Palmsonntag
Mit der traditionellen Palmweihe beim Kriegerdenkmal erfolgte in unserer
Pfarrgemeinde der Beginn der Karwoche. Durchgeführt von Pfarrer Pichorner
fand sich eine große Anzahl der Pfarrschäfchen – Jung und Alt, Kinder und
Erwachsene - mit ihren Palmbuschen, Palmgestecken oder Buchsbaumbüschel
zur Weihe derselben ein. Das Wetter spielte auch mit. Die Weihe und anschließende
Prozession zur Pfarrkirche fand bei herrlichem Frühlingssonnenschein statt, obwohl das
Landschaftsbild eher an den Winter als den Frühling erinnerte.
Was ist nun das Besondere am Palmsonntag?
Am Palmsonntag wird des Einzuges Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Die
Prozession stellt diesen Einzug von Jesus mit seinen Jüngern dar und statt dem
jubelnden Volk, welches damals Palmzweige auf den Weg streute, folgen heute
wir, betend und unsere Palmbuschen als Sinnbild der damals auf den Weg
gestreuten Palmzweigen tragend, dem Priester und dem vorangetragenen
Kreuz, als Sinnbild des in Jerusalem Einziehenden, zur Kirche. Und der Einzug in
die Kirche steht sinnbildlich für den damaligen Einzug in eine viel größere Kirche,
nämlich Jerusalem.
Der Ursprung dieser christlichen Palmsonntagsfeier geht wohl auf die Liturgie
von Jerusalem, dem Gottesdienst der christlichen Urgemeinde in Jerusalem
zurück, wo man die einzelnen Ereignisse des Leidensweges Jesu in eigenen
Festen und Riten nachbildete. Und in der lateinischen Kirche war die liturgische
Feier von Palmweihe und Palmprozession am Palmsonntag dann seit der zweiten
Hälfte des 9. Jahrhunderts allgemein üblich.
Palmweihe gehörte aber schon viel früher zu den heidnischen Bräuchen. Die
geweihten Zweige sollten nicht nur das Haus vor Blitz und Feuergefahr schützen,
sondern sie wurden auch mit der Schale der Ostereier und der Kohle der
Osterfeuer in die Erde der Felder gesteckt oder vergraben, um diese fruchtbar
zu machen.
Palmzweige wurden deshalb verwendet, da diese vielerorts als heilige Bäume
verehrt wurden. Da in unseren Breiten aber Palmen nicht vorkamen, hat man
heimische Gewächse verwendet und diese zu Palmbuschen gebunden.
Das Binden der Palmbuschen ist ein alter Brauch, der wahrscheinlich seit dem 8.
Jahrhundert in der christlichen Welt gepflegt wird. Er soll an den Einzug Jesu in
Jerusalem erinnern und dient in der traditionellen Brauchtumswelt als
Schutzsymbol für Haus und Hof, sowie zur Abwehr von Krankheit und Unwetter
für das ganze Jahr. Gebunden wird ein solcher Palmbuschen mit Palmkätzchen,
Buchsbaum, Wacholder, Stechpalme, Eibe, Zeder und Sadebaum.
Solche traditionell gebundenen Palmbuschen sieht man leider immer weniger. Die
verwendeten Gewächse können auch ein wenig variieren, so kann auch Thuje
und Haselnuss verwendet weden.
Wie viele Bräuche, die das Christentum übernommen hat, hat auch der
Palmbuschen einen heidnischen Ursprung und war in vorchristlicher Zeit ein
herrlich geschmückter Strauß, als Symbol für den beginnenden Frühling und das
Wiedererwachen der Vegetation. Noch heute werden daher die Palmbuschen
mit bunten Bändern geschmückt und mit Äpfeln, Orangen, Brezen und Eier
behangen.
Und noch heute laufen die Kinder zum Schutz von Haus und Hof vor Feuer und
Hagel mit dem geweihten Palmbuschen dreimal ums Haus, wird dieser oder ein
Teil davon im Herrgottswinkel zum Schutz vor Krankheit aufbewahrt und wird
noch manchmal zwecks Fruchtbarkeit in einer Ecke des Ackers gesteckt. Und
früher, vielleicht auch noch heute wird er auf die Türschwelle gelegt, wenn ein
Verstorbener aus dem Haus getragen wird.
Nach dem Einzug der feierlichen Prozession in die Kirche erfolgte der
Palmsonntagsgottesdienst, dem ebenfalls eine große Anzahl der
Pfarrangehörigen beiwohnte. Das Besondere an diesem Gottesdienst ist, dass
erstmals in der Karwoche die Passion Christi, das Leiden und Sterben des Herren
verkündet wird.
Diese Passion wird von mehreren Lektoren vorgetragen, wobei die Worte Jesu der Priester
spricht, eine weitere Person die Worte des Evangelisten und eine dritte die
Worte aller sonstigen Personen.
Die liturgische Farbe des Priesters ist seit dem 2.Vatikanischen Konzil rot, als Farbe des Blutes und des Leidens, während davor der Priester sein Messgewand zur Lesung der Passion auf Violett, als Zeichen der Buße wechselte.
Als weitere Höhepunkte der Karwoche nach dem Palmsonntag, sind am Gründonnerstag die Abendmahlfeier, am Karfreitag das Gedenken an den Tod Jesu am Kreuz und schließlich am Karsamstag der Höhepunkt, die Feier der Auferstehung, mit der Jesus den Tod überwunden hat.
(Text: Dr. Gerhard Grubelnik)