Hoffnung und Verbundenheit
Project trip - Rumänien - Teil 4
Die mehrteilige Reihe "Project trip - Rumänien" berichtet über die Erfahrungen der siebenköpfigen Gruppe aus Kärnten, die mit den Franziskanern Projekte von "Franz hilf" besucht haben. Im letzen Teil lernen wir die Franziskanerinnen in Arcuș kennen, die junge Mütter in Not unterstützen.
Bei der Ortseinfahrt in die kleine Gemeinde Arcuș mit gerade mal knapp 2000 Einwohnern, heißt uns mitten auf der Straße eine Hirschkuh willkommen. Gemütlich spaziert sie durch die Gegend und schaut unaufgeregt und neugierig durch unsere Fensterscheiben. Nach einem kurzen „Plausch“ mit ihr, peilen wir das letzte zu besuchende Projekt an.
Die "Schwestern Mütter"
In einer kleinen Oase befindet sich das Kloster der Franziskanerinnen, die uns herzlich willkommen heißen. Sr. Tereza und die drei Mitschwestern haben ein köstliches Mittagessen vorbereitet und freuen sich merklich über unseren Besuch.
Seit 19 Jahren sind die Schwestern hier aktiv und setzen sich für werdende und junge Mütter ein, die in Gefahr sind. Vor wenigen Jahren lebten sie mit den jungen Frauen und den Kindern noch gemeinsam unter einem Dach. Um ihrer Berufung als Ordensfrauen jedoch auch im Alltag nachkommen zu können, leben sie nun in einem eigenen Haus, das sich auf der anderen Straßenseite des Frsuenhauses befindet.
Geborgenheit und Angenommensein
Über 130 Frauen, die schmerzhafte Erfahrungen schon in jungen Jahren machen mussten, wurden bereits liebenswürdig von den Franziskanerinnen in den letzten Jahren aufgenommen und betreut. Die jüngste Bewohnerin ist die 18-jährige Noomi, die erst vor wenigen Wochen ihr Kind Oskar zur Welt brachte.
Für die meisten dieser Frauen gibt es auf Grund unterschiedlicher Lebenssituationen kaum die Möglichkeit, einer Ausbildung nachzukommen. Um so mehr freuen wir uns mit den Schwestern mit, die heute einen Besuch des ersten Kindes der Einrichtung erhalten und die gerade die Matura geschafft hat. Voller Stolz und Freude überreichen daher die „Schwestern Mütter“ der Absolventin ein Geschenk.
Im Mutterhaus, wo die jungen Frauen zur Überbrückung in der Regel ein Jahr sein können, treffen wir auf eine kleine, lebendige Wohngemeinschaft. Trotz der vielen negativen Lebenserfahrungen der Frauen, herrscht hier eine ganz besondere Atmosphäre der Geborgenheit und des Angenommenseins. Sowohl die Mütter als auch deren Kinder pflegen untereinander eine unbeschreiblich schöne Beziehung zu den Schwestern.
Mit Freude zeigen uns die Frauen ihre Unterkünfte. In der Hauskapelle singt uns Noomi als Dank ein Gebet vor. So manche kämpfen währenddessen mit den Tränen.
Eine unbeschreiblich große Freude können wir den Franziskanerinnen noch vor unserer Weiterfahrt machen. Gemeinsam mit ihnen feiern wir in ihrer Klosterkapelle die Heilige Messe, die für sie die unerschöpfliche Quelle ihres Wirkens für die Frauen und Kinder in Not ist. Mit einer selbstgebastelten Kerze und selbstgemachten Marmelade beschenkt, verabschieden wir uns berührt von Arcus.
Die Berge mit den sieben Bären
Bevor es für uns nach Österreich zurück geht, haben wir noch ein wenig Zeit, einen kleinen Teil von Siebenbürgen zu besichtigen.
Die Landschaft Rumäniens ist maßgeblich durch die südlichen Karpaten bestimmt. Diese verlaufen wie ein Bogen durch das Land. Einer der bekanntesten und schönsten Passstraßen ist der Transfăgărășan, welche die große Walachei südlich des Karpatenbogens mit dem nördlichen gelegenen Siebenbürgen verbindet.
Wir peilen die Passstraße an, um den Gletschersee auf über 2000 Metern zu besichtigen. Das Problem ist, dass P. Tibor einen anderen See ins Navi eingibt und wir erst nach knapp zwei Stunden Fahrt merken, dass wir komplett falsch unterwegs sind. Was gibt es Schöneres als fast sieben Stunden am Tag im Auto zu sitzen? Dennoch: Wir werden von der Schönheit der Landschaft nicht enttäuscht, bewegen uns weiter auf der schmalen, serpentinenreichen Straße im Wald fort und sind von dem felsigen Naturschauspiel beeindruckt.
Und hier sind sie: die waschechten Bären. Insgesamt begegnen wir auf dem Berg sieben größere und kleinere Braunbären, die das Weiterfahren immer wieder unterbrechen. Schon zuvor witzeln wir darüber, Monika als Vorspeise den Bären anzubieten, falls sie für uns gefährlich werden sollten. Wir kreieren ein neues Märchen mit dem Titel: "Monika von den sieben Bergen mit den sieben Bären." Selbstverständlich muss sie sich aber nicht wirklich Sorgen machen.
