Pfarre

Villach-St. Nikolai

Der Name Jesu – Ein Zeichen der Hoffnung und Heilung

Foto: Robin Gentry
Foto: Robin Gentry

Der Name „Jesus” bedeutet „Der Herr rettet” oder „Der Herr ist Heil”. Im christlichen Glauben hat der Name Jesu ein zentrales Gewicht, da durch ihn Heil und Erlösung kommen. Dies feiern wir jährlich am 3. Jänner, dem Fest „Namen Jesu”. Doch wer hat den Namen Jesu im Laufe der Geschichte gefördert? Worin liegen die biblischen Grundlagen für das Fest? Und: Welche Bedeutung kann die Erneuerung des Namen Jesu für uns heute haben?

Biblische Grundlagen

Der Name Jesu steht für Heilung auf vielen Ebenen: körperlich, geistig und seelisch. Viele Gläubige beten im Namen Jesu für Heilung und erfahren durch den Glauben an seinen Namen transformative Erfahrungen. In der christlichen Tradition gibt es Praktiken, bei denen Priester oder Gläubige den Namen Jesu im Kontext von Krankensalbungen oder Gebeten für Heilung anrufen, was den Glauben an die heilsame Kraft Jesu verstärkt. Grundlage dafür sind biblische Stellen, von denen einige von ihnen erwähnt werden sollen.

Bei der Verkündigung sagt der Engel zu Maria: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben.” (Lk 1,31). Im Matthäus-Evangelium wird zu Beginn betont: „Sie (Maria) wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.” (1, 21). Jesus selbst sagt: „Denjenigen aber, die glauben, werden diese Zeichen folgen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, ... und die Kranken werden sie gesund machen.” (Mk 16, 17-18).

In der Apostelgeschichte heißt es: „Und in keinem anderen ist das Heil; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, durch den wir sollen selig werden.” (4, 12).

Diese Stellen belegen somit, dass der Name Jesu direkt mit Macht, Heilung und Befreiung verbunden ist. Die Apostel, besonders Petrus und Johannes, nutzen den Namen Jesu, um Kranke zu heilen, wie es z.B. in der Apostelgeschichte erwähnt wird: „Im Namen Jesu Christi von Nazareth, steh auf und geh!” (3, 6). An einer anderen Stelle spricht Petrus zu einem Gelähmten.

Diese Taten zeigen, dass es nicht nur um den Namen selbst geht, sondern um den Glauben an die Person und das Werk Jesus. „Im Namen Jesu Christi von Nazareth, stehe auf und gehe!” Hier wird der Name Jesu direkt mit der Heilung eines Mannes in Verbindung gebracht. Der Gelähmte wird geheilt und geht umher, was die Macht des Namen Jesu demonstriert.

Der Name Jesu ist an anderen Stellen mit der Vertreibung böser Geister verbunden: „Und er heilte viele, die von allerlei Krankheiten geplagt waren, und die bösen Geister trieb er aus und ließ sie nicht reden, denn sie wussten, dass er der Christus war.” (Mk 1, 34). Explizit wird die Autorität des Namen Jesu in Lukas 10, 17 erwähnt, die den Jüngern gegeben wurde, um über Dämonen Macht auszuüben: „Die Siebzig aber kehrten mit Freude zurück und sprachen: Herr, sogar die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen!”

Der Glaube an die Kraft des Namen Jesu und die Beziehung zu ihm sind somit unverzichtbar. Der christliche Glaube betont, dass dieser Name nicht nur ein Wort, sondern eine lebendige Realität ist, die Glauben, Hoffnung und Vertrauen in Gottes Macht bringt. Gleichzeitig verkörpert der Name die gesamte Erlösungsgeschichte und die Macht Gottes, die durch Christus verwirklicht wird. So hält die Kirche im Katechismus fest: „Der Name Jesu besagt, dass der Name Gottes in der Person seines Sohnes zugegen ist. Er wurde Mensch, um alle endgültig von den Sünden zu erlösen. Jesus ist der göttliche Name, der allein Heil bringt.” (KKK 432).

