Die Projektreise beginnt
Project trip - Rumänien - Teil 1
Die mehrteilige Reihe "Project trip - Rumänien" berichtet über die Erfahrungen der siebenköpfigen Gruppe aus Kärnten, die mit den Franziskanern Projekte von "Franz hilf" besucht haben. Im ersten Teil tauchen wir insbesondere in die Geschichte von Cluj ein, dem Ausgangspunkt der einzigartigen Fahrt.
Flug überbucht
In aller Früh geht es für die kleine, buntgemischte Gruppe am 12. Juni 2024 mit dem Zug nach Graz. Von dort aus starten wir die mehrtägige dritte Projektreise mit „Franz Hilf“, welche uns heuer nach Rumänien führt.
Während der Zugfahrt wird gleich mit einer Sachertorte ein kleines Jubiläum gefeiert: Heute, vor genau drei Jahren feierte P. Emmanuel-Maria seine Primiz in der Murmetropole.
Bis zum ersten Zwischenstopp ging alles gut. Doch in München werden unsere Nerven kurzerhand auf die Probe gestellt. Trotz Buchung erhalten wir von der Fluggesellschaft die Mitteilung, es könne nicht garantiert werden, dass alle von uns einen Platz für den Weiterflug erhalten: "Sorry, aber der Flug ist überbucht." Voraussichtlich können lediglich zwei Personen weiterfliegen. Die Anspannung steigt. Die gute Laune lassen wir uns dennoch nicht verderben. Zur Sicherheit rufen wir nach über eineinhalb Stunden des Wartens den seligen Engelbert Kolland um seine Fürsprache an. Und siehe da: Wir erhalten die gute Nachricht: „Sie können alle gemeinsam nach Cluj weiterreisen.“ Das Flugzeug ist bis zum letzten Platz besetzt.
Am Flughafen in Klausenburg, wie die Hauptstadt Siebenbürgens auf Deutsch heißt, werden wir vom Franziskaner Szabolcs abgeholt. Er führt uns ins Quartier – das erste von mehreren in den kommenden Tagen auf unser über 1000 km langen Projektreise durch das Land.
Wir sind dankbar für die gute Ankunft. Dennoch merken wir, dass bei uns der Nervenkitzel nachlässt. Daher landen wir nach dem Abendessen neben der Stadtmauer müde in Cluj in unsere Betten.
Franziskaner in Cluj
Der erste Tag in Rumänien beginnt mit schönem Wetter. Es ist das Fest des heiligen Antonius von Padua, der in der Franziskanerkirche in Cluj groß gefeiert wird. Zahlreiche Menschen besuchen die Heilige Messe und nutzen die Gelegenheit der Beichte.
Wir starten unseren Tag jedoch zunächst mit einer Stadtführung mit Agota. Während ihres Kunstgeschichtestudiums hat die junge Mutter sogar für kurze Zeit in Graz studiert.
Die Führung beginnt direkt bei der Franziskanerkirche. Diese und das Kloster befinden sich in der alten Zitadelle, die heutige Piaţa Muzeului, an der Stelle wo sich die erste Kirche des 19 Jh. befindet. Im Jahre1390 wurde die „Sf. Mihail“ als Pfarrerkirche genutzt, und dem Dominikanerorden geschenkt. Dieser begann mit der Unterstützung von Iancu aus Hunedoara, den gegenwertigen Gebäuden innerhalb des Klosters aufzubauen. Zur Zeit der Klausenburger Reform wurden die Dominikaner 1556 aus der Stadt verjagt.
Erst 1693 kommt es durch die Jesuiten zu einer Neubesiedlung, nachdem sich Siebenbürgen den Habsburgern unterordnete. Nach einem Brand 1697, wurde das Gebäude zerstört und es wurde mit dem Aufbau einer neuen Kirche begonnen. Die Franziskaner renovierten 1728 die Kirche im damals üblichen Barockstil. In der Mitte der Kirche befindet sich eine Malerei aus dem Jahr 1730. Diese ist eine Kopie des Bildes aus Santa Maria Magiore in Rom. 1949 wurde unter dem Kommunismus der Franziskanerorden aufgelöst und die Brüder mussten sich in Untergrund zurückziehen. Erst 1990 war es ihnen wieder erlaubt, offiziell aktiv zu sein. Sie kehrten 2011 in das Kloster und in die Kirche zurück und betreuen diese bis heute. Es ist vor allem die ungarisch-sprachige Gruppe in der Stadt und am Land, die die Gemeinschaft und Kirche aufsucht.
