Pfarre

St. Paul im Lavanttal

Meditation zur Fastenzeit

von Benediktinerpater Anselm Grün

Zu Beginn der Fastenzeit hat der Benediktinerpater P. Anselm Grün einen Tipp zu einer Meditation, um die negativen Gefühle in uns zu bewältigen.

In der diesjährigen Fastenzeit von Verzicht zu sprechen, wird vielen eher auf die Nerven gehen. Sie haben den Eindruck, dass sie schon auf so vieles verzichten müssen durch den Lockdown. Daher möchte ich einen anderen Aspekt der Fastenzeit ansprechen. Fastenzeit ist die Zeit der Reinigung, nicht nur der Reinigung des Körpers, sondern vor allem auch eine Reinigung des Geistes. Wir merken, dass in dieser Zeit des Lockdowns in uns negative Gefühle hochkommen. Wir spüren Ungeduld, Ärger, Depression, Hilflosigkeit. Die Wüstenväter des 4. Jahrhunderts sagen: Wir sind nicht verantwortlich für die Gefühle und Gedanken, die in uns auftauchen, sondern nur wie wir damit umgehen.

So wäre eine gute Übung, die Gedanken und Gefühle zu reinigen, indem wir das Jesusgebet in diese Gefühle hineinsprechen: "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner!" Wenn wir das eine Zeit lang tun, wird in uns etwas klar und rein werden. Eine andere Übung, die wir in der Fastenzeit probieren können: eine Woche lang nicht über andere Menschen reden. Das fällt uns nicht so leicht. Indem wir es üben, merken wir, wie oft es uns drängt, über andere zu reden. Doch – so sagen die Mönche – indem wir über andere reden, trübt sich unser Geist. Das Schweigen kann das Trübe klären.

So wünsche ich uns allen, dass diese Fastenzeit für uns eine Zeit der inneren Reinigung wird. Dann wird sie eine gesegnete Zeit. Dann erleben wir, was wir Mönche im Vigilhymnus der Fastenzeit singen: "Die Erde zu heilen, schuf Gott diese Tage." Die Reinigung unserer Gedanken und Gefühle wird auch heilsam sein für die Gesellschaft, ja für die ganze Erde.