Verbreitung des Namen Jesu

Insbesondere die Apostel verbreiteten nach der Auferstehung den Namen Jesu und dessen Lehre im gesamten Römischen Reich. Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde der Name Jesu auch in neue Regionen der Welt getragen.

Bernhard von Siena

Ein besonderer Verehrer des Namen Jesu war der Franziskaner Bernhard von Siena (1380-1444). Durch seine Predigten und Schriften hat er den Namen Jesu popularisiert und in den Mittelpunkt der Spiritualität gerückt.

Durch seinen klaren und einfachen Predigtstil konnte er für die Menschen seiner Zeit komplexe theologische Konzepte verständlich machen. Oft sprach er in der Volkssprache und nutzte alltägliche Beispiele, um seine Zuhörer zu erreichen und zu inspirieren. Ein zentrales Element seiner Botschaft war der Namen „Jesus”, der direkt mit dem Heil und der Erlösung verbunden sei.

Der Volksprediger ermutigte die Menschen, den Namen Jesu in ihrem täglichen Leben zu verwenden und im Glauben zu verankern. So sagte er: „Die beste Inschrift des Namen Jesu ist im Herzen”. Aber der Mensch braucht auch äußere Zeichen, die ihn daran erinnern helfen. Daher erließ er an vielen Häusern, Stadtportalen, Kirchen und Kapellen das Monogramm IHS. Umrahmt ist es mit mehreren Sonnenstrahlen.

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

„IHS” leitet sich vom griechischen Namen Jesu ab, „ΙΗΣΟΥΣ” (Iesous). Die Abkürzung wird oft auch mit „Jesus Hominum Salvator” (Jesus, der Retter der Menschen) in Verbindung gebracht, was die heilbringende Rolle Jesu unterstreichen soll. Des Weiteren sollen diese Buchstaben die Gläubigen
ermutigen, über die tiefere Bedeutung des Namen Jesu nachzudenken und ihn in ihrem täglichen Leben zu verehren. Bis heute finden wir das Monogramm oft auf Messgewändern oder liturgischen Gefäßen sowie bei den Jesuiten.

Neben Bernhard von Siena gehört auch der Franziskaner Johannes Capestrano zu dem starken Förderer des Namen Jesu. Auf beide soll auch die „Litanei vom Heiligsten Namen Jesu” zurückgehen.

Ignatius von Loyola

1534 gründete Ignatius von Loyola (1491-1556) die Gesellschaft Jesu, die in ihrer Spiritualität und ihrer Mission das Monogramm „IHS” stark gefördert haben und in ihr Ordenswappen übernommen haben (IHS für „Jesus humilis societas” – „Jesu demütige Gesellschaft). Durch die Verwendung wollten die Jesuiten die zentrale Rolle Jesu in der christlichen Lehre unterstreichen, der durch sein Wirken der Welt das Heil brachte.

Foto: Yandry Fernandez
Foto: Yandry Fernandez

Mit der Benützung wollte die Gemeinschaft die Menschen zur Annahme des Glaubens und der Erlösung durch Jesus ermutigen. Gleichzeitig ist es ein Identitäts- und Zugehörigkeitszeichen zur Ordnung der Jesuiten, womit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass Jesus das Herzstück ihrer Spiritualität ist. So blieb das Zeichen bis heute ein zentrales Element ihrer Lehre und ihres Auftrags, sowohl in der Bildung als auch in der Seelsorge.

Auch Papst Franziskus hat 2013 das IHS-Zeichen in sein Wappen aufgenommen.

Name Jesu in der Ostkirche

Eine außerordentliche Bedeutung hat der Name Jesu in der Ostkirche, welcher untrennbar mit dem Konzept der Erlösung verbunden ist. Das Erkennen und Anrufen des Namen Jesu wird als Schlüssel zur Erlösung und zum Heil betrachtet.

