Pfarre

Villach-Heiligenkreuz

Biblische Frauen im Einsatz für Gottes gelobtes Land

Bilderausstellung von Dr. Barbara Velik-Frank in Villach-Heiligenkreuz

Am Sonntag, 4. Juli nach dem Gottesdienst um 08.45 Uhr wurde aus dem Anlass der "Jahre der Bibel 2019-2021" die Ausstellung zu den Frauen in der Bibel von Dr. Barbara Velik-Frank unter dem Titel "Kanonenkugeln Gottes" eröffnet.

Kanonenkugeln Gottes
Kanonenkugeln Gottes? Was soll das heißen, fragte sich ein Besucher? Klingt das nicht ein bißchen nach Gewalt? Und noch dazu in der Kirche ausgestellt! Diesen Fragen musste sich die Künstlerin stellen. Dr. Barbara Velik-Frank, die die Bilder geschaffen, die biblischen Texte ausgewählt und die erklärenden, meditativen Texte geschrieben hat, erklärt es folgendermaßem: Der Untertitel "Biblische Frauen im Einsatz für Gerechtigkeit" verrät bereits um was es in der Ausstellung eigentlich geht. Es lassen sich viele Geschichten finden, in denen Frauen in ihrer Klugheit zur Waffe Gottes werden und statt Vernichtung, Segen und statt Tod, neues Leben in die Welt bringen. Gott schießt durch die Frauen 'ein kleines Stück Gerechtigkeit' in die Welt und schlägt die Kämpfer quasi mit seinen eigenen Waffen.

In drei Zyklen werden die Frauen und die biblischen Themen vor- und dargestellt.

Gerechtigkeit Gottes
Im ersten Zyklus wird die Gerechtigkeit Gottes thematisiert. Dabei helfen die biblischen Texte zu Schöpfung und Sündenfall (Gen 1, 26-28.31; Gen 3, 7.17-22), zu Mose und den Zehn Geboten (Dtn 5,2-4; 6, 1-6) und den Töchtern Zelofhads (Num 27,1-8, 36,6-12) um zu verstehen, wie die Gerechtigkeit Gottes aussieht.

Leben und Überleben
Der zweite Zyklus steht unter dem Titel Leben und Überleben. Am Beispiel der Frauen, wie Batseba (2 Sam 11,2-5; 12, 24), Maria und Elisabeth (Lk1,39-55) und Martha und Maria (Lk 10, 38-42) wird das segensreiche Handeln Gottes an den Menschen und ihrer Geschichte illustriert.

Weisheit
Der dritte Zyklus ist der Weisheit gewidmet. Die Weisheit in der Bibel ist weiblich und wird personal dargestellt und wird Frau Weisheit genannt. Sie ist eine Art Weltordnungsexpertin, ein Beziehungspunkt. Sie kommt von Gott und wird ihm zur Seite gestellt. Sie ist einerseits "Hauch, der in die Seele des Menschen eindringt". Sie ist die Mittlerin zwischen Gott und den Menschen. Andererseits wird sie ganz konkret als Ratgeberin, nährende Mutter, Erbauerin des Hauses, begehrenswerte Braut, kurzum das Ideal umsichtiger Lebensführung dargestellt. Diese Thematik stellt Frau Barbara Velik-Frank unter den drei Titeln dar: Frau Weisheit (Weish 7,7-13.15.24-25a.26-27), Kanonenkugeln Gottes (Weish 7,7-13.15.24-25a.26-27) und Exodus (Ex 14,5-7.10.15.19-25a.27-30).

Die Ausstellung kann bis 12. September in unserer Pfarrkirche Villach-Heiligenkreuz besichtigt werden.

Dr. Barbara Velik-Frank
Dr. Barbara Velik-Frank ist 1968 in Wien geboren. Nach dem abgeschlossenen Studium der katholischen Theologie an der Universität Wien arbeitete sie an Sozialprojekten in Brasilien und in der „Jugend Eine Welt“. Als Religionsprofessorin hat sie in der Villacher KTS unterrichtet. In Villach ist sie seit 2017 in verschiedenen Funktionen in pastoralen Bereichen tätig.

