Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Damtschach
Die Geschichte der Pfarrkirche Damtschach
Die PFARRKIRCHE DAMTSCHACH
Auf einem sonnigen Wiesenplateau über dem Schloss entstand diese Landkirche. Um den Turm der nahen, aber tiefer gelegenen Schlosskapelle - der bisherigen, zu klein gewordenen Pfarrkirche - nicht zu konkurrenzieren, verzichtete der Architekt auf ein dominantes bauliches Zeichen. So reagiert dieses schlichte Gotteshaus auf die umgebende Landschaft, die umrahmende Waldkulisse und das ferne Gebirgspanorama der Karawanken im Süden.
Der Zugang zum überdeckten Kirchenvorplatz erfolgt von der nördlich vorbeiführenden Straße, also von der Seite her. Der Haupteingang zum Kirchenraum liegt an dessen Südwestecke, der Altarbereich mit Tabernakel diagonal gegenüber. Auf diese Weise entsteht ein spiralförmiger Weg, welcher den Bau für den Ankommenden von außen und innen räumlich stärker erlebbar macht.
Eine den Vorplatz südlich begrenzende „Leitwand“ betont die Wegführung. Sie setzt sich an drei Seiten den Innenraum umschließend fort, die vierte Wand bildet ein „hineingestelltes Holzhaus“ mit den Nebenräumen und einer darüberliegenden Stufenempore. Über allem schwebt ein weit ausladender Dachbaldachin, der in assoziativer Fortsetzung des umliegenden Waldes von 20 Holzsäulen getragen wird. Mit dem Verzicht auf ein weit gespanntes Tragwerk zugunsten von kleinen Stützweiten entsteht damit gleichsam eine dreischiffige Halle mit differenzierten Raumbereichen für die liturgischen Funktionen.
Text: Architekt DI Gernot Kulterer
Zur künstlerischen Ausgestaltung der neuen Damtschacher Pfarrkirche durch Karl Vouk
Die Ausgestaltung der neuen Damtschacher Pfarrkirche durch den Kärntner Künstler Karl Vouk thematisiert die biblische Ostererzählung von der Begegnung der Emmausjünger mit dem Auferstandenen (Lukas 24). In ein Fries aus unbehandeltem Stahl, das sich wie ein Weg an der Südwand beginnend bis zum Längsfenster der Altarwand zieht, schneidet der Künstler einfache Zeichen, die im christlichen Symbolzusammenhang eine besondere Bedeutung erfahren.
Diese Art der Weggestaltung nimmt direkt Bezug auf die unterschiedlichen liturgischen Orte des Gotteshauses. So lassen die Fußspuren am Beginn an die personale Begegnung der Jünger mit Christus denken. Der Auferstandene geht auf die Jünger und zugleich auch auf die Betrachter des Werkes zu. Ein symbolisch dargestellter Fisch in der Nähe des Taufbeckens verweist ebenfalls auf Christus, in dessen Tod und Auferstehung wir in unserer Taufe „hineingetaucht“ wurden.
Auf der Höhe des Ambos sind Schriftzeichen verschiedener Sprachen (Hebräisch, Griechisch, u.a.) zu entdecken, die auf die weltumspannende Wirkung der göttlichen Offenbarung verweisen. Hinter dem Altar schließlich wird das Brotbrechen dargestellt. Ein bewusster Materialwechsel und die Überschreitung („Transzendenz“) des irdischen Horizontes deuten das Geschehen am Altar. Der Künstler positioniert den Leib Christi, das geteilte Brot, in Form einer segmentierten Scheibe in einer anderen, höheren Dimension über dem Fries. Der fehlende Teil der kreisförmigen Scheibe ist wie eine Intarsie in den irdischen Bereich eingesetzt. Er bildet eine Klammer zwischen Himmel und Erde, zwischen göttlichem und menschlichem Tun.
Wie die biblische Begegnung der Emmausjünger nach einer gemeinsamen Rückschau auf den Sinn der Heiligen Schriften beim Brotbrechen des abendlichen Mahles im Erkennen Christi ihren Höhepunkt und zugleich ihr Ende fand, so entwickelt auch der Künstler seinen Weg-Fries dynamisch hin zum zentralen liturgischen Geschehen der Eucharistiefeier: „Er nahm, sprach den Lobpreis, brach und gab ihnen das Brot.“
Die künstlerische Gestaltung geht noch einen Schritt weiter: Eine silbergraue Aluminiumplatte an der Nordwand der Kirche zeigt die Konturen einer schwebend-entschwindenden menschlichen Figur und eine stilisierte Flamme. Die Umrisse der Figur sind einer bekannten Verklärungsdarstellung entliehen, die von Raffael im frühen 16. Jahrhundert gemalt wurde. Durch die indirekte Hereinnahme der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor, die als Vorausblick auf das Ostergeschehen gedeutet werden kann, und durch den wiederholten Materialwechsel von patiniertem Stahl zu silbrig glänzendem Aluminium deutet der Künstler wiederum auf die ganz ANDERE Daseinsweise des auferstandenen Christus hin.
Den Jüngern aus Emmaus und wohl auch dem Betrachter bleiben nur noch die innere Gemeinschaft mit dem Auferstandenen und ein brennendes Herz voller Sehnsucht und Hoffnung auf seine Wiederkunft. Mit der stilisierten Flammenzunge verweist der Künstler bereits auf Pfingsten hin, wo der tröstende und stärkende Geist – unser Beistand – mit Tosen und mit Brausen erscheint … .
Text: Dr. Karl-Heinz Kronawetter
Fotos: DI Friedrich Breitfuss