Gleichzeitig soll mit dem Namen sowohl die göttliche als auch die menschliche Natur Jesu zum Ausdruck gebracht werden. In den Gottesdiensten wird der Name Jesu häufig erwähnt. Viele Gebete und Hymnen sind ihm gewidmet, der die Quelle des Lichtes, der Hoffnung und des Heils ist.

Eines der bekanntesten spirituellen Praktiken in der Ostkirche ist das „Jesusgebet” (auch „Herzensgebet” oder „Immerwährendes Gebet”, das lautet: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner, eines Sünders.” Mit diesem einfachen, aber tiefgründigen Gebet erbitten die Christen die helfende Gegenwart Jesu in den Anliegen der Zeit.

Außerdem wird der Name Jesu oft auf Ikonen mit den griechischen Buchstaben Jesus (ΙΗΣΟΥΣ) oder in Kombination mit dem Titel wie „Christus” (Χριστός) verwoben, um so seine heilige Bedeutung zu unterstreichen. Auf Ikonen mit der Jungfrau Maria und dem Kind Jesu wird der Name Jesu oft über dem Kopf des Kindes dargestellt, was auf seine Bedeutung als Erlöser hinweist.

Darstellung in der Kunst

Auf vielen Fresken, die Szenen aus dem Leben Jesu darstellen, wie seine Geburt, Taufe, Kreuzigung oder Auferstehung, zeigen häufig Begleittexte oder Heilige in Verbindung mit dem Namen Jesu.

Zahlreiche Skulpturen von Christus am Kreuz betonen in Inschriften seinen Namen, die auf die Bedeutung seiner Opfer für die Menschheit hinweisen. Vertraut ist uns die Inschrift INRI (Iesus Nazarenus, Rex Iudaeorum – Jesus von Nazareth, König der Juden).

In frühen christlichen Kunstwerken wird Jesus immer wieder als der Gute Hirte dargestellt, manchmal mit dem Namen „Jesus” oder dem Titel wie „Christus” integriert. In den handschriftlichen Bibeln und liturgischen Texten des Mittelalters finden sich reich verzierte Initialen, die wiederholt den Namen Jesu enthalten. Diese Kunstform kombinierte Buchstaben mit floralen oder symbolischen Designs.

Künstler wie Andy Warhol haben den Namen Jesu in ihren Arbeiten verwendet, um Fragen zu Glauben und Konsumkultur zu thematisieren. Diese Werke provozieren oft Gedanken über die Natur des Glaubens in der modernen Welt. Manche Künstler nutzen den Namen Jesu in Theateraufführungen oder Performance-Kunst, um spirituelle Existenzen und Fragen nach dem Glauben zu untersuchen.

In vielen Kathedralen und Kirchen finden sich unterschiedliche Buntglasfenster, die Szenen aus dem Leben Jesu darstellen und immer wieder den Namen Jesu enthalten. Diese Fenster können auch Zitate aus der Bibel oder Hymnen enthalten, die den Namen Jesu ansprechen.

Gedenktag / Fest

Wie bereits betont, war dem Franziskanerorden die Verehrung des besonderen Namens bereits im Mittelalter ein großes Anliegen. Papst Clemens VII. gestattete dem Orden im Jahr 1530, dem Namen Jesu zu Ehren einen eigenen Gedenktag zu begehen. Dieser fiel auf den 14. Jänner.

Auf Betreiben des römisch-deutschen Kaisers Karls VI. (1685-1740) wurde das Namen-Jesu Fest 1721 für die Gesamtkirche eingeführt.

Bis zur Liturgiereform durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) feierte die Kirche das Fest am Sonntag nach Neujahr bzw. am 2. Jänner, wenn kein Sonntag zwischen dem 1. und 5. Jänner fiel.

Ab 1970 entfiel der Gedenktag als eigener Festtag. Erst unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) kehrte es 2002 als nichtgebotener Gedenktag am 3. Jänner unter der liturgischen Bezeichnung „Heiligster Namen Jesu” in den Römischen Generalkalender zurück.

Foto: Br. Martin Barmettler OFM
Foto: Br. Martin Barmettler OFM