Wessen Land ist das eigentlich?
Anneliese Rohrer zu Gast in Villach
Der Besuch von Anneliese Rohrer, Grande Dame des österreichischen Journalismus, füllte den Paracelsus-Saal in Villacher Rathaus vergangenen Freitag fast bis auf den letzten Sitzplatz. Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und langjährige Innenpolitik-Ressortleiterin bei der Tageszeitung „Die Presse“ und Kolumnistin beim „Kurier“ war in die Draustadt gekommen, um zur aktuellen politschen Lage zu referieren und mit den Menschen darüber ins Gespräch zu kommen.
In dem Moment, als sie nach einer kurzen Einführung von Moderator Johannes Leitner am Pult das Wort ergriff, wirkte die bei ihrer Ankunft etwas müde scheinende Publikumsmagnetin wie energetisiert und nahm sich jedenfalls kein Blatt vor den Mund. Mit klaren Statements gab sie sich fassungslos über die Wahlergebnisse in Kärnten und darüber, dass dieses Bundesland so wenig aus seiner Vergangenheit gelernt habe. Sie konstatierte den Österreicher*innen eine politische Apathie, welche erfahrungsgemäß die Gefahr in sich berge, autoritäre Systeme zu begünstigen. Es sei höchst an der Zeit, so Rohrer, der Zuschauerdemokratie ein Ende zu bereiten.
„Unser Land, wie es ist und wie es aussieht, liegt ganz allein in der Verantwortung von jedem und jeder einzelnen von uns“, betonte die renommierte Journalistin und lud dazu ein, sich zünftig ganz genau zu überlegen, wer genug Authentizität für eine Wählerstimme habe. Veränderung sei ihrer Erfahrung nach immer nur von unten nach oben möglich. Rohrers Appell an das Publikum, insbesondere auch an die jungen Menschen: Seid aufmüpfig und kommt endlich vom Jammern ins Tun!
Unter den Gästen waren an diesem Abend neben zahlreichen regionalen Vertreter*innen aus Kirche und Politik auch der Diplomat Valentin Insko und die ehemalige Chefredakteurin der Kleinen Zeitung, Antonia Gössinger.
Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Reihe „stadtgespräch“, bei dem die Katholische Stadtkirche Villach in Kooperation mit der Stadt Villach, dem Katholischen Bildungswerk und dem Katholischen Akadamikerverband zweimal jährlich gesellschaftliche, politische und religiöse Themen auf die Bühne holt. Das nächste „stadtgespräch“ ist für Oktober geplant.
Fotos: Klaus Masaniger, Martin Sattlegger/Text: hwd