Eine Stadt trauert, und unsere Stadtpfarrkirche trägt in der Trauer mit…
Eine Stadt trauert, und unsere Stadtpfarrkirche trägt in der Trauer mit…
Eine große Menschenmenge (laut Polizeibericht an die 5000 Menschen) waren vor der Draubrücke hin zur Nikolaikirche versammelt, um mit der politischen Spitze des Staates (Bundeskanzler Schallenberg, Nationalratspräsident Rosenkranz), des Landes (Landeshauptmann Kaiser und alle Landesräte) und der Stadt (mit Bürgermeister Albel, allen Stadträten und vielen Gemeinderäten) und Diözesanbischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer einen Trauerzug anzuführen. Die Glocken der christlichen Kirchen läuteten den Trauermarsch ein. Für die "Draustadt" bezeichnend sollte die Draubrücke zum Hauptplatz überschritten werden, hin zum grauenhaften Tatort, wo Kränze niedergelegt wurden. Dann sollte der Trauerzug Richtung Stadtpfarrkirche mit der großen Friedensglocke in Stille erfolgen.
Der Trauergottesdienst, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst, war ganz im Zeichen der Zurücknahme und der Anteilnahme an den Familien und Freunden der Opfer ausgerichtet. Deshalb wurde auf Chor und großes Instrumentenensemble verzichtet, es sollte eben ein Gedenken sein, das von den kirchlichen Spitzen (Diözesanbischof J. Marketz und Superintendent M. Sauer) als Vorsteher geleitet war.
Unser Stadthauptpfarrer sprach die Begrüßungsworte (Text weiter unten zu lesen) und leitete so die Feier ein. Auf die liturgische Eröffnung durch Bischof Josef folgte ein Psalmwort (Psalm 121) durch SI Sauer und das Tagesgebet. Zwischen den geistlichen Worten wurde der Klang des Cellos zu einer Art Trauergesang, wunderbar gespielt von einem jungen Villacher Talent namens Maximilian Kolloros. Seine Interpretation der „Prélude“ aus der Cello-Suite von J. S. Bach (BWV 1007) am Ende der geistlichen Worte lies die vielen Trauernden innerlich aufatmen und Hoffnung schöpfen.
Superintendent M. Sauer sah die ganze Stadt im Trauerflor und Bischof J. Marketz las zuerst Grußworte des Nuntius vor, im Anschluss wollte er im Heiligen Jahr, das den Titel „Pilger der Hoffnung“ trägt, allen hier in Villach Hoffnung zusprechen.
Wir entzünden ein Licht....
Im Anschluss wurden Fürbitten durch die Pfarrgemeinderatsobfrau Beatrice Haidl vorgetragen und bei jeder Fürbitte ein Licht entzündet. Beim anschließenden „Vater unser“ wurde dieses Hoffnungslicht weitergegeben, sodass die Stadtpfarrkirche mit kleinen Lichtern erhellt wurde.
Kein Verstummen vor solch einem Gräuel
Die politischen Reden von Bürgermeister G. Albel und Bundeskanzler A. Schallenberg wollten einerseits das Verstummen vor solch einem Gräuel betonen, zugleich die Solidarität und den Zusammenhalt in Villach und mit der Stadt in ganz Österreich bekräftigen. Wir lassen uns vor diesen Gräueltaten nicht entsolidarisieren, sondern stehen zueinander und halten zusammen. Das gemeinsam gesungene Lied („Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen“) sollte genau diesen Gedanken unterstreichen und darum bitten, dass wir mit dem Segen Gottes das Lachen und Weinen in seiner Gegenwart wissen. Den Abschluss bildete der Segen durch die Vorsteher und mit einer Fuge von J. S. Bach in f klang der Gedenkgottesdienst aus.
Sowohl Betroffenheit wie eine tiefe Solidarität war an diesem Abend zu spüren, besonders für die Familien, die es betrifft, und unsere Stadtpfarrkirche war auch an diesem Abend der zentrale Ort, der Trauer und Angst, Freude und Hoffnung der Menschen wie unter einem großen Dach birgt und uns Menschen zu Pilgern der Hoffnung werden lässt.
Zur Nachlese:
Einleitende Worte von Stadthauptpfarrer Dr. Pirker.....
„cor dare“, das Herz hergeben
Liebe Gäste, geschätzte Damen und Herren, liebe Mitfeiernde, die sie über den Österreichischen Rundfunk mit uns verbunden sind, liebe Villacherinnen und Villacher, besonders Sie, die Sie durch dieses tragische Ereignis verletzt und verwundet wurden.
Villach als Stadt an der Grenze zu drei Sprach- und Kulturräumen lebt seit altersher ein „senza confini“, eine grenzenüberwindende Offenheit, die Menschen, die nach Villach kommen, spüren lässt, hier sind wir Menschen offen für Begegnung.
In unserer Stadt leben Menschen unterschiedlichster Sprachen und ethnischer Zugehörigkeit. Unsere Stadtpfarrkirche steht als Grandezza am Oberen Hauptplatz und lädt Ruhelose und Gottessuchende ein, hier einzukehren. Ihre Aura lässt Traurige wieder Zuversicht finden und das verlorene Zutrauen neu entdecken, deshalb sind wir hier zusammen. Oftmals finden hier festliche Gottesdienste statt, nicht nur zu Ostern und Weihnachten, auch am Tag des Stadtpatrons, des hl. Jakobus, am 25. Juli und in der darauffolgenden Kirchtagswoche geht es hoch her. Heute nehmen wir uns zurück, wir halten ein schlichtes und stilles Gedenken, es singt nicht unser Stadtpfarrchor mit seinen 50 Sängerinnen und Sängern, sondern wir werden still beim Klang der Worte und eines Cellos, das Maximilian Kolloros uns einfühlsam zu Hörenden machen wird und wir bitten darum, dass unser verwundetes Herz sich nicht verkrampft, verschlossen bleibt und zurückzieht. Wir bitten darum, dass sich unser Herz durch das Still- und Ruhigwerden wieder uns selbst, dem Nächsten und im Letzten dem Geheimnis des Lebens, Gott anbietet. Der hl. Augustinus erklärt Glauben „credere“ mit „cor dare“, das Herz hergeben, das Herz weiten. Auf dass diese Feier dazu beitragen möge. Wir beginnen im Zeichen unserer unseres freiheitsliebenden Glaubens und unserer lichtreichen Erlösung.