Ausstellung Benediktinerstift St. Paul 2024
Nackt zieht an!
Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal
Eingebettet in die fruchtbare Landschaft des unteren Lavanttales erhebt sich auf einem Felskegel das Stift St. Paul. Wo einst ein römisches Kastell und später die Burg der Spanheimer standen, siedelten sich im Jahre 1091 Benediktinermönche aus dem berühmten Kloster Hirsau an. Eine wechselvolle Geschichte kennt Zeiten der Blüte und des Niedergangs. Eine der umfassendsten privaten Kunstsammlungen Österreichs verleiht der heute blühenden Abtei das Prädikat Schatzhaus Kärntens. Das Stift beherbergt bedeutende Kunstschätze aus dem Mittelalter, etwa das große Reliquienkreuz der Königin Adelheid von Ungarn, das sogenannte Adelheidkreuz. Auch lässt ein ungeheurer Bestand an wertvollen Ölgemälden europäische Kultur in St. Paul lebendig werden. Angereichert durch die ca. 15.000 Blätter zählende Grafiksammlung ist eine Begegnung mit fast allen namhaften Künstlern Europas möglich. Der gesamte Bücherbestand des Stiftes St. Paul verteilt sich auf mehrere Bibliotheksräume in historischen Gewölben. Allein ca. 70.000 Bücher sind in der Schaubibliothek untergebracht. Das älteste Buch aus dem 5. Jahrhundert und das erste Druckwerk Guttenbergs zählen zu den bedeutendsten Stücken der Sammlung.
Sonderschau im Museum von Mai bis Oktober 2024
NACKT. Zieht an!
Der Mensch, wie Gott ihn schuf. Ein Thema, das berührt, anzieht, polarisiert, abschreckt, aber auch neugierig macht – es ist so alt, wie die Menschheit selbst. Schon im biblischen Buch Genesis erkennen Adam und Eva, dass sie nackt sind – und sie schämen sich. Der Umgang mit der eigenen Nacktheit ist sehr unterschiedlich – von der Freizügigkeit des Nudismus bis hin zur Scham, die verhüllt, was es zu verhüllen gibt. Das Ideal des schönen Körpers hat sich gewandelt und reicht von der Venus von Willendorf bis zu den Grazien eines Canova, die durch ihre scheinbare Makellosigkeit bestechen. Im Wort Gymnasium steckt das griechische Wort γυμνός (gymnos), nackt, das γυμνάσιον (Gymnasión) bezeichnet einen öffentlichen Platz für Leibesübungen, der schließlich zu einer Bildungsstätte wurde. Dass der Sport in der Antike völlig nackt ausgeführt wurde, verwundert heute vielleicht. Andererseits begleitet die Nacktheit den Menschen von der Geburt bis zum Tod. Der nackte Körper inspirierte Künstler und Denker gleichermaßen und gipfelt schließlich im Schönheitswahn aller Epochen.
Gleichzeitig wird der Leib verletzlich und ist dem Prozess der Vergänglichkeit ausgesetzt. Die Schönheit der nackten Haut wird eingesetzt, um Erfolg und Gesundheit zu beschreiben und dient einer gewaltigen Industrie als Motor. Die Anziehung zwischen Menschen verdichtet sich im Eros und wird oft zur Gratwanderung zwischen Respekt und Achtlosigkeit. Der verletzte Körper ist schließlich die Kehrseite und zeigt den Verfall. Am Ende steht der Disput, welchen Wert die Hülle des Menschen besitzt und wo die Einheit zwischen Leib und Seele zerbricht.
Ausstellungsdauer: 01.05.2024 – 27.10.2024
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag und feiertags von 10 bis 17 Uhr
Führungen nur bei rechtzeitiger Voranmeldung möglich
E: ausstellung@stift-stpaul.at, T: +43 4357 2019 – DW 10