Pfarre

Pölling

Frohbotschaft versus Drohbotschaft

Der Stern der Hoffnung

Der Stern von Bethlehem – Symbol der Hoffnung

Hoffnung …. Wenn der Mensch Krisenzeiten durchwandert, dann ist die Hoffnung auf das Besserwerden die Antriebsfeder, die ihn weitergehen lässt. Viele Menschen bleiben in der Resignation und Selbstaufgabe gefangen und verfluchen ihr Leben, setzen ihm gar ein Ende, weil sie keine Perspektiven und Auswege mehr sehen. Der Jahreswechsel ist immer die Sternstunde der Kartenleger, Astrologen und selbst ernannten Propheten. In den Kristallkugeln der Welt erscheinen die dramatischten Bilder, die man sich vorstellen kann und Menschen werden verängstigt. Kryptische Vorhersagen verheißen nichts Gutes und verunsichern sogar jeden Optimisten. Die Medien legen noch eine gehäufte Ladung nach und liefern grausame Bilder auf den Küchentisch oder in die Wohnzimmer. In dieses Chaos hören wir alle Jahre wieder die Botschaft vom Kind im Stall und von den Sterndeutern, die sich aufgemacht haben, um das Neugeborene zu suchen. Im Matthäusevangelium werden die Μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν (Magier aus dem Osten) erwähnt, die von einem Stern nach Bethlehem geführt wurden. Der Begriff Magier wurde im Griechischen allgemein für Zauberer oder Sterndeuter verwendet. Das mag wie eine Geschichte aus 1000 und einer Nacht klingen, wie ein Märchen, das keinen verifizierbaren Hintergrund besitzt. Vor einiger Zeit (Sommer) führte ich ein sehr interessantes Gespräch mit dem bekannten österreichischen Weltraumexperten Dr. Norbert Frischauf aus Wien, der mir wissenschaftlich genau erklärte, welche kosmische Konstellation als der Stern von Bethlehem identifiziert werden kann. Dieses Gespräch war insofern spannend, als dass die Himmelserscheinung zur Geburt Christi fernab allen Glaubens durch nüchterne wissenschaftliche Erkenntnisse belegt werden kann. Wie viele andere Erzählungen der Bibel, die im Neuen Testament annähernd 2000 Jahre alt und im Alten Testament noch viel älter sind, hält dieser biblische Bericht den wissenschaftlichen Methoden und Untersuchungen des 21. Jahrhunderts stand – mehr noch, es wird evident, dass die Fakten nicht erfunden sein können. Für uns Christen bedeutet das aber, dass wir uns deutlich mehr darum bemühen müssen, auskunftsfähig zu bleiben oder zu werden, um den kritischen Fragen der Gegenwart begegnen zu können.

Da genügt es nicht zu sagen: Gott liebt dich - obwohl das das größte Geschenk an den Menschen ist – sondern es braucht auch eine Glaubenskompetenz, um gegen alle Drohbotschaften mit Frohbotschaften antreten zu können.

Das brauchen wir! Das braucht unsere Zeit! Das braucht unsere Kirche! Gute Botschaften, die uns Mut machen und dem, was wir glauben, eine tragfähige Grundlage geben. Dafür müssen wir aber auch plausibel erklären können, was mit dem Scheinwissen einer Internet-Generation hinterfragt wird. Das vermisse ich mitunter sehr in unserer Kirche: man hat das Gefühl, da bedient man sich eingelernter Phrasen, ohne dass mit einer klaren Überzeugung gesprochen wird, die den gesamten Kontext des biblischen Geschehens beleuchtet und Fragen beantwortet. Es ist klar, dass manchen entscheidenden Lebens-Fragen das Leben die Antwort schuldig bleibt und ausschließlich der Glaube gefragt ist – es braucht aber auch das Interesse, MEHR wissen zu wollen und den Willen, sich mit den Texten der Hl. Schrift nicht nur oberflächlich oder gar nicht zu befassen, sondern sie mit ganzer Aufmerksamkeit zu lesen. Mich berührt die Szene der Magier an der Krippe. Die Weisen knien nieder. Bei all der Erkenntnis, die sie über das Leben und die Weite des Alls gewonnen haben, staunen sie vor dem Wunder – vor Gott, der Mensch geworden ist. Und trotzdem waren es ihr Wissen und die positive „Neugier“, die sie aufbrechen ließen und schließlich dorthin führten, wo sie das Staunen neu lernten. Staunen lernen! Sprachlos sein! Ich glaube, das müssen auch wir wieder lernen, dann wird die Hoffnung keine Fiktion, sondern gute und lebbare Realität.

Ich wünsche Ihnen im Neuen Jahr viele Begegnungen mit dem guten Stern, der Hoffnung heißt.

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar