Pfarre

Villach-St. Nikolai

Mit Franziskanern in Prag unterwegs

Prag 2024

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

In der letzten Juliwoche 2024 machten sich insgesamt 18 Personen aus ganz Österreich mit Franziskanern in die schöne Moldaustadt Prag auf. Von ihnen waren der Großteil, unter anderem auch zwei aus Kärnten zum ersten Mal in der goldenen Stadt mit ihren zahlreichen Türmen. Organisiert und durchgeführt wurde diese kulturell-geistliche Fahrt von der Berufungspastoral der Franziskaner in Österreich und Südtirol.

Neue Freundschaften entstehen

Es geht los. Aus den unterschiedlichsten Himmelrichtungen treffen wir uns in Wien, von wo es mit dem Zug weiter geht. Obwohl sich die meisten untereinander noch nicht kennen, zeigt sich schon zu Beginn der Reise, dass eine Gemeinschaft unterwegs ist, die sich rasch zusammenfinden wird. Noch viel mehr: Neue Freundschaften entstehen.

Neue Freundschaften entstehen.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Neue Freundschaften entstehen.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Am Bahnhof in Prag stoßen zwei Tirolerinnen zu, die sich ebenfalls für diese Fahrt angemeldet haben. In der Unterkunft, die sich in der Nähe eines Friedhofes befindet, an dem Kafka begraben ist, werden wir von der Rezeptionistin Frau Kornovà herzlich begrüßt. Nach einem Treffen, wo wir uns ein wenig besser kennenlernen, genießen wir das Abendessen und freuen uns auf die gemeinsame Zeit in Prag.

Himmel, Heiterkeit und Humor

„So schön auch Prag sein mag: Ich bin froh, dass wir jeden Tag gemeinsam die heilige Messe feiern“, sagt eine Mitreisende. Den ersten Tag feiern wir diese in der ältesten Pfarrkirche, welche an der Ostseite des Altstädter Rings steht: die Teynkirche oder die Kirche Unserer lieben Frau von Týn. Die Atmosphäre in der Kirche mit ihrer bewegenden Geschichte ist besonders schön, da wir den Gottesdienst vor der Öffnung für die Touristen feiern können und so allein in diesem himmlischen Raum sind.

Blick von oben auf die Teynkirche.<br />Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Blick von oben auf die Teynkirche.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Interessant und sehr humorvoll geht es mit Elenka weiter, die uns die nächsten zwei Stunden ihre Stadt zeigt. Dabei verrät sie uns bei der Stadtführung viele spannende Hintergründe, die wir in keinem Reiseführer finden können.

Die berühmte Prager Uhr gehört dazu. Doch die Stadt bietet noch viel mehr.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die berühmte Prager Uhr gehört dazu. Doch die Stadt bietet noch viel mehr.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Am Ende der Tour fragen wir sie, ob sie nicht ein gutes Lokal kenne. Ohne lange zu fackeln, packt sie uns in die Straßenbahn und führt uns in ein Restaurant, wo für uns extra der erste Stock geöffnet wird und wir das gute Essen genießen können.

Elenka zeigt uns mit viel Humor ihre Stadt.<br />
Foto: Ariel Kucia
Elenka zeigt uns mit viel Humor ihre Stadt.
Foto: Ariel Kucia

Am Nachmittag schlendern wir zum ersten Mal gemütlich über die Karlsbrücke und lassen den ersten Tag bei einem Kaffee mit viel unterwarteten humorvollen Begebenheiten in der Altstadt ausklingen.

Ein Spaziergang über die Karlsbrücke darf nicht fehlen.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Ein Spaziergang über die Karlsbrücke darf nicht fehlen.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Prager Jesulein und Burg

Mit der Straßenbahnlinie 22 machen wir uns am zweiten Tag zum Prager Jesulein auf.

Die Geschichte des Prager Jesulein beginnt in Spanien. Mit der Ehe der Spanierin Maria Manrique de Lara und den böhmischen Adeligen Wratislaw von Pernsterin kam das Jesukind 1556 nach Prag.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die Geschichte des Prager Jesulein beginnt in Spanien. Mit der Ehe der Spanierin Maria Manrique de Lara und dem böhmischen Adeligen Wratislaw von Pernsterin kam das Jesukind 1556 nach Prag.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Heilige Messe in der Kirche, wo das Prager Jesulein verehrt wird.<br />
Foto: Christina Leeb
Heilige Messe in der Kirche, wo das Prager Jesulein verehrt wird.
Foto: Christina Leeb

Nach einer kurzen Einführung über die Geschichte dürfen wir dort die hl. Messe feiern. Danach bittet uns ein indischer Karmeliterbruder in die Sakristei, wo er für uns ein Gemeinschaftsfoto macht.

