Mit Franziskanern in Prag unterwegs
Prag 2024
In der letzten Juliwoche 2024 machten sich insgesamt 18 Personen aus ganz Österreich mit Franziskanern in die schöne Moldaustadt Prag auf. Von ihnen waren der Großteil, unter anderem auch zwei aus Kärnten zum ersten Mal in der goldenen Stadt mit ihren zahlreichen Türmen. Organisiert und durchgeführt wurde diese kulturell-geistliche Fahrt von der Berufungspastoral der Franziskaner in Österreich und Südtirol.
Neue Freundschaften entstehen
Es geht los. Aus den unterschiedlichsten Himmelrichtungen treffen wir uns in Wien, von wo es mit dem Zug weiter geht. Obwohl sich die meisten untereinander noch nicht kennen, zeigt sich schon zu Beginn der Reise, dass eine Gemeinschaft unterwegs ist, die sich rasch zusammenfinden wird. Noch viel mehr: Neue Freundschaften entstehen.
Am Bahnhof in Prag stoßen zwei Tirolerinnen zu, die sich ebenfalls für diese Fahrt angemeldet haben. In der Unterkunft, die sich in der Nähe eines Friedhofes befindet, an dem Kafka begraben ist, werden wir von der Rezeptionistin Frau Kornovà herzlich begrüßt. Nach einem Treffen, wo wir uns ein wenig besser kennenlernen, genießen wir das Abendessen und freuen uns auf die gemeinsame Zeit in Prag.
Himmel, Heiterkeit und Humor
„So schön auch Prag sein mag: Ich bin froh, dass wir jeden Tag gemeinsam die heilige Messe feiern“, sagt eine Mitreisende. Den ersten Tag feiern wir diese in der ältesten Pfarrkirche, welche an der Ostseite des Altstädter Rings steht: die Teynkirche oder die Kirche Unserer lieben Frau von Týn. Die Atmosphäre in der Kirche mit ihrer bewegenden Geschichte ist besonders schön, da wir den Gottesdienst vor der Öffnung für die Touristen feiern können und so allein in diesem himmlischen Raum sind.
Interessant und sehr humorvoll geht es mit Elenka weiter, die uns die nächsten zwei Stunden ihre Stadt zeigt. Dabei verrät sie uns bei der Stadtführung viele spannende Hintergründe, die wir in keinem Reiseführer finden können.
Am Ende der Tour fragen wir sie, ob sie nicht ein gutes Lokal kenne. Ohne lange zu fackeln, packt sie uns in die Straßenbahn und führt uns in ein Restaurant, wo für uns extra der erste Stock geöffnet wird und wir das gute Essen genießen können.
Am Nachmittag schlendern wir zum ersten Mal gemütlich über die Karlsbrücke und lassen den ersten Tag bei einem Kaffee mit viel unterwarteten humorvollen Begebenheiten in der Altstadt ausklingen.
Prager Jesulein und Burg
Mit der Straßenbahnlinie 22 machen wir uns am zweiten Tag zum Prager Jesulein auf.
Nach einer kurzen Einführung über die Geschichte dürfen wir dort die hl. Messe feiern. Danach bittet uns ein indischer Karmeliterbruder in die Sakristei, wo er für uns ein Gemeinschaftsfoto macht.
Nach der himmlischen Stärkung geht es weiter zur nächste Etappe: den Hradschin.
„Ich bin fasziniert vom Veitsdom“, betont einer von der Gruppe. Wir lassen uns genügend Zeit zur Besichtigung.
Der Alte Königspalast mit seinem gotischen Vladislavsaal darf natürlich nicht fehlen. P. Emmanuel-Maria lädt alle ein „seinen Veranstaltungssaal“ zu besuchen, den er für Touristen frei gegeben habe, um mit den Einnahmen sein nächstes Bankett dort ausrichten lassen zu können.
Die Gruppe lässt ihn weiterträumen und geht weiter in die St. Georgs-Basilika. Der Bau der ersten Basilika auf dem Gelände begann vor 921 und sie nahm in der Zeit der beginnenden Christianisierung Böhmens eine herausragende Stelle ein. Dort wurde 976 auch das erste Kloster im Land gegründet (Benediktiner), welches während der Hussitenkriege verwüstet wurde.
Nach all den Eindrücken ist eine kleine Stärkung notwendig, bevor es weiter in das Goldene Gässchen geht. Die Häuschen aus dem 16. Jahrhundert wurden als Unterkünfte für die Burgwache des Kaisers gebaut. Später zogen Goldschiede ein. Das Gässchen war besonders im 19. Jahrhundert sehr heruntergekommen und war ein Ort vorwiegend ärmer Leute. Im Haus Nr. 22 arbeitete Franz Kafka an seinen Werken.
