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Dekanat Villach-Stadt

Zum Peter und Paul Hochfest: Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy

Eine musikalische Klangwolke in der Stadtpfarrkirche St. Jakob

"Sehet, welch' eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir sollen Gottes Kinder, Gottes Kinder heißen"

Ein musikalisches Wunderkind, wie es Felix Mendelssohn Bartholdy war, hat sein erstes großes symphonisches Werk geschrieben, das 1836 in Düsseldorf unter seinem Dirigat uraufgeführt wurde und zu seinen Lieblingswerken zählte. "Das Oratorium Paulus", das für ihn und seine Herkunft steht. Einer alten gebildeten jüdischen Familie entsprossen (sein Großvater war der renomierte Rabbiner Mendelssohn, der für den gebildetsten jüdischen Vertreter seiner Zeit galt), wurde die Familie christlich-protestantisch und hat sich als Bankiersfamilie nach oben gearbeitet. Felix wollte also Paulus, der selbst gebildeter Jude aus Tarsus war, und zugleich dem großen griechischen Gelehrtenkreis vertraut war, ein musikalisches Denkmal setzen.

In der Tradition der christlichen Musik denkend, hat er J. S. Bach größten Respekt gezollt und durch seine Wiedereinführung der Matthäus-Passion zu einer Renaissance dieses Giganten der Musikgeschichte verholfen. Entsprechend intoniert am Beginn der Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme", allein durch das Orchester instrumentalisiert, und möchte uns wachrufen. Es gilt, eine Stimme zu hören und ihr zu folgen. Es ist der Ruf Christi, der die eigene Lebensbiographie beschreibt, wie bei Paulus selbst. Er, der machtvolle, junge Verfolger der "neuen christlichen Sekte", der noch Stephanus mit Steinen zum Tod verurteilt, wird selbst zum Geblendeten und zum Lehrer der neuen Religion.

Aus Schaol wird Paulus

Aus dem Schaol (Saulus) wird Paulus, der nunmehr Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen verkündigt. Dies wird in diesem zweistündigen Oratiorium deutlich. Nicht minder durch die Neuakzentuierungen, die Mendelsohn setzt. Er lässt im Unterschied zu Bach keine Glaubenssätze frei formulieren, sondern nur das Wort Gottes, also die Heilige Schrift, wird als Grundlage für die Musik verwendet. In zwei großen Blöcken wird die Lebensgeschichte des Paulus in Musik gesetzt. Vom Verfolger zum Verfolgten um Christi Willen, aus Überzeugung aus überkommener Tradition wird der Neuübersetzer in die griechische Welt und damit das Christentum weltumspannend zu einem Gespräch, das bis heute anhält.

Dieses große symphonische Werk bedurftre einer langen Vorbereitung. Der Chor, eine Gemeinschaft aus A-Capella-Chor Villach und dem Ensemble kanti Graz mit einigen Gastsängerinnen und -sängern war hervorragend intoniert und eingeprobt. Gerade im zweiten Teil, wo die hohen Töne zu erreichen sind, war eine Klangwolke hörbar, wie sie unsere Stadtpfarrkirche liebt. Die Solisten (Birgit Stöckler - Sopran, Beatrix Robein - Mezzosopran, Davin Jagodic -Tenor, Daeho Kim - Bass) hatten ihr eigenes Profil und ihre je eigene stimmliche Präsenz. Besonders erfreulich war das Orchester "Drauphilharmonie", das mit großem Einsatz und innerer Stärke dem Chor die entsprechende Begleitung und Parole anbot.

Im Gesamten hat sich die Stadtpfarrkirche Villach St. Jakob einmal mehr als jener Ort dargeboten, an dem Hochkultur und Glaubenskraft zu einer Symbiose zusammenkommen, wo man im Schlusschor zu hören bekam: "Lobe den Herren, meine Seele, und was, in mir ist, seinen heiligen Namen."

Am Ende: Standing ovations.