Vertrauen, Wahrheit, Freundschaft – Die Gemeinschaft Cenacolo
Die Firmkandidaten des Dekanates Tainach besuchen die Gemeinschaft Cenacolo

Vertrauen, Wahrheit – Die Firmkandidaten besuchen die Gemeinschaft Cenacolo
In Zusammenarbeit mit der Katholischen Jugend lud die Jungendgruppe des Dekanates Tainach die Firmkandidaten ein, in einer gemeinsamen Fahrt die Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid im Burgenland kennen zu lernen. Die Gemeinschaft Cenacolo lebt von der Vorsehung, d.h., sie lebt von dem, was Acker und Garten liefern und von Spenden. Jede Pfarre hatte daher im Vorfeld Spenden gesammelt und verpackt. So trafen sich am Samstag dem 25.02.2015 rund 110 Personen – Firmkandidaten und Firmbetreuer, am OMV Parkplatz in Dolina um an der Fahrt teilzunehmen. Schachtel- und körbeweise wurden die Spenden in die beiden Busse, gelenkt vom Diözesanjugendseelsorger Pfr. Mag. Gerhard Simonitti und Diakon Berhard Wrienz, geladen. Nachdem die Teilnehmer der einzelnen Pfarren auf die Busse aufgeteilt waren, konnten wir pünktlich um 8:30 Uhr starten. Am Asfinag Parkplatz Lassnitzhöhe legten wir eine Pause ein, um uns die Beine kurz zu vertreten. Einige Jugendliche versetzten sich in die Kindheit zurück und probierten die dort installierten Klettergeräte aus. Frischen Mutes fuhren wir weiter und wurden dann im Burgenland schon von weitem von den dort installieren großen Windrädern begrüßt. Die meisten dieser durch den Wind angetriebenen Generatoren waren in Betrieb. Wir kamen dann planmäßig zum Mittagessen im Rasthaus Wulkatal an, wo wir uns bei Schnitzel oder Pizza stärkten und dann zum eigentlichen Termin bei der Gemeinschaft aufbrachen. Wir trugen in einer Gemeinschaftsaktion die vielen Schachteln, Säcke und Körbe vom Parkplatz in das Gebäude der Gemeinschaft Cenacolo, wo sie dankbar und mit Freude angenommen wurden. Begrüßt wurden wir von Georg, der uns gleich zu Beginn nach einer kurzen Begrüßung und nach einigen Dankesworten in die Kapelle im Haus führte, uns aber vorher bat, die Ruhe des Hauses, im Hinblick auf die besondere Situation einiger Mitbewohner und die Würde der Kapelle zu erhalten. Ungewöhnlich ruhig und aufmerksam wanderten daher dann die Firmlinge gemeinsam mit den Betreuern vom Aufenthaltsraum in die gleich um die Ecke liegende Kapelle. Nachdem noch ein paar Stühle aus dem Aufenthaltsraum geholt wurden und dann alle Platz fanden, konnte Georg mit seinen Ausführungen beginnen.
Am Anfang stellte er die Frage „was passiert bei der Firmung?“ in den Raum. Die Antwort - Gott der Liebe ist und alles geschaffen hat kommt persönlich zu dir und sagt „Ich liebe dich“ – leitete dann ein brennendes Bekenntnis zum christlichen Glauben ein, der die Basis des Zusammenlebens innerhalb der Gemeinschaft ist. Georg wurde katholisch erzogen aber in dem Alter, in dem unsere Firmkandidaten sind, hat er sich dafür geschämt, weil er noch nicht verstanden hat, was Glaube ist. Dabei ist es das größte Geschenk und eine Gnade, Christ zu sein. Das merkst du erst dann, wenn du innerlich nicht mehr kannst. Er wusste nicht mehr weiter und ist dankbar, einer solchen Gemeinschaft begegnet zu sein, die ihn wieder zu Gott geführt hat. Dann wurde kurz gebetet, weil bei der Gemeinschaft Cenacolo, wird ALLES mit einem Gebet begonnen. Georg ist überzeugt davon, dass er nur noch deshalb lebt, weil es Menschen gibt die beten. Und wir Christen sind immer mit dem in Verbindung, der uns liebt und so annimmt so wie wir sind. Egal ob groß oder klein, dick oder dünn, mit Wimmerl oder ohne, mit Glatze oder ohne. In jedem Augenblick deines Lebens liebt dich Gott. Und das ist ein Privileg. Die Gemeinschaft Cenacolo macht nichts anderes, als die Menschen wieder zur Liebe Gottes zurückzubringen. Da geht es nicht um Therapie oder Spezialpsychologie, sondern darum, Menschen wieder zu Gott zu bringen. Das ist der Sinn der Gemeinschaft, und das ist nicht immer einfach. Da braucht man Hilfe. Da braucht man Menschen die einen begleiten. Miteinander kann man es schaffen. Wenn du nicht schlafen kannst, 50000 Kilo auf der Brust liegen, dann ist es gut, wenn du einen Freund neben dir hast, der dir sagt „Gemeinsam schaffen wir das“. Das schönste Geschenk ist es, solche Freunde zu haben.
Was ist notwendig für eine gute Freundschaft?
Vertrauen, Ehrlichkeit, Wahrheit. Es gibt keine Freundschaft, die nicht auf Wahrheit beruht. wenn ich dir was anvertraue und du es weiter erzählst, ist das keine Freundschaft. Mit den Worten Vertrauen und Wahrheit ist schon die ganzen Gemeinschaft Cenacolo beschrieben. Denn die Droge und der Alkohol sind genau das Gegenteil sie sind Lüge und Misstrauen. Da ist Vorsicht geboten. Denn die Droge beginnt nie mit Drogen, sondern mit der Lüge. Jeder soll sich selbst fragen, ob er ehrlich ist. Wenn du ehrlich bist, dann wird dein Leben gelingen. Wenn du nicht ehrlich bist, dann solltest du heute noch dein Leben ändern. Betet das Gebet „Bitte lieber Gott, ändere die Welt und fang bei mir an!“ Wir können die anderen nicht ändern, nur uns.
Die Gemeinschaft zeigt, wie man aus der Finsternis von der Droge, vom Alkohol, von der Lüge, wieder zum Leben kommt. Und da helfen wir uns gegenseitig dabei. Aber wir brauchen dazu auch den lieben Gott. Denn nur er kann uns Frieden und Hoffnung geben. Die wichtigsten Dinge im Leben kann man nicht kaufen, die gibt uns nur Gott. Ein Herz, das jahrelang durch Internet, Alkohol und Drogen verdunkelt und verhärtet wurde kann kein Psychiater, kein Medikament heil machen, das kann nur der heil machen, der es geschaffen hat. Nur er kann dir wieder den Frieden geben.
Wie entstand die Gemeinschaft Cenacolo?
Gegründet wurde sie von Schwester Elvira, einer kleinen aber sehr lebendigen Ordensschwester, die ihr brennendes Herz umgesetzt hat. Sie ist mit 18 Jahren ins Kloster in Turin eingetreten, weil sie in ihrem Herzen gespürt hat, dass Gott sie ruft. Sie hat sich dort eingebracht, mitgearbeitet, aber noch immer gespürt, dass ihr Herz noch brennt. Wenn sie so auf den Straßen in Turin gegangen ist, hat sie die jungen Drogensüchtigen gesehen. Wie sie herumlungern und sich kaputtmachen. Und sie hat sich gedacht, dass es nicht sein kann, dass so junge Menschen keine Zukunftsaussicht haben. Dass junge Menschen nicht glücklich sind. Da hat sie sich gedacht, SIE muss dagegen was tun. Jahrelang hat sie mit der Oberin darum gerungen, ihrem Wunsch nachzukommen und in dieser Sache etwas tun zu dürfen. Der Widerstand war groß, sie hat keine psychologische Ausbildung, kein Platz ist da. Nach 10 Jahren hat sie dann die Erlaubnis bekommen, sich darum zu kümmern. Man hat ihr eine Bruchbude zur Verfügung gestellt und dabei angenommen, das sie bald wieder zurück sein wird. Dankbar für dieses scheinbar wertlose Geschenk begann sie mit Eifer und Energie, diese Bruchbude auszuräumen, auszujäten und Instand zu setzen. Schon nach ein paar Tagen sind die ersten Drogensüchtigen gekommen, weil sie dachten, sie bekommen dort Geld, oder Essen. Schwester hat sie aufgenommen und entgegen ihrer Erwartungen mit Liebe und Gebet soweit gebracht, dass sie angefangen haben mitzuarbeiten. Sie haben Vertrauen in Schwester Elvire bekommen und mitgemacht, obwohl sie vieles nicht verstanden haben. Georg hat auch durch dieses Vertrauen wieder zu Liebe gefunden und liebt heute seinen Vater, den er jahrelang gehasst und ihm Vorwürfe gemacht hat. Er liebt ihn, weil er trotz seiner Fehler ein liebenswerter Mensch und sein Vater ist. Von Schwester Elvira hat er die Aufgabe bekommen, seinen Vater anzunehmen wie er ist und ihn zu umarmen. Solange zu umarmen, bis der Hass und die Abneigung verschwunden sind. Das war eine ungeheuerliche Aufgabe, aber er hat es geschafft. Die