Als Referentin für Pfarrpostarale MitarbeiterInnen leitet sie den Lehrgang zum/r Diözesanen PastoralassitentIn. Seit diesem Jahr ist sie Geistliche Assistentin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. 2012 schrieb sie ihre Doktorarbeit in der Pastoraltheologie. Seit ihrer frühen Jugend ist das Malen und Schreiben ihre Leidenschaft. Als Studentin zeichnete sie Karikaturen für verschiedene Zeitungen. Unter dem Pseudonym Franziska Papst schrieb sie den Roman zum Thema Frau in der Kirche unter dem Titel: „Als die Wahrheit männlich und katholisch war“.

Barbara Velik-Frank ist verheiratet und Mutter zweier Töchter.

Drei Fragen zur Ausstellung an Dr. Barbara Velik Frank

Die Ausstellung thematisiert Frauen in der Bibel, die kreativ aus ihrer von der patriarchal geprägten Gesellschaft des Alten und Neuen Testamentes aufgezwungenen Opferrolle schlüpfen. Die Bilder und Texte erzählen Geschichten von Frauen, die zu Handelnden werden. Die Ausstellung lädt ein, sich den biblischen Texten aus einer besonderen Perspektive anzunähern. Dazu drei Fragen an die Künstlerin:

Warum hast Du dieses Thema gewählt?
Ich möchte mit dieser Ausstellung bewusst biblische Frauen und deren Kontext in den Mittelpunkt rücken und dabei nichts beschönigen. Als Frau in der Kirche beschäftige ich mich schon lange mit dem Thema. Wir sehnen uns immer nach einer heilen Welt und haben manchmal den Anspruch, dass auch die Kirche perfekt sein sollte. Aber das ist sie nicht, weil Menschen mit ihren Schwächen und Fehlern die Kirche gestalten. Da muss man realistisch sein. Deswegen mag ich auch die biblischen Geschichten. Sie beschönigen nichts. Alles darf sein. Auch das Böse. Aber das Spannende an den biblischen Erzählungen ist ja, dass sie aufzeigen, wie sehr Gott – trotz allem – mit uns unterwegs ist.

Wie kommst Du auf die Bezeichnung „Kanonenkugeln“?
Im Unterschied zum Begriff „Waffen“ oder „Kanonen“ sind die Kanonenkugeln der Teil mit dem geschossen wird. Sie sind die Teile, die verwendet werden. Sie werden von anderen abgefeuert. Eine Kanonenkugel kann sich nicht wehren. Ein ähnliches Bild ist der Spielball. So geht es auch den Frauen. Hier müssen wir realistisch sein. Frauen waren zur damaligen Zeit der Besitz ihrer Männer. Wie Geld oder Waren wurden sie eingesetzt oder verkauft. Es wurde über sie verhandelt. Die Frauen sitzen also in ihrer Situation fest. Sie werden wie Kanonenkugeln verschossen. Und dann gibt es da diese Geschichten, in denen sie über ihre passive Rolle hinauswachsen und auf einmal zu Handelnden werden. Sie werden zur Waffe Gottes und bringen statt Vernichtung Gutes und statt Tod neues Leben in die Welt. Gott schießt durch die Frauen Verwandlung und ein kleines Stück Gerechtigkeit in die Welt. Er schlägt die Kämpfer sozusagen mit seinen eigenen Waffen.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, Bilder zu malen?
Ich bin ein sehr inhaltsbezogener Mensch. Mir ging es immer schon um die Geschichten dahinter. Ich lese auch total gerne Biographien. Wenn man in Menschen eintaucht, dann merkt man erst wie vielfältig jeder oder jeder Einzelne von uns ist. Die Bilder sind eigentlich eine Form der Illustration. Ich wollte nicht nur bei den Texten bleiben, weil da ist man immer an das Wort gebunden. Meine Bilder haben mehrere Schichten. Hinter jedem Bild liegt oft ein weiteres Bild oder eine Botschaft, die nicht sichtbar ist. Aber sie wirkt trotzdem. Das macht mit dem Bild etwas. Das ist diese Vielschichtigkeit, die wir auch beim Menschen nie ganz durchschauen.