Pfarre

Baldramsdorf

Ökumenisches Treffen

Weltgebetswoche in Spittal begann bereits am Mittwoch, 15. 01. 2025

Im Rahmen der Ökumenischen Woche für die Einheit der Christen fand auch in diesem Jahr das traditionelle ökumenische Treffen statt, das mit einem gemeinsamen Gottesdienst seinen Höhepunkt erreichte. Eingeladen waren katholische und evangelische Geistliche sowie pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dekanats und der Region Spittal.

Das Treffen begann am Mittwoch, dem 15. Januar, um 15:30 Uhr mit einem Gebet in der katholischen Pfarrkirche Spittal. Anschließend kamen die Teilnehmenden im Pfarrhof zusammen. Das Thema war „Sterbebegleitung und Palliativmedizin“. Viola Weiß und Monika Auernig, beide als Krankenhausseelsorgerinnen in Spittal tätig, gaben mit einem Impuls den Einstieg in die Diskussion und leiteten den weiteren Austausch.

Den feierlichen Abschluss des Treffens bildete um 18:00 Uhr der gemeinsame Gottesdienst in der evangelischen Kirche Spittal. Dieser wurde von Dechant Ernst Windbichler und Pfarrer Peter Stockmann gemeinsam zelebriert und stand ganz im Zeichen des ökumenischen Miteinanders.

Die Predigt von Dechant Windbichler sehen lesen Sie hier:

Das kürzeste und persönlichste Glaubensbekenntnis der Welt ist für mich immer das Wort des Apostels Thomas: Mein Herr und mein Gott, stottert er, als ihm, dem Zweifler, noch einmal eine Extravorstellung es Auferstandenen geschenkt wird. Martha, die Schwester des Lazarus und der Maria, die ist da schon etwas wortreicher und nach einem längeren Gespräch mit Jesus über die Auferstehung der Toten wird sie gefragt: Glaubst du das?- Und sie antwortet: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Nun ist es mit dem Wort „glauben“ in der deutschen Sprache immer etwas kompliziert. Wenn ich sage: Ich glaube, dass morgen das Wetter schön ist, dann ist das bloß eine Vermutung, und man sagt oft geringschätzig: Glauben heißt: nichts wissen. Und eine Kabarettsendung der sog. Science Busters heißt: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Die Lateiner tun sich da etwas leichter: ich glaube heißt credo. Das ist jetzt nicht eine Spraydose, sondern credo heißt eigentlich: cor dare, d.h. das Herz geben, sein Vertrauen auf jemanden setzen. Genauso ist es mit dem Wort Himmel: das ist die Gemeinschaft bei Gott und gleichzeitig der blaue Himmel. Die Engländer unterscheiden da zwischen sky und heaven. Martha und Thomas: sie vermuten nicht etwas sondern sie glauben und vertrauen mit dem Herzen, und sie richten diesen Glauben auf eine Person, auf die Person Jesu Christi.

Aber kehren wir zurück zum Thomas:

Der ungläubige Thomas, so nennen wir diesen Apostel seit jener denkwürdigen Begegnung mit dem Auferstandenen, bei der er zu ihm gesagt hat: Leg deinen Finger in meine Wunden, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Und der Thomas ist dann wirklich sehr gläubig gewesen, es steht zwar nicht geschrieben, ob er den Auferstandenen wirklich berührt hat, aber geschrieben steht, dass er auf die Knie gefallen ist und nur mehr gestammelt hat: Mein Herr und mein Gott - Der gläubige Thomas, müsste er jetzt wohl heißen, aber wie es halt in der menschlichen Geschichte immer ist: die Fehler eines Menschen merkt man sich eben leichter als das Gute, und so ist er der ungläubige Thomas geblieben.

Man hat ihn oft verglichen mit seinen modernen Zeitgenossen, die es immer gegeben hat: Menschen, die, wie er, den rechten Zeitpunkt verpassen, die im entscheidenden Moment immer anderes zu tun haben, die dann trotzig sagen: was ich nicht sehen und angreifen kann, das glaube ich nicht. Man hat deshalb den Thomas immer mit dem aufgeklärten, kritischen Menschen von heute verglichen. Aber die moderne Wissenschaft, v.a. die Atomwissenschaft, hat diese Position längst aufgegeben. Die Vorgänge im Atomkern etwa sind mit den besten Elektronenmikroskopen nicht mehr messbar. Nur die Wirkungen sind sichtbar, bei einem Atomkraftwerk etwa oder bei einer Atomexplosion. Da kann man dann ahnen, welche Kräfte da am Werk sind. P.Pascal sagt deshalb einmal: Dir größte Leistung der Vernunft ist es, ihre Grenzen zu erkennen.