Liebe Gottes ist stärker als aller Hass der Welt. Wenn man erst einmal gelernt hat, die anderen so anzunehmen wie sie sind, dann kann man auch wieder anfangen, die Menschen zu lieben, so wie sie sind. Falsch, zornig, grantig, egoistisch. Alles egal, lieb sie einfach. So wie Jesus. Er hat die Leute geheilt und trotzdem haben sie ihn dann angespukt. Alles hat er angenommen, weil er uns liebt. Er ist für uns gestorben und ist wieder auferstanden. Das ist Ostern und das ist die Gemeinschaft Cenacolo. Weder die Droge noch der Alkohol, noch Groll und der Hass haben das letzte Wort, sondern der christliche Glaube. Er holt dich raus, wenn du kein Gebet mehr sprechen kannst. Wenn du vertraust, so wie die jungen Leute in Turin vor 30 Jahren, dann ändert sich was. Das Haus in Kleinfrauenhaid ist innerhalb von zwei Jahren ohne Hilfe von außen gebaut worden. Unter Anstrengungen und Schweiß von jungen Männern, die heraus wollten aus der Sucht und ein neues Leben beginnen wollten. Es ist keiner dazu geboren, Drogen zu nehmen. Es ist nicht schwierig, sich einer Gruppe Drogensüchtiger anzuschließen. Viel schwerer ist es NEIN zu sagen. Das wünscht Georg unseren. Firmlingen. Mag es auch im ersten Moment schwer sein, aber man gewinnt an Kraft. Wenn du stark werden willst im Leben, dann musst du immer an dich denken. Wenn ein Freund von dir etwas verlangt, dass du nicht willst, dann sag nein. Wenn er ein Freund ist, wird er verstehen. Wenn er nicht versteht, dann dreh dich um und lass ihn stehen. Dann wirst du merken, was du in deinem Herzen an Kraft gewinnst. Er wünscht unseren Firmlingen nie seine Situation, als er wochenlang auf der Psychiatrie gelegen ist und 50000 Kilo auf der Brust gespürt hat und kaum atmen konnte Das muss nicht sein, das Leben ist fantastisch. Du hast die Wahl, ob du nach einer Nacht nachdem du viel Geld ausgegeben hast, quasi massakriert aus der Diskothek heraus kommst, dich elend fühlst und den Tag verschläfst oder ob du in der Früh aufstehen und Freude haben willst, die Sonne begrüßt und dich auf einen neuen Tag freust. Dich mit wirklichen Freunden treffen oder mit deiner Familie etwas unternehmen willst. Diesen Weg, diese Freude wünscht er uns. Den Weg den Cenacolo geht, ist nicht nur für Drogensüchtige, er ist für alle Menschen gut. Zu wissen, wo Gott ist, dass er da ist und uns liebt, uns vergibt, zu wissen, dass das Leben allein nicht glücklich macht. Ein Egoist kann nicht glücklich sein. Das Leben miteinander hat eine Kraft. Es kann Leben aufbauen. Er wünscht uns, dass wir von Menschen, die aus dem Kopf leben, zu Menschen werden, die aus dem Herzen leben. Wenn eine Familie oder eine Gesellschaft wieder aus dem Herzen lebt, wird es nicht einfacher deswegen, das Leben hat seine Schwierigkeiten, aber es wird viel viel schöner. Man kann wieder durchatmen, man kann der sein, der man ist. Mutter Elvira lädt uns immer wieder ein, dass was uns Gott in unserem Herzen tut, in der Welt zu tun. Einen Vater zu umarmen, eine Mutter zu umarmen, mitzuhelfen auch wenn man keine Lust hat.
Seit 30 Jahren sagt Schwester Elvira immer: Komm zu Gott, denn dort begegnest du der Wahrheit. Und wenn du aus der Kapelle rauskommst, dann darfst du bitte Wahrheit umsetzen.
Anschließend gab Nicole, eine junge Frau aus der Steiermark, die zufällig als weiblicher Gast bei den ansonsten ausschließlich männlichen Bewohnern dieses Hauses hier war, ein Zeugnis ihres Lebensweges und dem Weg mit Cenacolo.
