Das Wort zur Schrift
Ist dein Auge böse, weil ich gut bin? (Mt 20,15)
Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg wird uns heute ein Spiegel vorgehalten: Wie geht es dir, wenn andere scheinbar bevorzugt werden? Natürlich, wo Menschen am Werk sind, da geht es niemals ganz gerecht zu, oft nicht einmal aus bösem Willen, sondern einfach durch Unwissenheit und Schwäche. Gott aber ist einfach so durch und durch gut, dass man es mit natürlichen Maßstäben nicht erklären kann. Jesus will uns Augen und Herzen öffnen dafür, dass uns so Vieles geschenkt ist: Leben, Gesundheit, Arbeitskraft und nicht zuletzt der christliche Glaube, das alles verdanken wir nicht uns selbst. Gott hat andere Maßstäbe, er ist nicht kaufmännisch geschult und hat nicht Wirtschaft studiert. Er ist scheinbar sehr bestechlich, wenn Menschen guten Willen zeigen.
Ob man so einen Gott ernst nehmen kann? Ich persönlich wünsche es mir jedenfalls aus ganzem Herzen, dass er auch bei mir auch das Kleinste sieht, und ich möchte das dann auch dem anderen gönnen. Einmal aber kommt die letzte Chance. So ist dieses Gleichnis bei allem Trost und bei aller Wärme, die es verströmt, auch eine sehr ernstgemeinte Einladung.
Dechant KR Mag. Ernst Windbichler - Stadtpfarrer Spittal/Drau
Evangelium nach Matthäus - Mt. 20, 1-16
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denár für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus und sah andere auf dem Markt stehen, die keine Arbeit hatten. Er sagt zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder hinaus und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging, traf er wieder einige, die dort standen. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis hin zu den Ersten! Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denár. Als dann die Ersten kamen, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten einen Denár. Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn und sagten: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und du hast sie uns gleichgestellt. Wir aber haben die Last des Tages und die Hitze ertragen. Da erwiderte er einem von ihnen: Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denár mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?
So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.