Denkmal der Rivalität
Offiziell wird das Wirtschaftszentrum Westsiebenbürgens und die Universitätsstadt und Kulturmetropole Cluj-Napoca genannt. Doch die Einheimischen nennen ihre Stadt schlicht und einfach Cluj („Klusch“). Die alte und heute zweitgrößte Stadt Rumäniens mit ihrer wechselvollen und bewegten rumänischen, ungarischen und deutschen Vergangenheit und rund 325.000 Einwohnern, zieht uns in ihren Bann. Die Altstadt ist heute verkehrsberuhigt und gekennzeichnet durch die zum Teil gut erhaltene Ringmauer, mit dessen Bau Anfang des 14. Jh. begonnen wurde.
Da gerade die Zeit der Matura und der Abschlussprüfungen an der Uni sind, begegnen uns auf den Straßen lauter Teddybären mit Abschlusshüten. Diese Bären sind im Gegensatz zu den echten Bären, die wir in den kommenden Tagen noch hautnah erleben werden jedoch nicht gefährlich.
Wer in Cluj unterwegs ist, wo gerade die letzten Vorbereitungen für das Filmfestival im vollen Gange sind, kommt bei zwei Persönlichkeiten nicht vorbei. Dies ist zu einem Matthias Corvinus (1443-1490), eigentlich Hunyadi. Corvinus war König von Ungarn, Kroatien und (Gegen-)König von Böhmen sowie Eroberer weiter Teile der Habsburgischen Erblande, die er von 1485 bis 1490 von Wien aus beherrschte. Das heutige Denkmal zeugt bis heute von der Rivalität zwischen Ungarn und Rumänen. So hätte unter anderem gegen Ende des 20. Jh. dieses Jahr ganz entfernt werden und die neben dem Monument gefundenen Trajansäule aus Mamor weichen sollen. Der Widerstand der zahlenmäßig starken Ungarn stoppte das Vorhaben allerdings.
Die zweite Persönlichkeit ist Bischof Áron Márton (1896-1980). Von 1949 bis 1955 wurde er vom kommunistischen Regime inhaftiert. Sein Seligsprechungsverfahren ist bereits eröffnet und es gibt keine Katholische Kirche im Land, wo sein Bild und ein Gebet für die Seligsprechung nicht zu finden ist.
Maria behindert System
Agota führt uns vom Nationaltheater und der Staatsoper aus zur Orthodoxen Kathedrale, welche 1912 im neobyzantinischen Stil errichtet wurde.
Die heute reformierte Kirche am anderen Ende der Stadt, welche im Streit zwischen Katholiken und Protestanten 1603 schwer beschädigt wurde, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die heute größte Saalkirche Siebenbürgens wurde mit Unterstützung Corvinus als Kirche der Franziskaner-Minoriten erbaut.
In Stein geritzt befindet sich ein „Graffiti“, das hinweist, dass alle, die nicht in einem Chor singen, ein Eber seien. Vor der Kirche befindet sich die rund 600 Jahre alten Statute des hl. Georgs, eine Kopie des Prager Vorbildes.
Am Platz, wo die sich einige Fakultäten der Universität in Cluj und das ehemalige Seminar befinden, steht eine Mariensäule, die erst vor wenigen Tagen an diesen, ihren ursprünglichen Platz wieder aufgestellt wurde. Während des Kommunismus wurde die Statute jedoch vom Seminarplatz in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts entfernt, denn - so der Regens von damals: Solange die Marienstatute hier stehe, könne der Sozialismus und der Kommunismus (im Seminar und in der Kirche) nicht einsickern.
Kurz vor Ende der Stadtführung erreichen wir ein nettes Lokal, wo wir kurz einkehren. Zum Glück, denn die Schleusen des Himmels öffnen sich und eine unglaubliche Wassermenge fällt auf die Stadt herab. Zwischendurch hört es jedoch wieder auf, sodass wir zu den Franziskanern zurückgehen können, um das erste Projekt von Franz hilf zu besuchen. Dazu aber im nächsten Bericht mehr.
Links zu den einzelnen Berichten
Siehe Teil 1 - Die Projektreise beginnt https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/die-projektreise-beginnt
Siehe Teil 2 - Herzensbildung und Zeitreise https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/herzenbsildung
Siehe Teil 3 - Ohne Gott ist jedes Wirken wirkungslos https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/ohne-gott-ist-jedeswirken-wirkungslos
Siehe Teil 4 - Hoffnung und Verbundenheit http://Siehe Teil 4 - Hoffnung und Verbundenheit https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/detail/C3258/hoffnung-und-verbundenheit