Zum Abschluss des Tages heißt es: Zusammenrücken und Schwitzen. In den überfüllten Straßenbahnen geht es zurück in die Unterkunft und wir tauschen uns über unsere Eindrücke bei angenehmen Abendtemperaturen aus.
Maria Schnee und Josefsstadt
Neben dem Veitsdom sollte sie die höchste und größte Kirche Prags sein, dessen Vorhaben durch die Hussitenkriege nicht vollendet werden konnte: die Kirche Maria Schnee. Das ehemalige Karmeliterkloster und die Kirche wird heute von den Franziskanern bewohnt und betreut. „Hier ist eine ganz besondere Atmosphäre spürbar“, meint eine Teilnehmerin. Dies liegt unter anderem an dem monumentalen Hauptschiff, sicher aber auch durch den durchbeteten Kirchenraum und den 14 franziskanischen Märtyrern, die hier 1611 getötet wurden und dessen Ort der Ruhe sich heute neben der St. Michaels-Kapelle befindet.
Wir feiern die hl. Messe und begeben uns anschließend in die „Josefsstadt“. Bereits am ersten Tag erhielten wir bei der Stadtführung einen Einblick über die Geschichte der Juden und Jüdinnen in Prag. Heute nehmen wir uns Zeit, in die Prager Judenstadt, die im 13. Jahrhundert entstand und sich zu einer der bedeutendsten in Europa entwickelte, einzutauchen. Wir starten in der Altneuschule in der Prager Josefstadt, der ältesten unzerstörten Synagoge unseres Kontinentes und einer frühesten gotischen Bauten Prags.
Auf einer Fläche von ca. 1 ha befinden sich der Alte jüdische Friedhof. Auf insgesamt 13 Erdschichten werden hier die Gebeine von 100.000 Menschen geschätzt und über 12.000 Grabsteine ragen hervor.
Der Nachmittag ist frei und es besteht die Möglichkeit, diesen individuell zu gestalten. Während die einen weitere Sehenswürdigkeiten besichtigen und Museen besuchen oder eine Rundfahrt mit der alten Straßenbahn machen, genießen andere die Küche und das Flair im Kubistischen Kaffeehaus. Alle Eindrücke und Erfahrungen beleben erneut die Gespräche beim gemeinsamen Abendessen in der Unterkunft.
Norbert von Xanten
Am letzten Tag geht es für die Gruppe gemeinsam zu den Prämonstratensern von Strahov. In der Kirche, die 1911 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben wurde, befinden sich die Gebeine des Heiligen Norbert von Xanten. Diese wurden während des dreißigjährigen Krieges von Magdeburg hierher überführt und der Heilige wird bis heute in Strahov verehrt.
Eindrucksvoll ist die Bibliothek, zu deren größten Kostbarkeit das „Evangeliar von Strahov“ aus dem 9./10. Jahrhundert zählt. Die Strahover Bibliothek besteht u. a. aus dem „Philosophischen Saal“ mit über 50.000 Büchern und einem „Theologischen Saal“, wo sich die Inschrift befindet: „INITIUM SAPIENTIAE TIMOR DOMINI“ – Der Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht. Eine Kostprobe des Bieres aus der Klosterbrauerei, die es seit dem 12. Jahrhundert mit Unterbrechungen gibt, darf nicht fehlen.
Am Nachmittag berichten alle bei einer Abschlussrunde über ihre Eindrücke und Erfahrungen. Vor allem die Mischung zwischen dem geistlichen und kulturellen Programm, sowie die Verschnaufpausen, um all das Schöne zu verarbeiten und auf sich wirken zu lassen und die Gemeinschaft werden besonders betont. All dies schließen wir mit Dank in die hl. Messe ein, bevor noch ein besonderes Highlight ansteht.
Freudiger Ausklang
Zu früh am Peer angekommen, weiß die Gruppe noch nicht so recht, was sie bei der dreistündigen Schifffahrt auf der Moldau erwarten wird. Mit einem Empfangsgetränk an Bord werden wir zu unseren Tischen geführt, von wo aus wir eine wunderbare Aussicht haben und die Stadt von einem anderen Blickwinkel genießen können.
Das gute Essen und die Livemusik sorgen für eine angenehme und fröhliche Atmosphäre. Und ein Tänzchen darf ebenfalls nicht fehlen. „Ich habe schon so lange nicht mehr verspürt, was es heißt, Freude genießen zu können und zu dürfen“, fasst ein Teilnehmer diese Tage und den Abend zusammen.
Es ist dunkel geworden und das beleuchtete Prag hinterlassen noch schöne Eindrücke. Eine Mitreisende hält noch fest, unbedingt bei einer nächsten Fahrten mit der Berufungspastoral und den Franziskanern dabei sein zu wollen.