Das Wort zur Schrift
Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel (Lk 2,46)
Die sogenannten, apokryphen Evangelien wissen wundersame Geschichten über die Jugend Jesu zu erzählen. Aber es bleibt dabei, dass wir es einfach nicht wissen. Der größte Teil seines Lebens bleibt im Verborgenen und was in der Bibel steht, sind nur die letzten Jahre seines Wirkens. Nur diese eine Notiz vom Zwölfjährigen im Tempel ist uns von Lukas überliefert. Es ist der erwachsen werdende, junge Mann, der seine Wurzeln sucht und spürt, dass er bei dieser Wurzelsuche auch
Einiges hinter sich lassen muss.
Gehorsam gegenüber Gott und Leben in der Familie: beides gerät auch mitunter in Konflikt. Das erlebt er hier und verwirklicht es. Eine Pubertätsgeschichte an der Schwelle eines neuen Jahres, das kann für uns als Kirche wichtig sein: Man sollte seine Wurzeln, seine Geschichte kennen, aber auch bereit sein, sich von
dem zu lösen, was wie eine Kette am Fuß einen hindert, den nächsten Schritt zu tun. Wie Jesus im Tempel geht es darum, auf die Alten zu hören und doch auch die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich seine Meinung zu bilden. Die drei Tage des jugendlichen Jesus im
Tempel sind dann auch ein geheimnisvoller Hinweis auf die drei Tage im Grab und auf den hellen Ostermorgen. Da wird dann diese letzte Distanz zwischen Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits, zwischen Tod und Leben und Zeit und Ewigkeit überwunden sein.
Text: Dechant KR Mag. Ernst Windbichler - 9800 Spittal
Evangelium
Nach Lukas - LK 2,41-52
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zujrück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten untern den Lehrern, hörte über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.