Nach der himmlischen Stärkung geht es weiter zur nächste Etappe: den Hradschin.

Gruppenfoto nach der Hl. Messe<br />
Foto: privat
Gruppenfoto nach der Hl. Messe
Foto: privat

„Ich bin fasziniert vom Veitsdom“, betont einer von der Gruppe. Wir lassen uns genügend Zeit zur Besichtigung.

Wenzelskapelle im Veitser Dom<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Wenzelskapelle im Veitser Dom
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
“Mein Palast“ - Naja, nicht wirklich, oder?<br />
Foto: Christina Leeb
"Mein Palast" - Naja, nicht wirklich, oder?
Foto: Christina Leeb

Der Alte Königspalast mit seinem gotischen Vladislavsaal darf natürlich nicht fehlen. P. Emmanuel-Maria lädt alle ein „seinen Veranstaltungssaal“ zu besuchen, den er für Touristen frei gegeben habe, um mit den Einnahmen sein nächstes Bankett dort ausrichten lassen zu können.

Die Gruppe lässt ihn weiterträumen und geht weiter in die St. Georgs-Basilika. Der Bau der ersten Basilika auf dem Gelände begann vor 921 und sie nahm in der Zeit der beginnenden Christianisierung Böhmens eine herausragende Stelle ein. Dort wurde 976 auch das erste Kloster im Land gegründet (Benediktiner), welches während der Hussitenkriege verwüstet wurde.

Basilika St. Georg<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Basilika St. Georg
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Nach all den Eindrücken ist eine kleine Stärkung notwendig, bevor es weiter in das Goldene Gässchen geht. Die Häuschen aus dem 16. Jahrhundert wurden als Unterkünfte für die Burgwache des Kaisers gebaut. Später zogen Goldschiede ein. Das Gässchen war besonders im 19. Jahrhundert sehr heruntergekommen und war ein Ort vorwiegend ärmer Leute. Im Haus Nr. 22 arbeitete Franz Kafka an seinen Werken.

Goldenes Gässchen<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Goldenes Gässchen
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Zum Abschluss des Tages heißt es: Zusammenrücken und Schwitzen. In den überfüllten Straßenbahnen geht es zurück in die Unterkunft und wir tauschen uns über unsere Eindrücke bei angenehmen Abendtemperaturen aus.

Maria Schnee und Josefsstadt

Die Kirche Maria Schnee wird heute von Franziskanern betreut.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die Kirche Maria Schnee wird heute von Franziskanern betreut.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Neben dem Veitsdom sollte sie die höchste und größte Kirche Prags sein, dessen Vorhaben durch die Hussitenkriege nicht vollendet werden konnte: die Kirche Maria Schnee. Das ehemalige Karmeliterkloster und die Kirche wird heute von den Franziskanern bewohnt und betreut. „Hier ist eine ganz besondere Atmosphäre spürbar“, meint eine Teilnehmerin. Dies liegt unter anderem an dem monumentalen Hauptschiff, sicher aber auch durch den durchbeteten Kirchenraum und den 14 franziskanischen Märtyrern, die hier 1611 getötet wurden und dessen Ort der Ruhe sich heute neben der St. Michaels-Kapelle befindet.

Wir feiern die hl. Messe und begeben uns anschließend in die „Josefsstadt“. Bereits am ersten Tag erhielten wir bei der Stadtführung einen Einblick über die Geschichte der Juden und Jüdinnen in Prag. Heute nehmen wir uns Zeit, in die Prager Judenstadt, die im 13. Jahrhundert entstand und sich zu einer der bedeutendsten in Europa entwickelte, einzutauchen. Wir starten in der Altneuschule in der Prager Josefstadt, der ältesten unzerstörten Synagoge unseres Kontinentes und einer frühesten gotischen Bauten Prags.

Die älteste und bis heute genutze unzerstörte Synagoge Europas ist in Prag.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die älteste und bis heute genutzte unzerstörte Synagoge Europas ist in Prag.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Auf einer Fläche von ca. 1 ha befinden sich der Alte jüdische Friedhof. Auf insgesamt 13 Erdschichten werden hier die Gebeine von 100.000 Menschen geschätzt und über 12.000 Grabsteine ragen hervor.

