die uns vertraute Mariendarstellung aus Mariazell in Österreich begegnet uns<br />
im hunderte Kilometer entfernten Deva bei den Franziskanern.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die uns vertraute Mariendarstellung aus Mariazell in Österreich begegnet uns
im hunderte Kilometer entfernten Deva bei den Franziskanern.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Dort befindet sich ebenso eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche, die vom Franziskaner P. Csaba Böjte ins Leben gerufen wurde. Dabei handelt es sich nicht um Einrichtungen für Kinder die Voll- oder Halbweisen sind, sondern auch für „soziale Arme“.

Br. Patrik von Franz Hilf in Wien, gibt uns einen ersten Einblick über das Projekt.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Br. Patrik von Franz Hilf gibt uns einen ersten Einblick über das Projekt.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Sie kommen aus einem Umfeld, wo die Eltern nicht arbeiten, zu viel Alkohol trinken, oder sie kommen aus großen Familien mit schwierigen, zum Teil unerträglichen Verhältnissen. Manche Eltern dieser Kinder arbeiten im Ausland. Es kann auch vorkommen, dass alle diese Umstände gleichzeitig nebeneinander bestehen.

In einem dieser Häuser haben viele Kinder eine neue Zukunft erhalten.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
In einem dieser Häuser haben viele Kinder eine neue Zukunft erhalten.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Zunächst werden wir zum Essen eingeladen und lernen P. Csaba und einige der freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort kennen.

P. Csaba begrüßt uns und freut sich über den Besuch aus Österreich.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
P. Csaba begrüßt uns und freut sich über den Besuch aus Österreich.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
So manch Heiligen begrüßen uns ebenso.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
So manch Heilige begrüßen uns ebenso.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die typische Bohnensuppe mit Zwiebel und viel Chilli darf nicht fehlen.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die typische Bohnensuppe mit Zwiebel und viel Chilli darf nicht fehlen.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Als Übersetzer fungiert der Ungar Radnai Garbo, der gerade paar Tage in Rumänien ist. Schon als Kind fuhr er mit seinen Eltern regelmäßig nach Deva, um sich mit P. Csaba für die Kinder und Jugendliche einzubringen.

Mit Hilfe der Übersetzungen von Ungar Radnai, bekommen wir einen guten Einblick in die Projekte vor Ort.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Mit Hilfe der Übersetzungen von Radnai Garbo, bekommen wir einen guten Einblick in die Projekte vor Ort.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

P. Csaba erzählt uns, dass alles nach dem Fall des Kommunismus begonnen hat und dass nicht er die Kinder und Jugendliche gesucht hat, sondern sie ihn fanden. Die große Not, vor allem jener, die der Kanalkinder, bewog ihn und dem wachsenden Team auch mit Hilfe von Franz hilf, die Stiftung Heiliger Franziskus ins Leben zu rufen.

„Ich besuchte die Kanalkinder“, setzt P. Csaba fort. „Interessant war, dass, nachdem das erste Vertrauen aufgebaut war, manche Kinder mir Geschenke machten. Ich fragte sie, woher sie dieses haben. Daraufhin bekam ich die Antwort, es sei gestohlen. Doch warum taten sie das? Um damals in der „Kanal-Hierarchie“ bestehen zu können, mussten die Kinder Dinge stehlen, um überleben zu können.“ Der Pater sagte ihnen stets, dass er nichts brauche und sie lernen müssen, damit aufzuhören.

Als Familien und Pfarren sahen, dass die Brüder und Schwestern in Gottes Namen Kinder aufnahmen, begannen sie sehr bald von überall her Kinder zu bringen. So wurde zum Beispiel das Kloster von Deva rasch zu klein. Nur mit der Unterstützung vieler Menschen, die sich durch Spenden oder durch ihr Engagement einbrachten, konnte Schritt für Schritt eine Einrichtung nach der anderen aufgebaut werden und ein neues Leben der Hoffnung für die Schwächsten der Gesellschaft Realität werden. Heute sind es über 50 Kinderschutzzentren und -horte in ganz Rumänien, die ein Heim der Geborgenheit für viele geworden sind – bis heute. Eine wahrlich große Familie.

Fesseln der Kleinmütigkeit spregen

Besonders berührt sind wir von Krisztina Szemeti, die in den letzten Jahren bereits für 130 Kinder die Rolle der Mutter und für 26 Kindern, die der Großmutter übernommen hat. Alle damit verbundenen Herausforderungen nahmen ihr weder die Freude, sich unaufhörlich für die benachteiligten Kinder in der Gesellschaft einzusetzen oder ihre unbeschreibliche Ausstrahlung.

