Der “verborgene” Josef in St. Nikolai
Der unscheinbare Zeuge des Glaubens

In der katholischen Kirche wird der heilige Josef auf vielfältige Weise verehrt – als Schutzpatron der Familie, der Arbeiter und der Sterbenden. Doch seine Verehrung hat sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt, wobei sein Einfluss und seine Bedeutung zugenommen haben.
Die Verehrung des heiligen Josef im Laufe der Geschichte und in der Liturgie
Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Verehrung des heiligen Josef stetig. Bruderschaften und Orden sowie viele Gläubige stellten sich unter seinen Schutz. Besonders die Handwerker, vor allem die Zimmerleute, verehrten ihn als Schutzpatron. Josef wurde auch als Vorbild für Reinheit und als Patron des guten Todes verehrt.
Die Verehrung des heiligen Josef nahm mit der Zeit immer mehr Gestalt an. Unter Papst Pius IX. (1846-1878) wurde er 1870 zum Schutzpatron der gesamten Kirche erklärt. Papst Leo XIII. (1878-1903) würdigte ihn in der Enzyklika „Quamquam pluries” und Papst Pius X. (1903-1914) genehmigte die Litanei des heiligen Josef. Ein weiterer bedeutender Schritt erfolgte 1955, als Papst Pius XII. (1939-1958) das Fest des heiligen Josef des Arbeiters am 1. Mai einführte. Papst Johannes XXIII. (1958-1963) ehrte den heiligen Josef, indem er ihn zum Patron des Zweiten Vatikani-
schen Konzils erklärte.
In der Liturgie wurde Josef zunehmend eine herausragende Rolle zugesprochen: Er wurde als „Vater Jesu” in den römischen Kanon aufgenommen, insbesondere im ersten Hochgebet, um seine zentrale Bedeutung in der Heilsgeschichte zu unterstreichen. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zeigte ihm große Verehrung, sowohl als Namenspatron als auch als Schutzpatron der Kirche. Kurz vor seinem Rücktritt erklärte er, dass der heilige Josef für ihn ein Symbol der tieferen Bedeutung des Glaubens sei,der durch Hingabe und Vertrauen in Gott ausgedrückt wird. Im selben Jahr wurde von der vatikanischen Kongregation für Gottesdienst- und Sakramentenordnung in einem Erlass verordnet, dass der Name des Ziehvaters Jesu auch im zweiten, dritten und vierten Kanon des Hochgebetes nach der Gottesmutter Maria genannt werden soll. Papst Franziskus bestätigte diese von seinem Vorgänger gebilligte Einfügung und betonte, dass die Gläubigen in der katholischen Kirche immer eine „ununterbrochene Verehrung des heiligen Josef gezeigt und ständig und feierlich das Gedächtnis des keuschen Ehemannes der Muttergottes und des himmlischen Patrons der Kirche begangen” hätten.
Vorbild für die Familie und Schutzpatron der Väter
Josef wird besonders als Modell für die Familie verehrt. Als Nährvater Jesu und Ehemann Marias spielt er eine zentrale Rolle im göttlichen Plan. Papst Johannes Paul II. (1978.2005) betonte im Apostolischen Schreiben „Redemptoris custos” die Bedeutung des heiligen Josef als Vorbild für Väter und Familienoberhäupter. Er stellte Josef als „Vater der Kirche” heraus und hob hervor, dass er für christliche Väter ein einzigartiges Beispiel für Vertrauen, Verantwortung und Hingabe an Gott darstellt. Josef war ein zuverlässiger Beschützer, der sowohl die Bedürfnisse seiner Familie als auch den göttlichen Plan in seinem Leben erfüllte. Johannes Paul II. ermutigte Väter, dem heiligen Josef nachzueifern, indem sie Fürsorge, Liebe und geistliche Führung bieten.

Schutzpatron der Sterbenden
In der katholischen Tradition wird Josef auch als Schutzpatron der Sterbenden verehrt. Er wird als verlässlicher Begleiter angesehen, der den Sterbenden bei ihrem Übergang ins ewige Leben beisteht. Besonders im Kontext eines „guten Todes” – der nicht nur das Ende des irdischen Lebens, sondern den Übergang zu Gott markiert – wird seine Hilfe gesucht. Laut Tradition starb Josef im Gebet und in Armut, was ihm als vorbildlicher Fürsprecher für jene gilt, die sich dem Tod nähern.
Fürsprecher in schwierigen Lebenslagen
Neben all diesen „Rollen” wird der Heilige ebenso in schwierigen Lebenslagen angerufen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Teresa von Avila (1515–1582). In ihren Schriften berichtet sie immer wieder von der Hilfe, die sie in besonders schwierigen Situationen durch die Fürsprache des heiligen Josef erfahren hat. Sie erzählte von vielen Erfahrungen, bei denen sie durch ihn in ihrer Spiritualität und in praktischen Anliegen Unterstützung erhielt. Besonders in Momenten der Unsicherheit und Anspannung vertraute sie darauf, dass Josef Fürsprache bei Gott einlegte und ihre Gebete nicht unerhört blieben. Ihr Vertrauen in ihn war so stark, dass sie ihn als „ihren speziellen Helfer” bezeichnete.
Josef wird auch in finanziellen Nöten und in Armut angerufen. Er lebte ein einfaches Leben und hatte oft mit den Herausforderungen des Lebensunterhalts zu kämpfen. Die Tradition besagt, dass er denen, die in solchen Momenten um Hilfe bitten, beistehen kann, weil er als Arbeiter und Ernährer von Jesus und Maria weiß, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen und mit begrenzten Mitteln auszukommen.
Sein Beistand wird also nicht nur in existenziellen Fragen, sondern auch in alltäglichen Herausforderungen gesucht. Als Schutzpatron der Arbeiter und als jemand, der selbst in be-
scheidenen Verhältnissen lebte, ist er ein Symbol für die Treue und das Vertrauen, das Menschen in schwierigen Lebenslagen zeigen können.
Der "verborgene" Josef in St. Nikolai
In der Pfarrkirche St. Nikolai gibt es einen kleinen, unscheinbaren Schatz, den viele Kirchenbesucher, obwohl sie die Kirche regelmäßig betreten, kaum wahrnehmen. Hoch oben bei den Bögen sind sechs Bilder des heiligen Josef so unauffällig platziert, dass sie leicht übersehen werden. Diese Darstellungen sind keine auffälligen Monumente, die sofort ins Auge stechen, sondern eher stille Kunstwerke, die bei genauerem Hinsehen eine tiefere Bedeutung entfalten.

Die Bilder des Leben Josefs wurden vom Kärntner Künstler Johann Hauser (1914-1984) geschaffen. Hauser, bekannt für seine sensible Herangehensweise an sakrale Themen, schuf die sechs Darstellungen in den 1960er Jahren. Dabei kombinierte er moderne und traditionelle Elemente der Kunst und verlieh den Szenen des heiligen Josef eine zeitlose Bedeutung. Die Bilder zeigen Josef nicht nur als Nährvater Jesu, sondern auch als einen Mann des Glaubens, der Verantwortung über-
nimmt und sich dem göttlichen Plan hingibt.

Die sechs Bilder bieten eine behutsame Darstellung des heiligen Josef in verschiedenen Aspekten seines Lebens – als Beschützer der Heiligen Familie, als Handwerker, als Betender und als Hingebungsvoller, der sich ganz dem göttlichen Plan überlässt. Ein Bild zeigt die Flucht nach Ägypten, als Josef mit Maria und Jesus vor der Bedrohung durch Herodes flieht – ein Symbol für Schutz und Verantwortung.

Ein weiteres Bild zeigt den heiligen Josef in seinem letzten Moment – seinem Tod – als „guten Tod”, begleitet von Maria und Jesus. Diese Darstellung stellt das Vertrauen und die Hingabe des heiligen Josef bis zum Lebensende dar. Weitere Szenen zeigen Josef in Momenten des Gebets und der Besinnung, in denen er sich der göttlichen Führung überlässt.

Trotz ihrer etwas schwierigen Platzierung vermitteln die Bilder eine kraftvolle Botschaft. Wer sich die Zeit nimmt, sie zu betrachten, wird zur Besinnung und Reflexion eingeladen. Der heilige Josef zeigt uns, dass wahre Größe oft im Alltäglichen liegt und nicht im Spektakulären. In einer Welt, die von schnellen Lösungen und hektischem Tempo geprägt ist, fordern diese Bilder dazu auf, innezuhalten und über die eigenen Werte nachzudenken.
Josef als treuer Vater, Arbeiter und Mann des Glaubens ist ein Beispiel für Vertrauen, Verantwortung und Hingabe.
Gebet
Heiliger Josef, treuer und gerechter Mann, du, der du im Gehorsam zu Gottes Willen dein Leben geführt hast, hilf uns, deinen festen Glauben und deine stille Hingabe zu leben.
Du warst der treue Beschützer der Heiligen Familie. Bewahre uns vor den Stürmen des Lebens und leite uns mit deiner Weisheit auf den Wegen des Glaubens.
In deiner Jugend hast du Verantwortung übernommen und gearbeitet. Lehre uns, in unserer Arbeit Gott zu ehren und zu dienen, und erinnere uns daran, dass jeder Handgriff ein Akt des Glaubens sein kann.
Du hast die Herausforderung angenommen, Maria und das Kind Jesus zu schützen, auch wenn du den Plan Gottes nicht immer verstehen konntest. Hilf uns, in den dunklen Momenten des Lebens das Vertrauen in Gott nicht zu verlieren und ihm zu folgen, selbst wenn der Weg unklar ist.
In der Sorge um deine Familie hast du deine eigenen Wünsche zurückgestellt. Lehre uns, in Zeiten der Unsicherheit und Prüfungen geduldig zu sein, und schenke uns die Kraft, für die zu sorgen, die du uns anvertraut hast.
Du, der du in stiller Demut und Hingabe lebtest, gib uns die Gnade, unser Leben mit reinem Herzen zu führen und erinnere uns daran, dass wahre Größe oft in der Stille und im Gehorsam liegt.
Heiliger Josef, du Patron der Arbeiter, der Familien und des guten Todes, steh uns bei in allen Lebenslagen und begleite uns in unseren letzten Stunden. Schütze uns, wie du deine Familie beschützt hast, und führe uns sicher zum Frieden mit Gott.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

In St. Nikolai wird seit diesem Jahr stets vor dem Abschluss der Anbetung mittwochs die Fürbitte des Hl. Josef angerufen ("Suche Gott in der Stille" - Anbetung Montag bis Donnerstag von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr, Freitag von 15.00 bis 18.30 Uhr und Samstag um 8.00 Uhr mit Rosenkranz).