Pfarre

Villach-St. Nikolai

Die stille Stärke des hl. Josef

Der unscheinbare Zeuge des Glaubens (Teil 2)

Foto: (c) istock-bpperry
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In einer Welt, in der es oft laut und hektisch zugeht, und in der sichtbare Taten oder Worte mehr zählen als stille Hingabe, bleibt der heilige Josef eine bemerkenswerte Person. Er ist der Mann, der in den Evangelien nicht spricht, aber mit seiner Tatkraft und seinem festen Vertrauen in Gott eine bleibende Wirkung hinterlässt. In Zeiten, die von Oberflächlichkeit geprägt sind, scheint er mehr denn je ein Modell für den wahren Glauben zu sein.

Josefs Glaube im Schweigen und im Hinhören

„Er hat ihn bestellt zum Herrn seines Hauses und zum Verwalter über all sein Besitztum” (Ps 105, 21). Dieser Psalmvers wurde früher oft mit dem heiligen Josef in Verbindung gebracht. Doch in der heutigen Zeit scheint seine Bedeutung immer mehr in den Hintergrund zu treten. Früher wurde er viel häufiger in Gebeten und Litaneien verehrt; heute erinnert sich kaum noch jemand an die Geschichten dieses ehrwürdigen Mannes. Der Name „Josef” als Taufname ist selten geworden, und Lieder zu seiner Ehre sind fast vergessen.

Trotzdem bleibt Josef ein wichtiger Zeuge des Glaubens. In den Evangelien wird uns kein einziges Wort von ihm überliefert. Doch genau diese Stille ist es, die Josef zu einem großen Vorbild macht – in einer Welt, in der laute Worte oft mehr zählen als Taten, zeigt er uns die wahre Stärke des Glaubens.

Josefs Glaube durch Handeln

Josef war ein Mann des Gehorsams und des Hinhörens auf Gottes Stimme. In den Evangelien lesen wir, wie er stets dem Willen Gottes folgte, ohne zu zögern. Als er erfuhr, dass Maria schwanger war, überlegte er zunächst, sie heimlich zu verlassen, um ihr nicht öffentlich Schande zu bereiten. Doch der Engel des Herrn erschien ihm im Traum und erklärte, dass das Kind durch den Heiligen Geist empfangen worden war (Mt 1,19–20). Durch diese göttliche Offenbarung baute Josef auf Gott und vertraute seiner Führung. Er nahm Maria daraufhin ohne weiteres Zögern zu sich (Mt 1, 24).

Diese Entscheidung war ein Moment des Vertrauens in Gottes Plan. Josef handelte nicht lediglich aus eigenen Überlegungen, sondern ließ sich von der Botschaft des Engels leiten. Er zeigt uns, dass wahre Stärke oft darin besteht, in Momenten des Zweifels auf Gott zu vertrauen und zu handeln, selbst wenn der Plan nicht sofort verständlich ist.

Später, als die Familie in Gefahr war, befahl ihm ein Engel im Traum, nach Ägypten zu fliehen, um das Kind vor König Herodes zu schützen – eine weitere Entscheidung, die sein tiefes Vertrauen in Gottes Führung und seinen Schutzauftrag unterstreicht. (Mt 2, 13).

Seine Reise nach Bethlehem, die Flucht nach Ägypten und die Rückkehr nach Israel – all dies tat Josef im Einklang mit Gottes Führung. Sein Glaube zeigt sich nicht in großen Reden, sondern im gelebten Gehorsam und dem Vertrauen, dass Gottes Plan stets der richtige ist. In all seinen Handlungen wird deutlich, wie tief seine Hingabe und Bereitschaft sind, Gottes Willen zu erfüllen – ohne zögerliche Rückfragen oder Widerstand, selbst wenn der Plan Gottes schwer für ihn verständlich zu bleiben scheint.

Foto: (c) Squirrel_photos
Foto: (c) Squirrel_photos

Josefs Glaube in der Hingabe und im Vertrauen

Heute wird der heilige Josef oft übersehen, doch in der Geschichte der Kirche spielte er eine zentrale Rolle. Bereits im frühen Christentum wurde er als Heiliger verehrt. Im 19. Jahrhundert erklärte Papst Pius IX. ihn zum Schutzpatron der gesamten Kirche. Diese Ehrung zeigte seine Bedeutung als Vorbild des Glaubens – als Symbol für den stillen, treuen Gehorsam, der für eine echte Glaubensgemeinschaft unerlässlich ist.

In einer Welt, die sich immer schneller wandelt und von Unsicherheit geprägt ist, sollten wir uns wieder mehr auf die stille Kraft des Glaubens besinnen, wie sie in Josef zu finden ist. Doch: Wie hören wir heute Gottes Stimme? Wie erkennen wir seinen Auftrag in unserem Leben?

Es beginnt mit der Bereitschaft, auf Gott zu hören – in den stillen Momenten, in denen er uns führt. Heute, in einer Welt voller Ablenkungen, kann es eine Herausforderung sein, diese leise Stimme wahrzunehmen. Doch genauso wie Josef, der in der Stille des Traumes den göttlichen Auftrag empfing, können auch wir lernen, in der kontemplativen Stille zu hören. Indem wir uns für Gott öffnen und uns Zeit für Gebet und innere Einkehr nehmen, können wir Klarheit über unsere Entscheidungen gewinnen und erkennen, was er von uns möchte.

Auch das Lesen der Heiligen Schrift spielt eine wichtige Rolle. Die Bibel bietet Weisheit und Führung, die uns besonders in unsicheren Zeiten Orientierung geben. Ebenso hilft die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, Gottes Führung zu erkennen – sei es in der Kirche oder im Gespräch mit einem geistlichen Mentor. In der Gemeinschaft finden wir Rat und entdecken unseren Weg im Einklang mit Gottes Plan.

Josef zeigt uns, dass wahres Vertrauen in Gott nicht nur in großen, herausfordernden Momenten wächst, sondern vor allem im täglichen Hinhören und Handeln. Wie er können auch wir lernen, uns in den Entscheidungen des Lebens von Gottes Führung leiten zu lassen. Möge der heilige Josef unser Vertrauen stärken.

Foto: (c) P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: (c) P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

In St. Nikolai wird seit diesem Jahr stets vor dem Abschluss der Anbetung mittwochs die Fürbitte des Hl. Josef angerufen ("Suche Gott in der Stille" - Anbetung Montag bis Donnerstag von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr, Freitag von 15.00 bis 18.30 Uhr und Samstag um 8.00 Uhr mit Rosenkranz).