Krisztina Szemeti übernimmt schon seit vielen Jahren die Rolle der (Groß-)Mutter für viele Kinder.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Krisztina Szemeti übernimmt schon seit vielen Jahren die Rolle der (Groß-)Mutter für viele Kinder.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Voller stolz zeigt sie uns ein Gedicht von Marian, das er einmal für P. Csaba zum Geburtstag verfasst hat:

"Ich kann dir für vieles danken, unter anderem dafür, dass ich heute richtig trinken kann. Meine Seele ist dankbar, dass ich dich liebe. Ich glaube, du hast mich gelehrt, keine Angst zu haben.

Du hast geschaut und ich fühlte mich sicher. Liebe erblühte in meinem Herzen aus deinen Augen. Du hast mich hochgehoben, als ich im Schlamm lag, und du hast mein Wesen sanft in deine Arme geschlossen.

Vor dir bedeckte mich die Armut. Es schien, als würde mein Schicksal leise zu Staub zerfallen. Mein Leben war ein echtes Chaos, während meine Brüder um ein Stück Brot stritten.

Ich möchte nicht einmal an die Vergangenheit denken, die meine Wunden verursacht hat, weil es meinem Herzen noch mehr Schmerzen bereiten würde, sondern nur, um dir lächelnd zu danken für die Schätze, die wir gemeinsam gefunden haben.“

Wir lernen einige Kinder und Jugendliche kennen, die sich gleich um den Franziskanerpater scharen. Der 17-jährige Stefan träumt davon, Touristik zu studieren. Vielleicht wird er ja auch mal Bodyguard, meint er. Die Matura ist in Rumänien sehr schwer, sodass viele Jugendliche durchfallen. Doch, so ein Mädchen, das wie Stefan im Sommer arbeiten geht, möchte sie schaffen, um Naturwissenschaften studieren zu können.

Einige Jugendliche, die gerade aus der Schule kommen, erzählen uns eine wenig über sich.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Einige Jugendliche, die gerade aus der Schule kommen, erzählen uns eine wenig über sich.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Katharina erzählt uns, dass sie 16 Geschwister hat, von denen drei bereits verstorben sind. Sie kenne nicht einmal alle ihre Geschwister, denn nicht alle seien hier.

Die Kinder freuen sich stets, wenn sie den Franziskaner begegnen.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die Kinder freuen sich stets, wenn sie den
Franziskaner begegnen.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Auf die Frage, woher das ganze Team die Kraft nehme und was ihnen wichtig sei, den Kindern mitzugeben in ihrem Leben, erhalten wir die Antwort: „Ohne Gott ist jede soziale Hilfe und jedes Wirken wirkungslos. Ohne Gott können wir nichts geben.“

Eine der vielen freiwilligen Helferinnen, wird ein kleines Präsent überreicht und für das gute Essen gedankt.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Eine der vielen freiwilligen Helferinnen,
wird ein kleines Präsent überreicht und
für das gute Essen gedankt.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Zum Abschluss besichtigen wir die Kapelle des kleinen Jesukindes, die Kirche und das erst vor kurzem renovierte Kloster. Die Worte des Franziskaners begleiten uns auf dem Weg zum nächsten Projekt und wunderbare Schwestern:

„Ich möchte, dass sich der Mensch von seinen Ängsten befreit, dass er die Fesseln der Kleinmütigkeit sprengt. Ich wünsche mir, dass er auf Gott vertraut und in seiner Umgebung kreativ nach einer Antwort auf die Fragen unserer Zeit sucht und findet.

Ich bete, dass meine Mitarbeiter den nach Hilfe rufenden Kindern und Familien selbstständig einen Weg zeigen und ihnen helfen können, indem sie sich mit hilfsbereiten Leuten in ihrer Umgebung verbünden und die Tränen der Welt abwischen können.

Ich glaube daran, dass der Mensch gut ist und es sich lohn, Gottes Mitschöpfer beim Gestalten der Welt zu werden. Maximilian Kolbe sagt, dass man heilig wird, wenn man andere zu Heiligen macht.“

Links zu den einzelnen Berichten

Siehe Teil 1 - Die Projektreise beginnt https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/die-projektreise-beginnt

Siehe Teil 2 - Herzensbildung und Zeitreise https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/herzenbsildung

Siehe Teil 3 - Ohne Gott ist jedes Wirken wie https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/ohne-gott-ist-jedeswirken-wirkungslos

Erst vor kurzen konnte die Renovierung des Klosters abgeschlossen werden.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Erst vor kurzen konnte die Renovierung des Klosters abgeschlossen werden.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Dem Prager Jesuskind werden alle Kinder und Jugendliche anvertraut,<br />
die in einem der Häuser der Stiftung Heiliger Franziskus eine neues Zuhause gefunden haben.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Dem Prager Jesuskind werden alle Kinder und
Jugendliche anvertraut,
die in einem der Häuser der Stiftung Heiliger
Franziskus eine neues Zuhause gefunden haben.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Ein Abschlussfoto darf nicht fehlen.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Ein Abschlussfoto darf nicht fehlen.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Gute Nacht aus Deva.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Gute Nacht aus Deva.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM