Pfarre

Spittal an der Drau

Heilige Messe am Dreikönigsfeiertag in der Spittaler Stadtpfarrkirche “Maria Verkündigung”

unter dem Motto: "Sternsingen für eine gerechte Welt"

Foto: PeRu
Foto: PeRu

Heuer fand der Dreikönigstag im Zeichen des Heiligen Jahres, das nur alle 25 Jahre begangen wird, statt. Schließlich ist ja auch unsere Pfarrkirche Spittal eine der 18 Jubiläumskirchen in Kärnten.

Der Festgottesdienst begann mit dem farbenfrohen Einzug der Kinder in den prächtigen Sternsingergewändern. Sie versammelten sich vor der Kirchenpforte, wo sie von unserem Stadtpfarrer Ernst Windbichler freudig empfangen und nach vorne begleitet wurden.

Diese 56 Kinder mit vielen Begleitpersonen verteilt auf 16 Gruppen besuchten am 2. und 3. Jänner unter dem Motto „Sternsingen für eine gerechte Welt“ viele Familien und konnten den stolzen Betrag von ca. 27.000€ für Projekte in Nepal sammeln. Einen Tag lang war auch eine Erwachsenengruppe unterwegs. Sie alle brachten den Menschen Gottes Segen für das Neue Jahr 2025 und erfreuten mit ihren Sprüchen und Gesängen.

Ein großes Lob spendete der Pfarrer an alle Beteiligten, die dazu beigetragen haben, dass die Sternsingerbotschaft heuer zu mehr Familien kam. Dieser Dank galt auch allen, die ihre Türen, Herzen und Brieftaschen geöffnet, allen, die die Gruppen verpflegt und begleitet haben. Die Gesamtorganisation übernahm wieder Tatjana Mikic.

Die Heilige Messe war begleitet von schwungvoller, fröhlicher Musik, wofür Frau Brigitte Weber mit ihren SängerInnen des Kirchenchores, mit Christian Wieser aus Steinfeld am Keyboard und Hans Peter Pöllinger aus Klagenfurt am Saxophon sorgten.

Auch die Kinder sangen kräftig ihre schon bei den Familien vorgetragenen Lieder. Auch Lesung und Fürbitten wurden von den Sternsingern vorgetragen. Zum Abschluss wurden langjährige Sternsinger mit einer Urkunde ausgezeichnet.

Die Geschichte aus der Feiertagspredigt – sie stammt von Werner Reiser:

Kaum hatten die drei vornehmen Gäste aus dem Morgenland, die gekommen waren anzubeten und dem Kind ihre Gaben zu bringen, auf höheren Befehl Bethlehem verlassen, nahten sich drei andere Gestalten. Sie kamen ohne Gefolge, unauffällig und unansehnlich. Ihr Gang war schleppend, mühsam setzten sie Schritt vor Schritt. Ihre müden Gesichter waren so sehr vom Staub bedeckt, dass man ihre Farben kaum erkennen konnte. Waren sie gelb, braun, schwarz oder weiß?

Der erste von ihnen ging in Lumpen einher. Hohle Augen, die zu viel Leid gesehen hatten, saßen in den tiefen Höhlen. Der zweite ging vornüber geneigt. Er trug an den Händen Ketten. Vom langen Tragen und von der weiten Reise war er wund gescheuert an Händen und Füßen. Der dritte hatte wirre Haare, verzweifelte Augen und einen unsteten und suchenden Blick.

Die Leute, die um das Haus des Neugeborenen herumstanden, waren schon vielerlei Besucher gewohnt. Dennoch wichen sie scheu zurück, als sie diese drei Gestalten sich nahen sahen. Sie waren zwar selber lauter arme, unvermögende Leute – aber so elend und verwahrlost wie sie sah doch keiner von ihnen aus. Sie rückten scheu und unwillig zusammen. Auch sahen sie, dass sie nichts bei sich trugen, das sie als Gabe hätten abgeben können. Waren sie etwa gekommen, um etwas zu holen? Mancher dachte an das Gold, das von den eben Weggezogenen im Haus niedergelegt worden war.

Da wurde von innen die Tür geöffnet. Josef trat heraus. Einige riefen ihm empört zu, dass schlechte Gesindel zum Kind kommen möchte, was er doch gewissaa nicht zulassen könne. Er beschwichtigte sie und sprach: „ Zu diesem Kind hat jedermann Zutritt – arm oder reich, elend oder vornehm, anständig oder verdächtig. Es gehört niemanden allein. Nicht einmal uns, seinen Eltern. Lasst sie herein!“ Verwundert über die Worte Josefs bahnte man den Dreien eine schmale Gasse. Er führte sie hinein. Die Tür blieb offen.

Nun standen die Drei jvor der Krippe und betrachteten lange und stumm das Kind. Bei diesem Anblick wusste keiner mehr, wer ärmer war: das Kind auf dem Strohlager oder seine Betrachter. Alle schienen in diese Niedrigkeit eingetaucht und eingeschmolzen zu sein – der in den Lumpen, der mit der Kette, der mit dem traurigen Blick und das Kind.

