Pfarre / Fara

Mieger/Medgorje

Vortrag “Mein grüner Daumen”

Wie ich mit Papst Franziskus die Welt retten kann

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Titelbild

Am 24. Oktober durften wir Hrn. Mag. Maximilian Fritz im Pfarrgemeindehaus Mieger zum Vortrag „Mein grüner Daumen“ begrüßen. Dabei ging es nicht, wie der Titel vermuten lässt, um Gartengestaltung, sondern um die Enzyklika LAUDATO SI von Papst Franziskus.

Ein Thema das derzeit fast in aller Munde ist, der Zustand der Erde und der Umgang mit den Ressourcen dieser Welt, wurde in dieser Enzyklika thematisiert. Der sehr engagiert vorgetragene und gut gestaltete Vortrag ging insbesonders auf das 6. Kapitel der Enzyklika ein.

Die Enzyklika LAUDATO SI wurde von Papst Franziskus im Vorfeld der Klimakonferenz 2015 in Paris auf Basis des Klimaberichts aus 2013 verfasst. Anders als üblich wendet sich Papst Franziskus nicht nur an die Katholiken, sondern an die gesamte Menschheit. Das kommt auch darin zum Ausdruck, das Patriarch Bartholomäus zu Wort kommt und vereint mit Papst Franziskus darauf hinweist, dass wir alle „unsere kleineren und größeren Beitrag zur Verunstaltung und Zerstörung der Schöpfung“ anerkennen sollen. Sie machen auf die ethnischen und spirituellen Wurzeln der Umweltprobleme aufmerksam, die aus auffordern, die Lösung der Probleme auch in der Veränderung des Menschen zu suchen, sonst würden wir nur die Symptome bekämpfen. Wir müssen vom Konsum zum Opfer, von der Habgier zur Freigiebigkeit und von der Verschwendung zur Fähigkeit des Teilens übergehen.

Vorbild und Leitbild waren der Hl. Franziskus von Assisi, der kurz vor dem Tod das Gebet des Sonnengesangs, das Lied von der Schöpfung, geschrieben hat. Darin erkennt Franziskus von Assisi Spuren von Gott in der Schöpfung:

Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne,
welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:
Von dir, Höchster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
klar und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn
und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut

Wie geht es nun unserer Schwester Erde?

Der Klimabericht 2013, an dem 200 Leitautoren/Autorinnen aus 39 Ländern, 600 Co-Autoren/Autorinnen 60.000 Experten/Expertinnen -Kommentare von 1100 Experten/Expertinnen aus 55 Ländern und 15.000 Fachartikel im Auftrag der UNO auswerteten, verarbeiteten und bewerteten kommt zu folgendem Ergebnis:

Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig, und viele der seit den 1950er Jahren beobachteten Veränderungen waren vorher über Jahrzehnte bis Jahrtausende nie aufgetreten. Die Atmosphäre und der Ozean haben sich erwärmt, die Schnee- und Eismengen sind zurückgegangen, der Meeresspiegel ist angestiegen und die Konzentrationen der Treibhausgase haben zugenommen.

Die Erde heizt sich infolge einer CO2-Glocke auf.

Folgen davon:

  • Stürme, Starkregen und Trockenheiten, Unwetterkatastrophen treten vermehrt auf.
  • Extremwerte nehmen zu.
  • Flora und Fauna ändern sich, massives Artensterben im Meer und am Land
  • Klimaflüchtlinge, Völkerwanderungen
  • Es kommen riesige Probleme auf uns zu.
  • Wenn wir so weiter machen, bricht die Welt in 40 Jahren zusammen.

Die Frage nach der Schöpfungsverantwortung des Menschen tritt massiv in den Vordergrund.

Wir kippen Plastik ins Meer, überall kann man es nachweisen, sogar im Stuhl von Menschen hat die Wissenschaft Mikroplastik nachgewiesen. Wir verbrauchen immer mehr Ressourcen, meist auf Kosten anderer Länder und Kontinente. Der Tag, an dem die Ressourcen, die uns die Erde jährlich zur Verfügung stellt, verbraucht wurden, der sog. Earth Overshoot Day oder Welterschöpfungstag, rückt immer weiter nach vor. War es 1987 noch der 19. Dezember, ist es 2018 schon der 1. August gewesen.

Unter diesem Blickwinkel hat Papst Franziskus seine Enzyklika erstellt. Er behandelt die Themen nach den Schema Ist-Analyse, Ursachen-Analyse und „Was ist zu tun“.

Die Enzyklika bekommt durchwegs positive Reaktionen.

Sie beinhält 6 Kapitel:

Erstes Kapitel – Was unserem Haus widerfährt

  • Umweltverschmutzung und Klimawandel (Verschmutzung, Abfall und Wegwerfkultur, das Klima als gemeinsames Gut)
  • Die Wasserfrage
  • Der Verlust der biologischen Vielfalt
  • Verschlechterung der Lebensqualität und sozialer Niedergang
  • Weltweite soziale Ungerechtigkeit
  • Die Schwäche der Reaktionen
  • Die Unterschiedlichkeit der Meinungen

Zweites Kapitel – Das Evangelium von der Schöpfung

  • Das Licht, das der Glaube bietet
  • Die Weisheit der biblischen Erzählungen
  • Das Geheimnis des Universums
  • Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der Harmonie der gesamten Schöpfung (Hier kann man den Sonnengesang von Franziskus von Assisi lesen)
  • Eine universale Gemeinschaft
  • Die gemeinsame Bestimmung der Güter
  • Der Blick Jesu

Drittes Kapitel – Die menschliche Wurzel der ökologischen Krise

  • Die Technologie: Kraetivität und Macht
  • Die Globalisierung des technokratischen Paradigmas
  • Krise und Auswirkungen des modernen Anthropozentrismus (Der praktische Relativismus; Die Notwendigkeit, die Arbeit zu schützen; Die von der Forschung ausgehende biologische Innovation)

Viertes Kapitel – eine ganzheitliche Ökologie

  • Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
  • Die Kulturökologie
  • Die Ökologie des Alltagslebens
  • Das Prinzip des Gemeinwohls
  • Die generationsübergreifende Gerechtigkeit

Fünftes Kapitel – Einige Leitlinien für Orientierung und Handlung

  • Der Umweltdialog in der internationalen Politik
  • Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale politische Konzepte
  • Dialog und Transparenz in den Entscheidungsprozessen
  • Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle menschliche Entfaltung
  • Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Sechstes Kapitel Ökologische Erziehung und Spiritualität

  • Auf einen anderen Lebensstil setzen
  • Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der Umwelt
  • Die ökologische Umkehr
  • Freude und Frieden
  • Liebe im zivilen und politischen Bereich
  • Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
  • Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
  • Die Königin der ganzen Schöpfung
  • Jenseits der Sonne

Die Enzyklika endet mit einem Gebet für unsere Erde und einem christlichem Gebet mit der Schöpfung.

Der Markt neigt dazu einen unwiderstehlichen Konsum-Mechanismus zu schaffen, so versinken die Menschen in einem Strudel unnötiger Anschaffungen und Ausgaben. Die Menschen werden immer selbstbezogener, leerer und unersättlicher.

Die Menschheit muss sich ändern. Die Natur ist kein Abfalleimer. Die bewusste Verletzung der Schöpfung ist Sünde und damit ist es eine Sünde, einen Kühlschrank im Wald zu entsorgen.

Wir rauben unseren nachfolgenden Generationen die Zukunft und das Leben. Jeder kann etwas zur Veränderung tun. Nicht die Anderen, die Gesetzgeber, ICH habe es in der Hand. Jeder sollte ehrlich und in Ruhe überlegen, wo etwas getan werden kann. Kleine Schritte summieren sich zu Großem. (Schneeballeffekt).

Jeder nach seinen Möglichkeiten, die aber konsequent ausschöpfen und wahrnehmen. Die Faulheit und Bequemlichkeit verlassen. Vieles ist ohne großen Aufwand mit ein bisschen Umdenken und Umgewöhnen möglich. Weniger und bewusst Wasser und Papier verbrauchen. Plastik vermeiden, unnötige Fahrten mit dem eigenen Auto vermeiden, Auto nicht unnötig laufen lassen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder zu Fuß gehen, das Fahrrad verwenden. Unnötige Stromverbraucher ausschalten ( Licht, Standby-Geräte, Fernseher ausschalten, wenn niemand im Raum ist)

Die Erde ist uns allen anvertraut und alle können etwas tun.

Es ist eine Tatsache, dass die Unternehmen, wenn die Gewohnheiten der Gesellschaft ihre Rendite gefährden, sich genötigt sehen, ihre Produktionsweise zu ändern. Das erinnert uns an die soziale Verantwortung und die Macht und Kontrolle der Verbraucher bzw. Konsumenten. Sichtbar darin, dass es schon so viele BIO- und Fairtrade-Produkte gibt. Viele Konzerne legen auf den Homepages schon ihre Nachhaltigkeitsbemühungen dar.

Wir müssen die Ressourcen und Produkte wertschätzen. Nur einkaufen, was wir benötigen, damit nichts weggeworfen werden muss. Lieber hohe und umweltfreundliche Qualität in geringerer Stückzahl kaufen, als billigen Überschuss entsorgen. Frankreich braucht z.B. 2 Atomkraftwerke um den Standby-Betrieb der Haushaltsgeräte abzudecken.

Zufrieden sein mit dem, was man hat. Genügsamkeit und Bescheidenheit als Tugenden der Freude und des Friedens.

Die Verantwortung wahrnehmen, die wir für uns, die Mitmenschen und die Welt haben.

Erziehung zum bewussten und wertschätzenden Umgang mit der Schöpfung. Sensibilisierung der Menschen auf die Problematik und Hinweis auf die kleinen Schritte, die jeder tun kann. Vorbild für die Kinder sein.

Den Sonntag als Tag der Heilung der Beziehungen des Menschen zu Gott, sich selbst und den anderen und der Welt erkennen und nützen. Montag als Ersatztag kann nie ein Sonntag werden.

Das 6. Kapitel beschreibt den Weg, wie wir uns aus den Fesseln der derzeitigen Zerstörung lösen können, indem wir uns und unsere Einstellung ändern. Uns in Liebe, Achtung, Wertschätzung und Freude dem und den Anderen und der Schöpfung zuwenden. Unser Leben in ein Leben der Zufriedenheit, Genügsamkeit, Bescheidenheit und Demut verwandeln und dadurch Freiheit, Frieden und Freude gewinnen. Den Blick für die Schönheit der Schöpfung schärfen und mit tiefer innerer Liebe für ihren Erhalt und ihr Wohlergehen sorgen.

Aber es gibt ein zartes Pflänzchen der Hoffnung:

  • Klimagipfel
  • Ausbau erneuerbarer Energien
  • E-Mobilität
  • Kampf gegen die Plastiksackerl, Verbot von Plastiksackerl
  • Riesiges Meeresschutzgebiet in der Antarktis
  • Steigender Anteil an Bio- Lebensmitteln
  • Fairtrade-Produkte www.biologisch.at - Biobranchenverzeichnis mit Umkreissuche & Infoportal
  • Fairphone, ein Mobiltelefon, bei dem sich einzelne Teile ersetzen lassen
  • Ethische Suchmaschinen www.ecosia.org – Ecosia funktioniert wie jede andere Suchmaschine - mit einem entscheidenden Unterschied: Die Einnahmen aus Suchanzeigen werden verwendet, um Bäume zu pflanzen wo sie am meisten gebraucht werden.
  • Clean Clothes Kampagne www.cleanclothes.at - Aktiv für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sportartikelproduktion weltweit.
  • Film TOMORROW: Was, wenn es die Formel gäbe, die Welt zu retten? Was, wenn jeder von uns dazu beitragen könnte? Als die Schauspielerin Mélanie Laurent und der französische Aktivist Cyril Dion in der Zeitschrift "Nature" eine Studie lesen, die den wahrscheinlichen Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren voraussagt, wollen sie sich mit diesem Horror-Szenario nicht abfinden. Schnell ist ihnen jedoch klar, dass die bestehenden Ansätze nicht ausreichen, um einen breiten Teil der Bevölkerung zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen. Also machen sich die beiden auf den Weg. Sie sprechen mit Experten und besuchen weltweit Projekte und Initiativen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen. Was sie finden, sind Antworten auf die dringendsten Fragen unserer Zeit. Und die Gewissheit, dass es eine andere Geschichte für unsere Zukunft geben kann.

Es ist in jedem Fall interessant, diese in leichtem und verständlichem Text verfasste Enzyklika zu lesen und sich eingehend mit den eigenen Möglichkeiten eines Beitrags, die Umweltsituation zum Besseren zu verändern, zu befassen.

Jeder weiß, dass wir nahe am Abgrund stehen.

Jeder weiß, dass er etwas ändern sollte.

Jeder weiß, dass er was ändern könnte, wenn er nur wollte.

Halten wir uns den Spiegel unseres Denkens und Handelns vor und schauen wir genau hin damit wir erkennen, wo wir persönlich Handlungsbedarf und Änderungsmöglichkeiten haben.

Damit auch die nachfolgenden Generationen ohne technische Aufbereitung Luft zum atmen, Wasser zum trinken und Erde zum ernten haben.

Vielen Dank an Hrn. Mag. Maximilian Fritz für den ausgezeichneten und motivierenden Vortrag.