Alter jüdischer Friedhof in Prag<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Alter jüdischer Friedhof in Prag
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Der Nachmittag ist frei und es besteht die Möglichkeit, diesen individuell zu gestalten. Während die einen weitere Sehenswürdigkeiten besichtigen und Museen besuchen oder eine Rundfahrt mit der alten Straßenbahn machen, genießen andere die Küche und das Flair im Kubistischen Kaffeehaus. Alle Eindrücke und Erfahrungen beleben erneut die Gespräche beim gemeinsamen Abendessen in der Unterkunft.

Norbert von Xanten

Am letzten Tag geht es für die Gruppe gemeinsam zu den Prämonstratensern von Strahov. In der Kirche, die 1911 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben wurde, befinden sich die Gebeine des Heiligen Norbert von Xanten. Diese wurden während des dreißigjährigen Krieges von Magdeburg hierher überführt und der Heilige wird bis heute in Strahov verehrt.

Ein Foto mit der “Kärnter-Niederösterreichischen Abteilung“.<br />
Foto: privat
Ein Foto mit der "Kärntner-Niederösterreichischen Abteilung"
Foto: privat

Eindrucksvoll ist die Bibliothek, zu deren größten Kostbarkeit das „Evangeliar von Strahov“ aus dem 9./10. Jahrhundert zählt. Die Strahover Bibliothek besteht u. a. aus dem „Philosophischen Saal“ mit über 50.000 Büchern und einem „Theologischen Saal“, wo sich die Inschrift befindet: „INITIUM SAPIENTIAE TIMOR DOMINI“ – Der Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht. Eine Kostprobe des Bieres aus der Klosterbrauerei, die es seit dem 12. Jahrhundert mit Unterbrechungen gibt, darf nicht fehlen.

Die Gruppe ist zu Fuß, per Straßenbahn oder U-Bahn unterwegs. Hier kommen viele Gespräche zusammen und schweißt die Gruppe zusammen.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Die Gruppe ist zu Fuß, per Straßenbahn oder U-Bahn unterwegs. Hier werden viele Gespräche geführt und es schweißt die Gruppe zusammen.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Am Nachmittag berichten alle bei einer Abschlussrunde über ihre Eindrücke und Erfahrungen. Vor allem die Mischung zwischen dem geistlichen und kulturellen Programm, sowie die Verschnaufpausen, um all das Schöne zu verarbeiten und auf sich wirken zu lassen und die Gemeinschaft werden besonders betont. All dies schließen wir mit Dank in die hl. Messe ein, bevor noch ein besonderes Highlight ansteht.

Freudiger Ausklang

Zu früh am Peer angekommen, weiß die Gruppe noch nicht so recht, was sie bei der dreistündigen Schifffahrt auf der Moldau erwarten wird. Mit einem Empfangsgetränk an Bord werden wir zu unseren Tischen geführt, von wo aus wir eine wunderbare Aussicht haben und die Stadt von einem anderen Blickwinkel genießen können.

Blick auf die Karlsbrücke vor dem Sonnenuntergang.<br />
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Blick auf die Karlsbrücke vor dem Sonnenuntergang.
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Abendlicher Blick auf Prag.<br />
Foto: Christina Leeb
Abendlicher Blick auf Prag.
Foto: Christina Leeb

Das gute Essen und die Livemusik sorgen für eine angenehme und fröhliche Atmosphäre. Und ein Tänzchen darf ebenfalls nicht fehlen. „Ich habe schon so lange nicht mehr verspürt, was es heißt, Freude genießen zu können und zu dürfen“, fasst ein Teilnehmer diese Tage und den Abend zusammen.

Es ist dunkel geworden und das beleuchtete Prag hinterlassen noch schöne Eindrücke. Eine Mitreisende hält noch fest, unbedingt bei einer nächsten Fahrten mit der Berufungspastoral und den Franziskanern dabei sein zu wollen.

Freude, die das Herz berührt und bleibt - So könnte die Fahrt nach Prag zusammengefasst werden.<br />
Foto: Christina Leeb
Freude, die das Herz berührt und bleibt - So könnte die Fahrt nach Prag zusammengefasst werden.
Foto: Christina Leeb