Mariä Himmelfahrt
Hoher Frauentag
So manche Legende umrankt die Himmelfahrt Mariens. Seit dem 5. Jahrhundert wird dieser Tag in den katholischen Kirchen als Hochfest Mariä und als Großer Frauentag feierlich begangen.
Das Binden von Sträußlein mit den typischen Blüten von Kamille, Johanniskraut, Schafgarbe, Wermuth, Königskerze, Arnika, Salbei und Eisenkraut geht auf eine dieser Legenden zurück, wonach im Sarg Mariens von den Jüngern Jesu nur Blumen gefunden worden sein sollen. Heuer banden 7 Frauen (Anni Bodner, Dagmar Oprießnig, Anita Pirker, Vroni Rainer, Ulli Schwager, Margreth Tollschein und Anette Warum) liebevoll an die 150 solcher Sträuße unter anderem für die Bewohner der Altenheime und die KirchgängerInnen.
Das Hochamt zelebrierte in gewohnter Manier unser Stadtpfarrer Ernst Windbichler. Seine Predigt ist weiter unten nachzulesen.
Christoph Domnik umrahmte die Messe mit seinem Orgelspiel. Ein Vergelt´s Gott an die BlumenspenderInnen, die Sträußelbinderinnen und den Organisten!
Fotos & Text: Peter Rupitsch
Predigt vom Dechant KR Mag. Ernst Windbichler
Als die Kirche beim Vatikanischen Konzil den Heiligenkalender reformiert hat, da haben sich einige Gedenktage der Heiligen verschoben. U.a. auch aus dem Grund, dass man gesagt hat: der eigentliche Geburtstag eines Menschen ist nicht seine Geburt aus dem Mutterleib sondern sein Sterbetag. Nicht nur, weil es in den ersten Jahrhunderten ja keine Standesämter und Geburtsurkunden gegeben hat, sondern wohl auch aus dem Grund, weil man erst im Rückblick auf ein Leben ein Urteil sprechen kann, wer dieser Mensch gewesen ist und was er aus seinem Leben gemacht hat. Letztlich aber, so hat man gesagt, ist im christlichen Sinn erst der Sterbetag eines Menschen sein eigentlicher Geburtstag, nämlich der Geburtstag für den Himmel. Eigentlich feiert der Mensch ja nur diese zwei wichtigsten Geburtstage seines Lebens: den Geburtstag heraus aus dem Mutterleib und herein in diese Welt und den Geburtstag heraus aus dieser Welt und hinein in den Himmel. So dürfen wir wohl auch diesen heutigen Feiertag betrachten und mit den Augen des Glaubens sagen: Maria, die erste Wohnung Gottes in dieser Welt, Maria, sein gelungenstes Geschöpf, seine Auserwählte, die hat von ihrem Sohn ein ganz besonders Geburtstagsgeschenk erhalten: nämlich diese Diretissima an seine Seite, die Abkürzung vorbei an jenem komplizierten und dunklen Umweg über Tod und Grab.
In der Kunst ist das oft sein einfühlsam dargestellt: Maria als junge Frau, die das Jesuskind am Arm trägt und Maria als alte Frau, die ihren toten Sohn im Schoß hält. Und schließlich nach ihrem Tod der vollendete Jesus, der seine Mutter in sein Reich führt. Jetzt sind die Rollen vertauscht und Jesus hat jetzt diese tragende Rolle inne. Jesus, der dich oh Jungfrau in den Himmel aufgenommen, Jesus, der dich, oh Jungfrau, im Himmel gekrönt hat, so beten wir deshalb beim Rosenkranz.
In Jeruslalem wird heute noch in der Nähe des Abendmahlssaales die Entschlafungskirche, die „Dormitio Mariä“ verehrt.
Dort, so sagt es die Legende, soll sich folgendes zugetragen haben:
Maria war gestorben und begraben und wurde drei Tage lang von den Aposteln beweint. Da erschien der Herr Jesus mit vielen Engeln und holte Leib und Seele seiner Mutter zu sich in den Himmel. Der Apostel Thomas aber war wieder einmal nicht dabei, als das alles geschah, und wollte es nicht glauben. Er bat inständig, das Grab der Entschlafenen noch einmal zu öffnen damit er sich von ihr verabschieden könne. Da wälzte man den Felsen hinweg und fand nichts mehr darin als die Blumen, mit denen der Leichnam bedeckt und die Leinwand, worin er gehüllt war. Da fiel plötzlich der Gürtel, mit dem Maria gegürtet gewesen war, vom Himmel herab, damit Thomas erkenne, dass sie leiblich in den Himmel aufgefahren war.
Im Himmel wird ihr dann noch ein großartiger Empfang bereitet. Soweit diese Legende, die in unzähligen bildlichen Darstellungen nachempfunden wird.
Vielleicht können wir aus dieser Legende Einiges mitnehmen: die Blumen im Grab, auf die die heutige Segnung der Blumen und Kräuter zurück geht, erinnern uns daran: was uns blüht, ist nicht die Vernichtung, sondern die Verwandlung, was uns blüht, ist das Leben. Tröstlich ist es auch, dass wir unseren Sterbetag als Geburtstag für das eigentliche Leben sehen dürfen und dass unser Tod nicht nur ein Weggang, ein schmerzliches entrissen werden ist, sondern auch ein Hingang und ein Heimgang. Ihre Aufnahme mit Leib und Seele weist uns hin, dass wir als ganze Menschen zur Herrlichkeit berufen sind, nicht nur unsere Seelen oder unsere Schatten, sondern wir selbst, mit Fleisch und Blut und Haut und Haaren.
Und schließlich dürfen wir daran denken, dass Maria auch uns an der Hand nehmen und uns in jene Vollendung führen will, die sie schon schauen darf. Denn sie ist ja wie wir ein Geschöpf und unsere Schwester.
So ist dieses Fest mitten im Sommer schon ein kleines Osterfest, ein Hinweis auf unsere ewige Berufung, daran, dass uns auch einmal ein endgültiges, ewiges Aufblühen beschert ist, dem kein Welken mehr folgt.