Obwohl davor gewarnt wird, das Auto nicht zu verlassen, wenn sich Bären auf der Straße befinden, wagt P. Emmanuel es dennoch. Er steigt aus, um ein gutes Foto machen zu können. Sein Ungehorsam wird mit schlechten Fotos belohnt.
Endlich beim richtigen See, dem Gletschersee angekommen, staunen wir über die Massen von Menschen, die wie wir die Schönheit auf uns wirken lassen.
Wer braucht schon Dracula?
In Bran fahren wir zu unserer Unterkunft, von wo aus wohl der schönste Blick auf die Burg gegeben ist. Fernab von den lauten Straßen des Ortes und von Natur umgeben, genießen wir das exzellent zubereite Essen von Gabriel, dem Besitzer des Charlets und lassen den Tag durch die einzigartige Aussicht auf das „Dracula-Schloss“ ausklingen.
Das Schloss Bran ist historisch sehr interessant. Allerdings ist es von Touristen überrannt und das Gedrängel innerhalb des Schlosses lässt in uns nicht wirklich eine gute Stimmung aufkommen. Umso mehr freuen wir uns nach der Besichtigung von Rumäniens „Disneyworld“ auf ein kühles Plätzchen in einem Lokal. Dort versammeln wir uns mit Einheimischen im Freien vor dem Fernsehen, um mit ihnen die rumänische Mannschaft bei der EM anzufeuern. 3:0 für Rumänien! Prost!
Abschluss in Bukarest
Für die Rückreise nach Österreich müssen wir schließlich nach Bukarest fahren. Hier kommen wir richtig zu schwitzen. Bei 40 Grad zeigt uns Vlad bei einer dreistündigen Tour die Highlights der Hauptstadt und erzählt uns interessante Hintergründe, die kaum in einem Reiseführer zu finden sind.
Zu einer der schönsten und prächtigsten Kirchen in der Stadt zählt die Stavropoleos-Kirche.
Wie der ehemalige Diktator durch seine Vorstellungen das Stadtbild verändert hat, zeigt sich unter anderem durch den Boulevard und das gigantische Haus des Parlamentes. Unzählige Bauprojekte wurden damals unter der Ceausescu-Ära im ganzen Land gestoppt, um dieses Gebäude zu errichten. 400 Architekten, 20.000 Arbeiter und Soldaten konzentrierten sich auf den Bau von einer Fläche von 265.000 Quadratkilometer. Aufgrund des Gesamtgewichtes, welches auf dem Parlament lastest, sinkt es jährlich weiter ab.
In der letzten erhaltenen Karawanserei in Bukarest schließen wir sowohl die Besichtigung als auch unsere Projektreise ab.
Gesichter der Hoffnung
Obwohl wir durch unseren kurzen Aufenthalt in Rumänien vieles auf unseren rund 1000 km langen Rundfahrt gesehen haben, gebe es noch viel mehr zu entdecken. Wir sind dennoch sehr positiv beeindruckt von der Fülle, der Schönheit und der Vielfalt dieses Landes und von den Menschen. Noch mehr ergriffen sind wir von den Menschen, die wir bei den Projektpartnern kennen gelernt haben und die von Franz hilf unterstützt werden. Mit geringstem Personalaufwand erhalten – meist von der Öffentlichkeit verborgen – zahlreiche Menschen Hilfe. Not und Hoffnung bekamen für uns erneut ein konkretes Gesicht.
Schön zu entdecken war, wie wunderbar die Verbundenheit mit der Weltkirche ist, die viel bunter und bereichernder ist, als wir ab und an in unserem Umfeld wahrnehmen. Die Menschen dieser Weltfamilie zeigten uns auf, dass es sich lohnt, sich stets auf die Liebe Gottes und die Menschen, die er uns anvertraut, einzulassen und füreinander da zu sein. Dies möchten wir im Jahr 2025 bei dem „Aktionstag Rumänien – Franz hilf“ mit Ihnen in St. Nikolai teilen.
Übrigens: Für 2025 ist eine Projektreise nach Kirgisistan geplant: https://franziskaner.at/villach/kirgisistan/
Wir danken Ihnen für Ihr unterstützendes Gebet für die Frauen und Männer sowie die Schwestern und Brüder der franziskanischen Familie weltweit. Und falls Sie das Angebot der Berufungspastoral der Franziskaner in Österreich und/oder Franz Hilf auch mit einem kleinen Beitrag unterstützen möchten, danken wir Ihnen herzlich dafür.
Links zu den einzelnen Berichten
Siehe Teil 1 - Die Projektreise beginnt https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/die-projektreise-beginnt
Siehe Teil 2 - Herzensbildung und Zeitreise https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/herzenbsildung
Siehe Teil 3 - Ohne Gott ist jedes Wirken wirkungslos https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/ohne-gott-ist-jedeswirken-wirkungslos
Siehe Teil 4 - Hoffnung und Verbundenheit https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/hoffnung-und-verbundenheit
Links Berufungspastoral und Franz Hilf
Um die Berufungspastoral zu unterstützen, folgend Sie bitte diesem Link: https://franziskaner.at/villach/spenden/
Mehr über Franz Hilf und die Projekte können Sie hier nachlesen: https://franzhilf.org/