Auch der Thomas hat mit seinen kritischen Augen nichts erkennen können, aber die Wirkung, ja, die hätte er sehen müssen: dass seine ängstlichen, niedergeschlagenen Freunde plötzlich ohne alle Trauer sind, dass sie voller Freude sind, voller Hoffnung und Zuversicht. Das muss doch irgendwo her kommen. Das muss doch eine Ursache haben! Vielleicht hat er in seinem Herzen schon geglaubt, vielleicht hat er es bloß nicht zugegeben.

Auf jeden Fall ist mir seine Position noch lieber als die jener Menschen, die ihres Glaubens allzu sicher sind. Seine Position ist mir auch lieber, als die, die heute wahrscheinlich in der Mehrheit sind, denen es eigentlich komplett egal ist, ob Jesus auferstanden ist oder nicht, ob sie selber auferstehen oder nicht. Es hat auf ihr Leben keine Auswirkungen. Sie sind so gefangen in ihrem Alltag, so beschäftigt und so wichtig, dass sie sich diese Frage gar nicht stellen. Und dann stehen sie oft an irgendeinem Krankenbett oder an irgendeinem Grab, und haben nichts, an dem sie sich festklammern können, keinen Strohhalm.

Der Thomas ist mir da schon lieber, der zwar seine Zweifel hat, der aber doch nicht ver-zweifelt. In der Bibel wird er ja immer der Zwilling genannt. Seltsam, dass von seinem Zwillingsbruder nie die Rede ist. Vielleicht, so denke ich mir, ist jeder von uns sein Zwillingsbruder oder seine Zwillingsschwester. Wir alle hätten wie er in Gesprächen oder Diskussionen oft gern etwas zum Vorzeigen, handfeste Hinweise auf die Auferstehung, überzeugende und entwaffnende Argumente. Da sind wir wirklich die Zwillingsgeschwister des Thomas. Und wir müssen einsehen, wie er es am Schluss eingesehen hat, dass Glaube eben nicht in erster Linie eine Sache des Verstandes, sondern des Herzens ist, nicht des Sehens, sondern des Ein- sehens.

Ich habe gehört vom Schmerz einer Mutter, die ihre tödlich verunglückte Tochter eben beerdigt hat. Wochen später trifft sie den Lehrer ihrer Tochter. Wie kommen Sie zurecht? fragt er. Die Mutter antwortet mit dem Gedanken, zu dem sie langsam und mühsam gefunden hat: „Ich weiß jetzt mein Kind in guten Händen“. Darauf der Lehrer: „Ja, wenn Sie das glauben können, ich kann es nicht“.

Möchte man nicht diesem Lehrer irgendetwas entgegnen können? Wir können es nur machen, wie Jesus, der den im Glauben Schwankenden ernst nimmt, ihn nicht verachtet und ihn in Liebe anschaut. Wir können es nur machen, wie die Apostel, die von ihrer Freude Zeugnis ablegen, die mit ihrer Hoffnung nicht hinter dem Berg halten. Wir sind wie die Blinden, aber sie, die ersten Zeugen der Auferstehung, sie sehen an unserer Stelle.

Es ist, wie in jener Geschichte vom Lahmen und vom Blinden. Beide hatte sich in der Wüste verirrt und jeder für sich ist dem Tod geweiht. Da tun sie sich zusammen. Der Blinde nimmt den Lahmen auf seine Schultern und der Lahme mit seinen gesunden Augen sagt den Weg an, während der Blinde mit seinen gesunden Füßen den Lahmen trägt. Man könnte sagen: der Lahme leiht dem Blinden seine Augen und der Blinde leiht dem Lahmen seine Füße. Auch wir, oft im Glauben blind und lahm, wir sehen heute mit den Augen jener Zeugen und wir gehen mit ihren Füßen. Wir dürfen uns hineinfühlen in das Herz des Thomas und in seinen wiedergefundenen Osterglauben. Wir dürfen uns hineinfühlen in das Herz jener Mutter, die sagen kann: Ich weiß mein Kind gut aufgehoben. Wir, die Zwillingsgeschwister des ungläubigen und doch wieder so gläubigen Thomas, wir haben schließlich die Verheißung Jesu, sein letztes Wort: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Das letzte Wort des Auferstandenen weist in die Zukunft und es rechnet mit unserer Glaubensschwäche.

So dürfen wir unseren Glauben wieder als das nehmen, was er ist: einerseits Geschenk der göttlichen Gnade, andererseits aber doch menschlicher Akt. Gott und der Glaube drängen sich nicht auf, es ist ein mutiger und riskanter Schritt unserer Freiheit, ein Hinaustreten aus allen Sicherheiten. Ich muss mich entscheiden, ob ich glauben will. Wenn ich es will, dann werde ich dafür auch Argumente der Vernunft finden. Wenn ich nicht will, dann werde ich immer wieder über neue Argumente für meinen Unglauben stolpern.

So können wir nur immer wieder einstimmen in jenes biblischen Stoßgebet: Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben- dann können wir hoffentlich auch manchmal erfahren, was im Johannesbrief geschrieben steht: Das ist der Sieg, der die Welt besiegt- unser Glaube.