Sie wuchs als Einzelkind, das von ihren Eltern geliebt wurde, auf. Sie wollte immer den Eltern gefallen und ihnen alles Recht machen. Immer dachte sie, die Eltern würden sie nicht mehr lieben, wenn sie einmal nicht so brav wäre. Auch hat sie immer den Freunden und der ganzen Welt gefallen wollen. Immer ganz oben, modisch, interessant, sein wie die anderen. Immer die freundliche und lächelnde Nicole. Immer alles mitgemacht. Immer eine Maske vor dem Gesicht. Aber das hat sie innerlich verdunkelt und ihr den Lebenssinn genommen. Sie hat diesen Schmerz, diese Last dann durch verschiedene Mittel, auch durch Anraten von Freunden, von Medikamenten bis zu Drogen versucht zu betäuben und auszulöschen. Essstörungen sind dazu gekommen und sie hat lange nicht gemerkt, dass sie süchtig und krank ist. Sie wollte sich immer wieder bestrafen, sie war böse auf sich selbst, enttäuscht von sich. Als dann die Behandlungen mit Psychologen nicht die gewünschte Besserung brachte, hat sie dann auf Anraten eines Priesters Kontakt mit der Gemeinschaft Cenacolo aufgenommen. Aber es gab da Bedenken. Als Einzelkind mit anderen ein Zimmer zuteilen, war unvorstellbar. Alles haben was sie tun möchte, das wird dann nicht mehr gehen. Alle sprechen italienisch, man muss auch unangenehme Sachen machen. Trotz aller Ängste und Bedenken hat sie im Innern gespürt, dass will ich. Es hat sich sehr schwer angehört und sie hat gespürt, dass es eine Herausforderung sein wird. Und die wollte sie annehmen. Sie hat sich dann darauf vorbereitet und dann auch die Eltern und die Freunde eingeweiht, dass sie Probleme hat und sich dieser Gemeinschaft anschließen will. In diesem Zusammenhang hat sie sich auch mit den Eltern ausgesprochen und erfahren, dass sie mit der Annahme, nicht geliebt zu werden falsch gelegen ist.
So hat sie sich dann der Gemeinschaft angeschlossen und wurde in einer Gemeinschaft in Italien untergebracht. Sie wurde freundlich aufgenommen und hat einen Engel zugeteilt bekommen. Der Engel war eine junge Frau, die schon länger bei dieser Gemeinschaft war. Die Freundlichkeit und das Lächeln der Mitbewohner hat ihr die erste Angst genommen. Der Anfang war schwer. Sie wurde zu einfacher Gartenarbeit eingeteilt. Dort musste sie die Erde umstechen und das hat sie körperlich ziemlich gefordert. Doch mit der Zeit wurde sie stärker und hat sich an die Arbeit gewöhnt. Nach einiger Zeit konnte sie sich schon an die Quadratmeter, die sie geschafft hat, freuen. Die Gemeinschaft hat ihr geholfen, ihr Selbstvertrauen wieder zu bekommen, in dem ihr vertraut wurde. Immer wieder stand sie vor der Frage, ob sie die gestellte Aufgabe wohl schaffen würde. Doch das Vertrauen in sie hat sie gestärkt und ermuntert. Sie hat gelernt sich anzunehmen, anderen zu vergeben und auch so anzunehmen wie sie sind. Immer wieder gab es Rückschläge, die Frage, alles hinzuwerfen. Aber sie hat immer wieder die Herausforderungen angenommen und ist sich nun gewiss, dass alles in ihrem Leben einen Sinn und einen Grund gehabt hat. Immer hat sie die Freundschaft und das Vertrauen der anderen getragen und ermuntert.
Nach diesen beiden Zeugnissen wurden wir noch mit 3 Liedern beschenkt, die uns ein Teil der Gemeinschaft mit Begeisterung vorsang. Danach führte uns Georg noch kurz durch das Gelände. Neben dem neuen Haus gibt es noch den Werkstättentrakt und das alte Haus, mit dem die Gemeinschaft in Kleinfrauenhaid begonnen hat. Auch einen Stall mit zwei Kühen konnten wir besichtigen.
Gegen 16 Uhr verabschiedeten wir und dann von Georg und fuhren wieder nach Hause. Zwei Störche und die Windräder begleiteten unseren Abschied. Nach einer kurzen Pause auf eine Autobahnraststätte kamen wir planmäßig um 19:15 in Dolina an.
Ein wunderbarer Tag. Danke allen, die ihn organisiert und uns begleitet haben. Danke den beiden Buslenkern, die uns sicher, ohne Hast und pünktlich ans Ziel und wieder nach Hause gebracht haben.