Da brach Josef das Schweigen. Er fühlte, dass er dem am reichsten Beschenkte war, und es drängte ihn, seinen großen Dank für das Empfangene nunb auch diese Armseligen spüren zu lassen. In einer Nische der Wand neben der Krippe leuchteten die drei Gaben, welche die vornehmen Besucher hingelegt hatten. Er hob sie auf und streckte sie den Fremden entgegen: Dem Zerlumpten das Gold, dem Gefesselten die Myrrhensalbe und dem Traurigen den Weihrauch.

Und er sprach zum ersten: „So wie ich es ansehe, bedarfst du am ehesten des Goldes. Kaufe dir damit Nahrung und Kleider. Ich habe einen Beruf und werde meine Familie auch ohne Gold ernähren können.“

Und zum zweiten sprach er: “Ich kann dir zwar deine Ketten nicht abnehmen, aber siehe, diese Salbe wird deinen geschundenen Händen und Füßen wohtun.“

Und zum dritten sprach er: „Nimm diesen Weihrauch. Sein Wohlgeruch wird deine Trauer zwar nicht vertreiben, aber veredeln und deine Seele erquicken.“

Alles geriet in Bewegung. „Er verschenkt alles, was er an Kostbarem für das Kind erhalten hat!“ flüsterten sich alle zu und konnten angesichts der drei Elenden solche Sorglosigkeit fast nicht verstehen. Grenzte diese Verschwendung nicht an Beraubung des Kindes? Doch die Drei schüttelten einmütig Hände und Köpfe.

Der erste antwortete: „Ich danke dir für dein großes Angebot. Aber sieh mich an! Wer bei mir Gold findetd, wird mich sogleich als Dieb verdächtigen. Ich habe für andere Gold aus der Erde gegraben und selber nie besessen. Behalte es für dein Kind. Du wirst es bald brauchen können, und dir wird man es ohne Misstrauen abnehmen.“

Der zweite antwortete: „Ich habe mich an meine Wunden gewöhnt. Ich bin an ihnen zäh und stark geworden. Behalte die Myrrhe für dein Kind. Wenn es geschundene Hände und Füße haben wird, kann sie ihm helfen.“

Der dritte antwortete: „Ich komme aus der Welt der Religionen und Philosophien. Ich bin an ihnen irre geworden. Ich glaube nichts mehr. In der Wüste des Denkens habe ich Gott verloren. Was soll mir da der Weihrauch? Er würde nur meine Zweifel umnebeln.“

Alle entsetzten sich über diese Worte und über die Rückweisung der Geschenke. Auch Maria und Josef bedeckten ihre Gesichter mit den Händen. Nur das Kind lag da mit offenen Augen. Die Drei traten ganz nahe zu ihm hin und sprachen: „Du bist nicht aus der Welt des Goldes, der Myrrhe und des Weihrauchs – so wenig als wir. Du gehörst in unsere Welt der Not, der Plage und des Zweifels. Darum bringen wir dir dar, was uns und dir gemeinsam ist.“

Der erste nahm einige seiner Lumpen und legte sie auf das Stroh. Und er sprach: „Nimm meine Lumpen. Du wirst sie einst tragen, wenn sie dir deine Kleider nehmen und du allein und nackt sein wirst. Gedenke dann meiner.“

Der zweite nahm eine seiner Ketten und legte sie ihm neben die Hand. „Nimm meine Fesseln. Sie werden dir passen, wenn du älter sein wirst. Man wird sie dir einst umlegen, wenn man dich wegführt. Denke dann an mich.“

Der dritte beugte sich tief über das Kind und sprach: „Nimm meinen Zweifel und meine Gottverlassenheit. Ich habe sonst nichts. Ich kann sie allein nicht tragen. Trage sie vor Gott hin, wenn du soweit sein wirst.“

Tief erschrocken hielt Maria die Hände abwehrend über das Kind. Josef griff in die Krippe, um Lumpen und Fesseln von ihm wegzunehmen. Aber sie ließen sich nicht aufheben. Es war, als ob sie mit dem Kind verwachsen wären. Das Kind aber lag da, mit offenen Augen und Ohren zu den drei Männern hingewendet.

Nach langem Schweigen erhoben sie sich. Sie streckten sich aus, als ob etwas Schweres von ihnen gefallen wäre. Sie hatten den Ort gefunden, wo sie ihre Last niederlegen können. Sie wussten, dass bei diesem Kind alles in treuen Händen bewahrt und bis zuletzt durchgehalten würde: die Not, die Plage und die Gottverlassenheit. Mit zuversichtlichem Blick und festem Schritt traten sie aus dem Haus, hinaus in ich begrenztes und mitgetragenes Elend. – Stille –

Wer das Kind in der Krippe verstanden hat, der darf ihm voll Vertrauen auch alle Not, alle Ketten und alle Gottverlassenheit in die Hände legen – und geht leichter und hoffnungsvoller weiter.

Ende

Text, Fotos und Videos von: Peter Rupitsch