Hoffnung in die Welt tragen
An der Schwelle zum Heiligen Jahr: Gedanken über Freiheit, Liebe und Hoffnung von Dechant Herbert Burgstaller
Ja, wir dürfen hoffen! Nicht, weil wir unverbesserliche Optimisten sind, nein, wir hoffen, weil Christus unser Wegbegleiter ist. Die von Kriegen, Hunger- und Wirtschaftskrisen, von Elementargewalten und Unwetterkatastrophen gebeutelte Welt ist ein Unort geworden, lebensfeindlich und unwirtlich, lebenszerstörend und gnadenlos.
Gott setzt trotzdem auf diese Welt, auf seine Schöpfung. Er kehrt ihr nicht den Rücken und meidet sie, nein, vielmehr ist er der Welt zugewandt, leidet mit seinen Geschöpfen und der Schöpfung. Mehr noch, er besucht diesen widerwärtigen Lebenskampfschauplatz und begegnet uns von Angesicht zu Angesicht. Er setzt auf seine Schöpfung und er baut auf den Menschen. Dieser ist sein Bild und Gleichnis.
Freiheit ist ihm gegeben für Gutes und Böses. Ja, der Mensch ist für sein Tun verantwortlich, er trägt die Konsequenzen für sein Handeln. Die gute Tat besteht in der von Freiheit geleiteten redlichen Absicht. Vielfach lasten Zwänge auf uns, so dass die Freiheit erheblich eingeschränkt ist.
Was die Umsetzung von Eigeninteressen anlangt, führen unredliche Mittel schneller zum Ziel. Egoismen sind wenig gemeinschaftsfördernd. Der Einsatz von Autorität und Gebrauch von Macht ist notwendig, deren Missbrauch ist möglich, verlockend und verbreitet. Gott weiß, was im Menschen steckt. Der Mensch hat die Macht, sich selbst und den Planeten zu zerstören.
Gott setzt auf das fragile und unberechenbare Wesen namens Mensch. Ja, er setzt auf ihn. In Jesus Christus ist Gottes Bekenntnis zum Menschen und zu seiner Schöpfung Fleisch und Blut geworden. Gott will uns in dieser vom Bösen durchsetzten Welt nahe sein. Er setzt auf die Macht des Guten. Er setzt auf Gerechtigkeit und Frieden. Und er setzt auf jenes Grundmotiv, das den seelenlosen, entfremdeten und einsamen Menschen vermenschlicht, die Liebe.
Im Blick auf Christus dürfen wir begründet hoffen. Dazu lädt uns auch Papst Franziskus ein. Er hat ein Heiliges Jahr ausgerufen und wird am 24. Dezember die Heilige Pforte zu St. Peter öffnen. Zwei Tage später wird es ein Gefängnistor sein. Er lädt uns ein, mit Christus unterwegs zu sein, mit ihm befreit in die Welt zu gehen und damit Hoffnungsträger*in zu sein.
Dechant Herbert Burgstaller