KREUZWEG virtuell
10. Station: Sie nageln mich an das Kreuz
Endlich waren wir da an dem Ort, den wir Schädelhöhe, Golgotha, nannten. Ich musste mich hinlegen, mit furchtbarer Brutalität rissen sie meine Hände weit auseinander, dann durchstieß ein Nagel nach dem anderen meine Hände und meine Füße. Es waren unerträgliche Schmerzen.
Ich dachte an meine Mutter, an Josef, meinen Ziehvater, an meine Freunde und Freundinnen, an alles was ich getan und gesagt habe, ich dachte an die beiden, die sie links und rechts neben mir kreuzigten und ich dachte an DICH, deine Familie, an die Menschen, die du liebst. Ich dachte aber auch an deinen Kummer, dein Leid, an die Menschen, mit denen du nicht zurechtkommst, an die Menschen, die dir Schmerzen und Übles antun, ich dachte an deine Verzweiflung und ich betete von ganzem Herzen zu meinem Vater: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Völlig ausgeliefert hing ich da und sie warfen das Los um meine Kleider, um den letzten Schutz, den sie mir genommen haben. Und die Menschen schauten zu und taten nichts. Manche verhöhnten mich indem sie sagten: "Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte." Und die Soldaten spotteten: "Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!"
Und ich, ich betete und dachte an DICH!
Dann schrie ich laut Eli, Eli, lema sabachtani? Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ganz allein hing ich da zwischen Himmel und Erde an diesem Kreuz, ich hatte furchtbare Schmerzen und konnte kaum atmen. Über mir hing dieses Schild „Jesus von Nazareth – König der Juden“. Anscheinend verspotteten mich nicht nur die Menschen auf der Erde unter mir, sondern der Spott kam auch von oben. Da erlebte ich die schlimmste von allen meinen Versuchungen. Hat auch Gott mich verlassen? War all das umsonst und sinnlos?
Wenn auch DU einmal an Gott zweifeln solltest, wenn auch DU glaubst, dass er dich im Stich gelassen hat, dann vergiss NIE: Auch ich, Jesus, habe diese Versuchung durchlebt und sie aufgelöst. Denn da, wo Gott ganz fern schien, da war er ganz da.
Ich will dir ganz nah sein. Nimm und spüre meine Nähe, vor allem da, wo du denkst, dass ich dich verlassen habe.